Im Vorfeld des Börsengangs vom April 2019 frenetisch gefeiert, ist der Zugbauer Stadler Rail den Erwartungen vieles schuldig geblieben. Das hinterliess auch Spuren in der Kursentwicklung, notiert die Aktie mittlerweile doch unter dem seinerzeitigen Ausgabepreis von 38 Franken. Letzte Woche fiel die Aktie gar kurz unter die Marke von 30 Franken.

Seit Mai 2020 sitzt Firmenpatron Peter Spuhler bei Stalder Rail wieder auf dem Chefsessel. Dies, nachdem es unter dem früheren Firmenchef Thomas Ahlburg zu mehreren Ergebnisenttäuschungen gekommen war und der Zugbauer bei den eigenen Zielen zurückkrebsen musste.

Dass die nicht eben erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionäre auch unter Firmenpatron Peter Spuhler nicht vor Enttäuschungen gefeit sind, zeigt das seit dem frühen Dienstagmorgen bekannte Ergebnis für 2021. Mit einem Umsatz von 3,64 Milliarden Franken schrammt das Unternehmen selbst an den pessimistischsten Analystenschätzungen vorbei. Und der Jahresgewinn bleibt mit 134 Millionen Franken weit hinter den durchschnittlich erwarteten 186 Millionen Franken zurück.

Analysten schlagen versöhnliche Töne an

Für 2022 geht der Zugbauer von einer stabilen operativen Marge (2021: 6,2 Prozent) bei einem Umsatz zwischen 3,7 und 4 Milliarden Franken aus. Die Analysten müssen deshalb einmal mehr den dicken Rotstift ansetzen.

Vontobel räumt zwar ein, dass sich der Zugbauer im Tagesgeschäft derzeit mit Herausforderungen herumschlagen muss. Die Zürcher Bank streicht gleichzeitig jedoch die erfreuliche Auftragslage sowie die randvollen Auftragsbücher hervor. Sie bleibt deshalb bei ihrer Kaufempfehlung. Das Kursziel von 50 Franken dürfte Vontobel unter negativen Vorzeichen überarbeiten.

Wie die Zürcher Kantonalbank ergänzt, lassen sich die in der zweiten Jahreshälfte erzielten Fortschritte bei der operativen Marge wohl nicht wiederholen. Etwas enttäuscht zeigt sie sich zudem von den Währungsverlusten. Diese führten letztendlich zu einem deutlich tiefer als erwartet ausgefallenen Jahresgewinn. Dass die Mittelfristziele nach hinten verschoben werden, überrascht die Zürcher Kantonalbank hingegen nicht. Sie bleibt beim Anlageurteil "Marktgewichten".

Sogar Gefallen am vorliegenden Jahresergebnis findet man bei der Basler Kantonalbank. Ihres Erachtens beweisen die neuen Rekorde bei Umsatz, Aufträgen und Betriebsgewinn die herausragende Qualität von Stadler Rail. Als Argumente für den Zugbauer und seine Aktie sieht sie auch die starke Marktstellung, die Technologieführerschaft sowie die kalkulierbare Belastun durch den Ukraine-Krieg. Die Basler Kantonalbank rät mit "Übergewichten" und einem Kursziel von 47 Franken zum Kauf der Aktie.

Des einen Leid, des anderen Freud

Nach einem frühen Rücksetzer auf 32,78 Franken grenzt die Stadler-Rail-Aktie die Kursverluste ein. Zur Stunde verliert sie noch 3,5 Prozent auf 34,12 Franken.

Dies zur Freude der Leerverkäufer. Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit zufolge spekulieren letztere mit nicht weniger als 13 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Das macht Stadler Rail zu einem der beliebtesten Ziele von MArktteilnehmern, die mit fallenden Kursen Geld verdienen wollen.

Auch der für Kepler Cheuvreux tätige Analyst steht mit seiner Einschätzung gut da. Er hatte die Aktie erst kürzlich von "Hold" auf "Reduce" heruntergestuft und das Kursziel auf 33,50 (zuvor 44) Franken zusammengestrichen (der cash Insider berichtete). Die Aktie büsste damals gut 8 Prozent ihres Kurswerts ein.