Sunrise Communications verklagt die Swisscom. Die Nummer zwei im Schweizer Telekommunikationsmarkt fordert von der unangefochtenen Marktführerin 350 Millionen Franken zuzüglich Zinsen. Die Angeklagte habe in den Jahren 2001 bis 2007 ihre marktbeherrschende Stellung beim Breitband-Internet (ADSL) missbraucht, so lautet der Vorwurf (cash berichtete).
Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, beträgt der Umfang der Schadenersatzklage an der Marktkapitalisierung von Swisscom gemessen gerade einmal 1,4 Prozent. Ausserdem hat die Marktführerin für regulatorische und wettbewerbsrechtliche Verfahren Rückstellungen in Höhe von 209 Millionen Franken gebildet. Die Zürcher Kantonalbank geht davon aus, dass die Swisscom die Klage anficht und damit einen langjährigen Gerichtsweg beschreitet. Gegenstand der Anfechtung dürfte vor allem die Höhe des entgangenen Gewinns sein. Sie stuft die Aktie wie bis anhin mit "Übergewichten" ein.
Melden sich weitere Kläger zu Wort?
Aus Sicht der Bank Vontobel hat die Klage von Sunrise gute Erfolgsaussichten. Erst im Dezember hatte das Bundesgericht nämlich ein entsprechendes Urteil der Wettbewerbskommission Weko gegen die Swisscom bestätigt. Da auch die Zürcher Bank mit einem langen Gerichtsprozess rechnet, lässt sie vorerst bei keiner der beiden Streitparteien mögliche Entschädigungszahlungen ins Bewertungsmodell einfliessen.
In den Handelsräumen hiesiger Banken wird nicht ausgeschlossen, dass neben Sunrise auch andere Anbieter auf Schadenersatz klagen. Es könnte deshalb teuer für die Swisscom werden, so heisst es weiter.
Die Swisscom-Aktie geriet in der zweiten Hälfte letzter Woche unter Verkaufsdruck. Alleine am Donnerstag und Freitag büsste sie gut 3 Prozent ein. Beobachter machen Branchenrotationen für diese Kursverluste verantwortlich. Seit Jahresbeginn errechnet sich ein Minus von fast 5 Prozent. Dem steht eine um gut 6 Prozent höhere Sunrise-Aktie gegenüber.