Der Zusammenschluss von Dufry und Autogrill soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen werden. "Wir gehen davon aus, alle behördlichen Genehmigungen für die Transaktion Anfang 2023 zu erhalten", sagte Dufry-CEO Xavier Rossinyol an einer Telefonkonferenz vom Montag. Der Abschluss der Übernahme werde voraussichtlich im zweiten Jahresviertel 2023 erfolgen.
Um den Autogrill-Anteil der Familie Benetton von 50,3 Prozent zu übernehmen, wird Dufry eine Kapitalerhöhung über 30,7 Millionen Aktien durchführen. Die Übernahme der restlichen Autogrill-Aktien soll durch eine Kombination von neuen Aktien und Schulden finanziert werden, so Rossinyol. Je nachdem wie viele Autogrill-Aktionäre die Option Barabfindung wählen, könnten maximal weitere rund 30 Millionen neue Dufry-Aktien dazukommen.
Mit Blick auf die aktuell ausstehenden rund 90 Millionen Dufry-Aktien würde dies eine Verwässerung um rund zwei Drittel bedeuten. Nach Abschluss der Transaktion wird die Familie Benetton mit einem Anteil von 20 bis 25 Prozent zum Dufry-Hauptaktionär, wobei die Anteile einer Sperrfrist von zwei Jahren unterliegen. Die Autogrill-Aktien sollen schlussendlich von der Mailänder Börse dekotiert werden.
Im Detail erhält die Benetton-Familie Aktien, die im Rahmen einer Kapitalerhöhung ausgegeben werden. In einem zweiten Schritt bietet Dufry den übrigen Autogrill-Aktionären dann einen Aktientausch oder Bargeld (6,33 Euro pro Aktie) für ihre Anteile an. Um auch die Dufry-Aktionäre von der Übernahme zu überzeugen, liegt dem Umtausch-Angebot ein Bewertungs-Abschlag für Autogrill und ein Aufschlag der Dufry-Aktien zu Grunde. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass sich der Kurs von Autogrill bereits sehr viel stärker von der Corona-Delle erholt hat, als dies bei Dufry der Fall ist. Dufry-Titel notierten zuletzt um rund zwei Drittel unter dem Stand von Anfang 2020, bei Autogrill beläuft sich das Minus auf lediglich 17 Prozent.
Analysten beuteilen Deal unterschiedlich
Analysten beurteilen den Deal unterschiedlich: Die Verbindung der beiden Firmen werde zur Diversifizierung der Geschäftsbereiche beider Unternehmen beitragen, heisst es etwa bei der Royal Bank of Canada. Eine Kombination auf den Flughäfen mache durchaus Sinn, schreibt die Bank Vontobel. Dadurch werde das Angebot von Dufry in den Schlüsselmärkten Europa und Nordamerika gestärkt. Für das Autobahngeschäft dagegen sei ein Mehrwert schwieriger zu rechtfertigen.
Für den Analysten der Zürcher Kantonalbank sind die Synergien des gesamten Deals "schwer greifbar". Zu gross seien die Unterschiede zwischen Flughafen und Highway-Geschäft, wird in einer Notiz vermerkt. "Die Integration wird zeitintensiv. Eine nachträgliche Abspaltung des Highway-Bereichs nach der Fusion bleibt denkbar." Die ZKB sieht aus der Transaktion ein hohes Risiko für eine lang anhaltende Verwässerung der Rendite auf dem eingesetzten Kapital für Dufry. Der zuständige Analyst stuft die Aktie daher auf “Untergewichten”.
Den Zeitpunkt für den Zusammenschluss erachtet der Dufry-CEO, der auch das kombinierte Unternehmen leiten soll, dagegen als günstig. "Beide Unternehmen erholen sich derzeit stark vom Corona-Einbruch und auch dadurch ergibt sich ein grosses Synergie-Potenzial". Im ersten Jahr nach dem Zusammenschluss sollen diese Synergien bei rund 85 Millionen Franken liegen. In Europa ist Autogrill vor allem an Autobahn-Raststätten stark präsent.
(AWP/Reuters/cash)