Die Credit Suisse (CS) kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Nach ihrer unglücklichen Rolle in der Greensill-Affäre und Berichten eines Angriffs durch den berüchtigten Leerverkäufer Bronte Capital fällt Goldman Sachs der Aktie der Schweizer Grossbank - für Beobachter überraschend - ein negatives Urteil zur Aktie.
In einer neun Seiten starken Unternehmensstudie kehrt die US-Investmentbank von ihrer Kaufempfehlung ab und stuft die Aktie von "Buy" auf "Neutral" herunter. Obwohl sie ihre Gewinnschätzungen vorerst unverändert beibehält, kürzt sie das 12-Monats-Kursziel auf 16 (zuvor 17,60) Franken.
Kritik an den letztjährigen Rechtskosten
Wer nun denkt, dass Goldman Sachs mit möglichen finanziellen Folgen aus der Greensill-Affäre argumentiert, der irrt. Vielmehr begründet die US-Investmentbank diesen Schritt mit dem starken Abschneiden der CS-Aktie in den vergangenen 12 Monaten. Während die Aktie 47 Prozent höher als noch vor einem Jahr stehe, habe der Stoxx Europe 600 gerade einmal um 26 Prozent zugelegt. Der Unterindex für europäische Bankaktien habe sich sogar noch etwas schwächer entwickelt, so halten die Amerikaner fest.
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Goldman Sachs erwähnt Greensill in der Unternehmensstudie zwar nicht namentlich. Allerdings übt die US-Investmentbank Kritik an den hohen Rückstellungen für das vergangene Jahr. Mit fast einer Milliarde Franken lagen diese deutlich über den zu Jahresbeginn erwarteten 58 Millionen Franken. Die Amerikaner schliessen nicht aus, dass aufgrund dieser Erfahrungen aus der Vergangenheit auch künftig mit neuen Rechtskosten zu rechnen ist.
CS-Aktie seit Jahresbeginn mit angezogener Handbremse unterwegs
Wie Beobachter wissen, geht die einstige Kaufempfehlung auf Anfang Juni 2014 zurück, als die CS-Aktie noch 27 Franken kostete. Seither hat Goldman Sachs diese ununterbrochen zum Einstieg angepriesen – bis jetzt. Die Abkehr von der Kaufempfehlung überrascht auch insofern, als dass sich vom neuen 12-Monats-Kursziel von 16 Franken ein Aufwärtspotenzial von fast 29 Prozent ableiten lässt und die Amerikaner den übrigen europäischen Bankaktien bloss einen Anstieg über die nächsten 12 Monate von durchschnittlich 16 Prozent zutrauen.
Seit Jahresbeginn errechnet sich bei der CS-Aktie noch immer ein Plus von rund 8 Prozent. Dennoch haben die Aktien der beiden Rivalen UBS (+14,6 Prozent) und Julius Bär (+14,9 Prozent) in dieser Zeit teils deutlich besser abgeschnitten.