Porsche-Chef Oliver Blume erwartet ein weiterhin schwieriges China-Geschäft: «Wenn das Luxus-Segment bei Elektroautos in China nicht kommt, werden wir bei Verbrennern und Hybriden auf Luxus vorbereitet sein. Dort haben wir auch starke Gewinnmargen», sagte er bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Mittwoch. Porsche habe bereits mehrere neue Verbrenner-Modelle für künftige Projekte ins Auge gefasst und profitiere von seiner flexiblen Produktion.

Auf den Preiskrieg in China wolle sich Porsche nicht einlassen und stattdessen lieber einen geringeren Absatz hinnehmen, sagte Blume. Porsche sei es bereits gelungen, sich weniger abhängig vom chinesischen Markt zu machen, hier seien weitere Anstrengungen nötig.

Blume betonte dabei die Notwendigkeit, einen technologieoffenen Ansatz zu fahren. Angesichts der derzeitigen Flaute bei Elektroautos in Europa passe Porsche seine Investitionen entsprechend an, ergänzte Finanzchef Lutz Meschke. Erst am Montag hatte Porsche darauf verwiesen, dass die Umstellung auf Elektroautos langsamer vorankomme als gedacht.

Prognose wegen Lieferengpässen gesenkt

Im ersten Halbjahr bekam Porsche den geringeren Absatz und hohe Kosten für den Hochlauf neuer Fahrzeuge zu spüren. Der Betriebsgewinn ging um ungefähr ein Fünftel auf 3,1 Milliarden Euro zurück. Der Umsatz sank um knapp fünf Prozent auf 19,5 Milliarden Euro, die Umsatzrendite lag bei 15,7 Prozent, das sind 3,2 Prozentpunkte weniger als vor Jahresfrist.

Analysten hatten allerdings nach Daten von LSEG mit einem noch stärkeren Rückgang der Marge auf 15,3 Prozent gerechnet. Porsche hat in den vergangenen Monaten überarbeitete Versionen der Modelle Panamera, Taycan und 911 auf den Markt gebracht, dazu kommt der elektrische Macan. Das treibt die Kosten für Entwicklung und Vertrieb in die Höhe.

Auch für die kommenden Monate ist keine Besserung in Sicht: Erst in der Nacht zum Dienstag hatte das Unternehmen seine Prognose für das laufende Jahr gesenkt, weil das Werk eines wichtigen Aluteile-Lieferanten überflutet wurde und deswegen die Produktion wochenlang lahmgelegt wird. Dabei handelt es sich offenbar um das Werk des US-Herstellers Novelis im schweizerischen Wallis.

Porsche stellt sich deswegen auf mehrwöchige Produktionsunterbrechungen ein. Blume sagte, der Sportwagenbauer sei auch deswegen so stark abhängig von einem einzigen Lieferanten, weil die Volumina vergleichsweise gering seien. «Wir haben einen hohen Anteil von sehr exklusiven Autos, die nicht von der Stange sind, was es schwieriger macht, Teile auszutauschen», sagte er.

Mittelfristig seien die Aussichten gut, sagte Finanzchef Meschke. Die Situation sei «vollkommen anders», wenn die neuen Modelle auf dem Markt seien. Das Ziel einer Gewinnmarge zwischen 17 und 19 Prozent bis 2025 sei in Reichweite.

Analysten zeigten sich dennoch skeptisch. Die Experten der Citibank verwiesen darauf, dass es im laufenden Jahr schwierig bleibe. «Wie immer werden Investoren auf Anzeichen einer besseren Entwicklung warten, vermutlich ab dem vierten Quartal 2024.» Der zuständige Analyst der Deutschen Bank Tim Rokossa sagte, die jüngsten Lieferketten-Probleme lasteten ein weiteres Mal auf dem Vertrauen in die Leistung des Managements. «Das ruft nach einer angemessenen Reaktion, um zu zeigen, dass die Firma das Risiko in ihrer Lieferkette in den Griff bekommt.»

(Reuters)