Der Darmstädter Merck -Konzern steht vor einer milliardenschweren Übernahme des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics. Beide Unternehmen befänden sich in «weit fortgeschrittenen Gesprächen» über einen möglichen Kauf, teilte Merck am Donnerstagabend mit. Mit dem nahenden Milliarden-Deal würde der Dax-Konzern den grössten Zukauf seit Jahren stemmen und sein Geschäft mit Krebsmedikamenten stärken.
Zuvor hatte das «Wall Street Journal» berichtet, dass eine Transaktion im Volumen von rund 3,5 Milliarden US-Dollar (3,1 Mrd. Euro) geplant sei. Noch sei aber keine abschliessende Entscheidung getroffen und keine rechtlich verbindende Vereinbarung abgeschlossen, betonte Merck. Die Unternehmen sprächen auf Basis eines Preises um die 47 Dollar pro Springworks-Aktie. Die Gespräche waren bereits im Februar grundsätzlich bestätigt worden.
Die Papiere des Darmstädter Pharmakonzerns stiegen am Freitag im frühen Handel um rund ein Prozent. Die Springworks-Aktien waren am Donnerstag im späten New Yorker Handel um neun Prozent angezogen. Richard Vosser von der Bank JPMorgan bekräftigte seine Einschätzung, dass eine Übernahme das Healthcare-Portfolio von Merck ergänzen und dazu beitragen würde, einen Umsatzrückgang in dieser Sparte zu adressieren. Mit einem Preis von rund 3,5 Milliarden Dollar wäre ein Kauf auch finanziell sinnvoll. Händler verwiesen darauf, dass ehemals von Beträgen von 4 bis 5 Milliarden Dollar die Rede gewesen sei.
Springworks mit Sitz im US-Bundesstaat Connecticut wurde 2017 vom Pharmariesen Pfizer abgespalten. Das Unternehmen konzentriert sich auf Therapien gegen seltene Tumore und Blutkrebs und hat bereits ein in den USA zugelassenes Medikament zur Behandlung von fortschreitenden Weichteiltumoren.
Mercks Pharmasparte wuchs zuletzt zwar wieder solide. Der Konzern steht aber unter Druck, neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Mehrere Hoffnungsträger, die dem Konzern Milliarden in die Kassen spülen sollten, waren in klinischen Studien gescheitert.
Merck hatte sich deshalb verstärkt darauf verlegt, mit anderen Unternehmen Lizenzen für die Vermarktung von deren Medikamenten abzuschliessen, zuletzt aber auch wieder Übernahmen ins Auge gefasst.
Die letzte grosse Übernahme hatte Merck 2019 mit dem US-Halbleiterzulieferer Versum Materials gestemmt. Grösster Zukauf in der Unternehmensgeschichte war der US-Laborausrüster Sigma-Aldrich, den Merck 2015 übernahm.
(AWP)