Jahrelange Nullzinsen in den USA hätten der amerikanischen Volkswirtschaft geschadet und Spekulationsblasen wie den Bitcoin entstehen lassen. So äusserte sich Nassim Nicholas Taleb, der Autor des Buches "The Black Swan", am Donnerstag im Rahmen eines CNBC-Interviews.
"Wir lebten fast 15 Jahre in einer Art Disneyland, welches im Grunde die Wirtschaftsstruktur zerstört hat. Stellen Sie sich das mal vor: Keine Zinssätze", meinte Taleb weiter.
"Mit Nullzinsen schadet man der Wirtschaft über lange Zeiträume hinweg. Diese kreieren Blasen, schaffen Tumore wie Bitcoin und führen zu Hedgefonds, die es nicht geben sollte, die aber seit 15 Jahren existieren", sagte der ehemalige Optionshändler und Finanzmathematiker.
Schon früher hat sich Taleb kritisch gegenüber dem Bitcoin geäussert. So hat er die Kryptowährung ein "überflüssiges Produkt niedriger Zinssätze" genannt und mit einer "ansteckenden Krankheit" verglichen.
Vom «Disneyland» zum normalen Wirtschaftsleben
Für nächste Woche wird erwartet, dass die US-Notenbank die fünfte Zinserhöhung im Jahr 2022 vornimmt, um die Kreditaufnahme weiter zu verteuern. Durch die darauffolgende Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit soll die hohe Inflationsrate eingedämmt werden.
"Wir müssen zum normalen Wirtschaftsleben zurückkehren. Menschen mit Erfahrung erinnern sich daran, dass es irgendwann einmal so etwas wie einen Diskontsatz gab. Investitionen mussten auch einen Cashflow erwirtschaften. Die neue Generation kann sich das gar nicht mehr vorstellen", meinte der "Black Swan"-Autor weiter.
Die Federal Reserve hielt zwischen 2008 und 2015 den Leitzins in einer Spanne von 0 bis 0,25 Prozent. Gerade während der weltweiten Finanzkrise wurden extrem niedrige Zinssätze angewendet.
Im Buch "The Black Swan", welches international zum Bestseller wurde, beschäftigt sich Taleb mit den extremen Auswirkungen seltener und unvorhersehbarer Ausreissereignisse. Solche Geschehnisse bezeichnet er als "Schwarze Schwäne". Für Taleb gehört auch die Finanzkrise im Jahr 2008 dazu.