Die Erholungs-Rally an den globalen Börsen schwächt sich zunehmend ab. Die Märkte loten aus, wie sich das Zurückfahren der ultralockeren Geldpolitik in den USA auf die Bewertung von Aktien und anderen Assetklassen auswirken wird. Zudem sorgt China in diesen Wochen regelmässig für Turbulenzen an den Börsen, und zwar nicht nur in China selbst. Währenddessen hat sich der Kryptomarkt in den letzten Wochen fast etwas klammheimlich stark erholt. Plötzlich notiert Bitcoin wieder nahe 50'000 Dollar.
cash.ch hat sich in diesem Umfeld nach erfolgsversprechenden Investment-Ideen umgeschaut. Folgende fünf Kauf-Ideen sind daraus entstanden:
Dollar: Diskussion um Tapering wird Greenback weiter stützen
Die Spatzen pfeifen es immer lauter von den Dächern: Die US-Notenbank Fed dürfte aller Voraussicht nach im September eine erste Drosselung der monatlichen Anleihekäufe verkünden. Beobachter glauben zudem, dass der als Tapering bezeichnete Prozess noch in diesem Jahr starten wird. Aktuell kauft die Notenbank unter ihrem Präsidenten Jerome Powell monatlich US-Staatsanleihen im Umfang von 120 Milliarden Dollar auf. Das Anleihekaufprogramm wurde als Reaktion auf die Corona-Krise im Frühjahr 2020 ins Leben gerufen, um die Finanzierungsbedingungen zu stabilisieren.
Die Debatte um einen Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik stärkt den Dollar. Grund: Nur die Diskussion um ein möglicherweise nahendes Tapering lassen am Markt steigende Kapitalmarktzinsen erwarten, was wiederum der Landeswährung, dem Dollar, Auftrieb verleiht. Gegenüber dem Euro ist der Greenback seit einigen Monaten stark im Aufwind. Selbst gegenüber dem robusten Franken hat sich der Dollar zuletzt wieder verteuert. Ein Wechsel zu einer strafferen Geldpolitik der Fed dürfte diesen Trend langfristig weiter verstärken. Risikofreudige Anleger, die überproportional von einem steigenden Dollar-Euro-Kurs profitieren wollen, können zum Beispiel auf den ETP von Wisdomtree mit Hebel drei setzen (ISIN: JE00B3QQ4551).
Der Euro schwächt sich gegenüber dem Dollar zuletzt wieder ab (Euro-Dollar-Kurs seit Anfang Jahr, Grafik: cash.ch)
Luxus-Aktien: Abverkauf durch China-News war übertrieben
China hat mit seinen Regulierungsvorstössen die Märkte zuletzt immer wieder in Aufruhr versetzt. Das jüngste Kapitel dreht sich um die Umverteilung des Reichtums im Land, die Staats- und Parteichef Xi Jinping voranbringen will, wie er in einer Grundsatze jüngst deutlich machte. Dass es den Superreichen in China bald noch mehr an den Kragen gehen könnte, belastete zuletzt die Aktien von Luxusgüterkonzernen. Schliesslich ist China ein wichtiger Absatzmarkt für die Branche, von wo zuletzt auch schwächere Konjunktursignale kamen. Ob Richemont, Swatch, LVMH, Kering oder Christian Dior: Für alle ging es letzte Woche an der Börse eine Etage tiefer - teilweise bis zu 20 Prozent.
Dabei spricht vieles dafür, dass die Pläne von Chinas Regierung die Kaufkraft der Chinesen bei Luxusgütern nicht vermindern wird. Im Gegenteil: Das Marktpotenzial für Luxuswaren in China dürfte langfristig sogar steigen. Egal wie man zu den Staatseingriffen Chinas steht, sie zielen darauf ab, Wohlstand und Reichtum einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen. Das liegt im Interesse des Staates, um langfristig Unruhen im von Ungleichheit geplagten Land prophylaktisch zu begegnen. Somit wird es wahrscheinlicher, dass zukünftig einige Chinesinnen und Chinesen mehr damit liebäugeln, sich eine Uhr von IWC oder eine Tasche von Louis Vuitton zuzulegen. Der jüngste Ausverkauf der Luxus-Aktien scheint vor diesem Hintergrund übertrieben und eröffnet willkommene Einstiegsgelegenheiten.
Starker Rücksetzer: Aktienkurs von Kering in den letzten zwölf Monaten. Grafik: cash.ch.
Brenntag: Unterschätzter Dax-40-Kandidat
Obwohl Brenntag Weltmarktführer in der Distribution von Chemikalien und Inhaltsstoffen ist, gilt das deutsche Unternehmen unter Händlern noch immer als wenig bekannt. Dabei ist Brenntag ein fester Bestandteil der weltweiten Chemie-Industrie. Das Unternehmen kauft in grossen Mengen Chemikalien, mischt sie neu, verpackt sie und liefert sie an die verarbeitende Industrie. Die Aktie könnte bald näher in den Fokus der Anleger geraten. Denn: Brenntag gilt als sicherer Kandidat für den neuen Dax 40. Der deutsche Leitindex für Blue Chips wird im September neu geordnet und von 30 auf 40 Unternehmen erweitert.
Die Aufnahme in den Index dürfte dazu führen, dass sich mehr Anlegerinnen und Anleger mit dem Geschäftsmodell des Unternehmens auseinandersetzen. Der Vorteil: Zwar gilt die Chemieindustrie als zyklisches Geschäft, doch der Essener Konzern beliefert weltweit Unternehmen in zahlreichen Branchen, was das Geschäft vergleichsweise stabil macht. Die Aktie lief zuletzt zwar bereits ordentlich, doch durch den Dax-Aufstieg geraten die Titel noch mehr in den Fokus, was dem Kurs weiteren Schwung verleihen dürfte.
Cardano: Kryptowährung, die auf Regulierung setzt
Wenn es um Krypto-Token geht, denken die meisten an Bitcoin oder Ether. Doch in den letzten Monaten hat sich etwas klammheimlich Ada, der Coin der Cardano-Blockchain, zur drittgrössten Kryptowährung gemausert, und damit Binance Coin vom Treppchen gestossen. Seit Anfang August hat der Kurs um 125 Prozent zugelegt und damit die beiden grössen Kryptowährungen locker outperformt. Ähnlich wie Ethereum will Cardano ein ganzes Krypto-Ökosystem mit sogenannten Smart Contracts bieten.
Kursentwicklung von Ada (Cardano) seit Anfang Jahr. Quelle: coinmarketcap.com.
Dabei handelt es sich um automatisch ausgeführte digitale Verträge, die vor allem im aktuell aufstrebenden Sektor von "Decentralized Finance" (Defi) Anwendung finden. Smart Contracts können unterschiedlichste Transaktionsgeschäfte sein wie einfache Überweisungen. Die Transaktionen werden an die Erfüllung bestimmter Bedingungen geknüpft und in der Folge automatisiert ausgeführt. Das Besondere an Cardano ist, dass das Netzwerk die Privatsphäre mit den herrschenden Gesetz ausdrücklich vereinbaren möchte. Die Entwickler setzen also auf Regulierung, eine seltene Angelegenheit in der Branche.
Am 12. September wird auf der Cardano-Blockchain das sogenannte "Alonzo-Upgrade" durchgeführt, was erhebliche technische Verbesserungen hervorbringen soll. Bis dahin dürfte der Kurs weiter an Fahrt aufnehmen, doch auch langfristig ist die Kryptowährung eine Wette wert.
«Global Clean Energy»: Ehemaliger Hype-ETF jetzt auf soliden Füssen
Es ist noch nicht lange her, dass an der Börse praktisch alles gehypt wurde, was irgendwie mit grüner Wirtschaft zu tun hat. Nach vier Jahren Donald Trump hatte das Geschäft mit erneuerbaren Energien mit dem im November 2020 gewählten US-Präsidenten Joe Biden einen mächtigen Unterstützer erhalten. Im Frühjahr aber platzte der Hype und viele "grüne" Aktien, und vor allem jene aus dem Wasserstoff-Bereich, sackten ab. Exemplarisch zeigt sich das an der Performance des viel beachteten "Global Clean Energy ETF" von der Blackrock-Tochter iShares. Nachdem der börsengehandelte Fonds nach Bidens US-Wahlsieg im Kurs nach oben ausgebrochen war, folgte im Frühjahr auch hier der Einbruch. Mittlerweile hat sich der Kurs wieder gefangen, notiert aber noch immer rund 34 Prozent unter seinem Hoch.
Das macht nachhaltige Investments wie dem "Global Clean Energy ETF" aktuell zu einer günstigen Einstiegsgelegenheit. An den Trends für die grünen Industriebranchen hat sich nichts geändert. Saubere Energie wird zunehmend nachgefragt – sowohl die EU als auch die USA wollen bis 2050 klimaneutral werden –, während das Angebot noch immer spärlich ist. Zudem hat iShares auf den starken Einbruch vom Frühjahr reagiert und volatile Positionen wie Plug Power stark reduziert. Noch im März, nach dem Einbruch, machte das US-Wasserstoffunternehmen 10 Prozent des ETF-Portfolios aus – heute sind es nur noch 3,4 Prozent.
Kurs des «Global Clean Energy ETF» in den letzten drei Jahren. Grafik: cash.ch