Seit Jahren ist die Bankensoftwareschmiede Temenos ein Garant für solide Ergebnisse. Daher überrascht es nicht, dass die Genfer auch für das vierte Quartal letzten Jahres mit einem insgesamt soliden Zahlenkranz aufwarten.
Während der Umsatz den Analystenschätzungen nur knapp gerecht wird, liegt der bereinigte operative Gewinn (EBIT) am ganz oberen Ende der Erwartungsbandbreite. Auch die Jahresdividende weiss zu gefallen.
Für gemischte Reaktionen sorgen hingegen die Zielvorgaben für 2019. Das Unternehmen geht von einem Jahresumsatz von bis zu einer Milliarde Dollar und einem operativen Gewinn (EBIT) zwischen 310 und 315 Millionen Dollar ein. Beides deckt sich zwar mit den Markterwartungen. Allerdings dürften nicht alle Analysten die bereits in diesen Zielvorgaben berücksichtigte Integration der übernommenen Avoka in ihren Schätzungen berücksichtigt haben.
Es ist vor allem der Rücktritt des langjährigen Konzernchefs David Arnott, der die Temenos-Aktie im frühen Handel bis auf 131,50 Franken zurückfallen liess. Zur Stunde verliert sie noch 1,6 Prozent auf 136,80 Franken.
Mehrheitlich versöhnliche Analystenstimmen
Bei Barclays ist von einem starken vierten Quartal die Rede. Neben der fehlerfreien Umsetzung des Tagesgeschäfts heben die Briten insbesondere die stark wachsenden Lizenzeinnahmen hervor. In Erwartung eines schwierigeren Wirtschaftsumfelds sowie im Wissen um die ambitioniert hohe Vergleichsbasis aus dem vergangenen Jahr wird die Temenos-Aktie mit "Underweight" und einem Kursziel von gerademal 96 Franken zum Verkauf empfohlen.
Auch die Credit Suisse erachtet den vorliegenden Zahlenkranz als robust. Die Grossbank zeigt sich gleichermassen überrascht und enttäuscht über den Rücktritt von Konzernchef David Arnott. Was die Zielvorgaben für 2019 anbetrifft, hält die Credit Suisse zumindest diese für gut abgestützt. Die Grossbank stuft die Aktie wie bis anhin zwar nur mit "Neutral" ein, erhöht aber das Kursziel auf 135 (zuvor 117) Franken.
Bei der Rivalin UBS dreht sich hingegen alles um den Rücktritt des Konzernchefs. Dieser sei massgeblich am Erfolg der letzten Jahre beteiligt gewesen, so die Grossbank. Sie hält deshalb mit einem 12-Monats-Kursziel von 96 Franken an der Verkaufsempfehlung fest und schliesst eine negative Börsenreaktion nicht aus.
Zielvorgaben lassen sich nur schwer interpretieren
Etwas zurückhaltender gibt man sich bei Baader-Helvea. Dort wird der Zahlenkranz zumindest in Bezug auf die Umsatzentwicklung als "durchwachsen" bezeichnet. Das Anlageurteil lautet deshalb weiterhin "Sell". Das Kursziel wird mit gerademal 50 Franken angegeben.
Bereits im Vorfeld warnte Research Partners, dass die Zielvorgaben für 2019 für Verwirrung sorgen könnten. Der Grund: Temenos stellt die Rechnungslegung um. Wie hoch der vom Unternehmen selbst in Aussicht gestellte operative Gewinn (EBIT) von 310 bis 315 Millionen Dollar nach alter Praktik läge, lässt sich nicht nur für den Laien schwer abschätzen.
Hinzu kommt die Frage, wie viele Analysten die Integration der übernommenen Avoka bereits in ihren diesjährigen Umsatz- und Gewinnschätzungen berücksichtigt haben. Bei Baader-Helvea geht man davon aus, dass sich die diesjährigen Zielvorgaben unter Berücksichtigung von Avoka im Rahmen der Markterwartungen bewegen.
Wie hiesige Händler ergänzen, ist Temenos jedoch für eher konservative Vorgaben früh im Jahr bekannt. Der Rücktritt des langjährigen und in Analystenkreisen geschätzten Konzernchefs David Arnott wird hingegen bedauert.