Vor gut drei Wochen wartete Meyer Burger mit einer Gewinnwarnung auf, und erklärte, man wolle das Geschäftsmodell und die Strategie einer grundlegenden Überprüfung unterziehen. Am frühen Donnerstagmorgen nun lässt der Solarzulieferer aus dem bernischen Gwatt die Katze aus dem Sack: Er gibt eine strategische Partnerschaft mit dem Grosskunden REC bekannt.

Das Partnerunternehmen will seine auf die Heterojunction- und SmartWire-Technologie von Meyer Burger abgestützten Produktionskapazitäten von derzeit 600 Megawatt um mehrere Gigawatt ausbauen. Meyer Burger soll im Gegenzug an den zukünftigen Gewinnen beteiligt werden.

Beobachter begrüssen diesen Schritt zwar, räumen gleichzeitig allerdings ein, dass bisweilen bloss eine Absichtserklärung unterzeichnet wurde und man auch in Bezug auf die finanziellen Eckpunkte der Zusammenarbeit nichts wisse. So genau liessen sich die Pläne deshalb noch gar nicht beurteilen.

Aktionärsgruppe begegnet den Plänen mit Skepsis

Nach einem frühen Vorstoss bis auf 0,445 Franken verliert die Meyer-Burger-Aktie zur Stunde noch 8,8 Prozent auf 0,3868 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen gar bei 0,3832 Franken. Damit errechnet sich alleine für die letzten vier Handelstage ein Minus von gut 15 Prozent.

Wie die Credit Suisse schreibt, könnte eine strategische Zusammenarbeit mit dem Grosskunden REC durchaus Sinn machen. Allerdings sei die Zusammenarbeit wohl nur dann für alle Parteien von Erfolg geprägt, sollte REC die Produktionskapazitäten rasch erhöhen können und sich die Kapazitätsauslastung bei Meyer Burger dadurch deutlich verbessern. Ausserdem bleibt aus Sicht der Grossbank unklar, wie der Zweitpartner Oxford PV Nutzen aus der Partnerschaft ziehen soll. Die Credit Suisse stuft die Meyer-Burger-Aktie weiterhin mit "Underperform" und einem Kursziel von 0,39 Franken ein.

Die Bank Vontobel sieht in der strategischen Zusammenarbeit ein potenziell sehr attraktives Vorhaben, macht dies aber von der Gewinnbeteiligung und der Exklusivität abhängig. Der Zürcher Bank zufolge winken beträchtliche wiederkehrende und margenstarke Ertragsströme im zweistelligen Bereich, die zulasten stärker begrenzter und margenschwächerer Ausrüstungskäufe gehen würden. Das Anlageurteil für die Meyer-Burger-Aktie lautet unverändert "Hold", das Kursziel 0,45 Franken.

Bei der Aktionärsgruppe um Sentis Capital/Teutonia begegnet man den Plänen hingegen mit Skepsis. Wie Anton Karl als Vertreter der Aktionärsgruppe auf Anfrage schreibt, sollte jetzt wohl jeder verstehen, dass es einen Aktionärsvertreter im Gremium (Verwaltungsrat) braucht. Denn die Verhandlungen würden gemäss Aussendung (Medienmitteilung) Monate dauern. In diesen Prozess müsse der Aktionär eingebunden werden, so Karl weiter.

Die aus 14 Mitgliedern zusammengesetzte Aktionärsgruppe, sie stellt bei Meyer Burger mittlerweile gut 11 Prozent der Stimmen, fordert einen aktionärsfreundlicheren Kurs vom Unternehmen und will einen Aktionärsvertreter in den Verwaltungsrat wählen lassen (cash berichtete). Hinter Sentis Capital steht der russischstämmige Milliardär Petr Kontrashev. Er beteiligte sich im Dezember 2016 an Meyer Burger, als der Solarzulieferer zwecks Bilanzsanierung zu einer umfassenden Kapitalerhöhung gezwungen war.