Die Schweizerische Nationalbank senkt den Leitzins in der Schweiz wie mehrheitlich erwartet auf 0,25 Prozent. Es ist die fünfte Zinssenkung in Folge. Der Entscheid war an den Märkten so erwartet worden.
Hier die Reaktion von Experten:
Karsten Junius, Chefökonom J. Safra Sarasin:
«Dies war die letzte Zinssenkung der SNB in diesem Jahr. Die SNB war nicht nur die erste grosse Zentralbank, die in diesem Zyklus mit Zinssenkungen begonnen hat, sondern dürfte mit dem heutigen Schritt auch die erste sein, die die Zinssenkungen abgeschlossen hat. Aufwärtskorrekturen des Inflationsprofils deuten darauf hin, dass keine weitere Zinssenkung erforderlich ist. (...) Wir erwarten bis Ende 2025 konstante Leitzinsen und eine leichte Aufwertung des Schweizer Frankens auf 0,92 Franken pro Euro.»
Daniel Hartmann, Chefökonom, Bantleon:
«Alles in allem bleibt der Bias für eine weitere Leitzinssenkung bestehen. (...) Wir gehen jedoch in unserem Basisszenario davon aus, dass die SNB die Geldpolitik nicht weiter lockern wird, sondern das Ende des Zinssenkungszyklus erreicht ist. Die SNB würde sich damit einmal mehr als Vorreiter unter den Notenbanken entpuppen.»
Thomas Gitzel, Chefökonom, VP Bank:
«Die SNB hat sich die heutige Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht. Der Handlungsdruck hat sich mit den jüngsten Abwertungen des Franken verringert. Bei genauem Blick zeigt sich allerdings, dass er nur leicht nachgelassen hat. Rechnet man die die Mietpreisentwicklung aus der Inflationsentwicklung heraus, ist jeglicher Preisauftrieb zum Erliegen gekommen und auch importierte Produkte vergünstigen sich gegenüber dem Vorjahr deutlich. Die SNB wird in den kommenden Monaten deshalb die weitere Inflationsentwicklung analysieren. Bleiben die disinflationären Trends erhalten, kann es zu einer weiteren Zinssenkung im Juni kommen.»
Michael Pümpel, Währungsstratege, Deutsche Bank:
«Der weitere Ausblick ist deutlich unsicherer, da Anfang April Ankündigungen zur US-Handelspolitik erwartet werden. Angesichts dieser Risiken überrascht es nicht, dass die SNB heute ihre Geldpolitik gelockert hat, um die Schweizer Wirtschaft stärker zu unterstützen. Die nächste Sitzung im Juni, wenn mehr Klarheit über die US-Handelspolitik herrscht, wird wichtig sein, um die Reaktion der SNB auf die US-Zollpolitik einzuschätzen.»
Valentino Guggia, Ökonom, Migros Bank:
«Die SNB nutzt die Gelegenheit, um das Zinsdifferential zur Eurozone, für welche wir im April mit einem Stillhalten der Europäischen Zentralbank rechnen, zu vergrössern und somit den Aufwertungsdruck auf den Franken abzuschwächen. Devisenkäufe bleiben vorerst aus, auch um zu verhindern, als Währungsmanipulator ins Visier der US-Behörden zu geraten.»
Katja Müller, Ökonomin, LBBW:
«Die Währungshüter wiesen in den vergangenen Monaten zwar immer wieder darauf hin, dass Negativzinsen nicht ausgeschlossen sind. Dennoch werden sie diese sicherlich nicht ohne hohen Handlungsdruck wieder einführen, zumal die SNB auch das Instrument der Devisenmarktinterventionen nutzen kann. Die jüngste Eurostärke kommt der SNB sicher durchaus gelegen. Wir rechnen im laufenden Jahr mit unveränderten Leitzinsen.»
Philipp Burckhardt, Fixed-Income-Stratege und Portfolio Manager, Lombard Odier IM:
«Wir sehen die SNB zinspolitisch nun am Ziel und denken, sie wird vor allem wieder eher durch Deviseninterventionen bei Bedarf am Markt aktiv sein, da die Schwelle von Negativzinsen relativ hoch sein dürfte.»
Alexander Koch, Ökonom, Raiffeisen Schweiz:
«Nachdem die Nationalbank bei ihrem Entscheid im Dezember die Aufwertung des Franken mit als Rechtfertigung für eine Zinssenkung angeführt hatte, fiel diesmal die deutliche Abwertung des Franken gegenüber dem Euro hingegen nicht ins Gewicht. Sie wurde in der Lagebeurteilung interessanterweise nicht einmal erwähnt. Die SNB zeigt sich auch weiterhin bereit bei Bedarf die Geldpolitik weiter anzupassen. Vor allem wenn die US-Handelspolitik den Wachstumsausblick noch mehr dämpft, und die EZB deshalb die Zinsen mehr senkt als derzeit an den Zinsmärkten erwartet, bleibt damit eine nochmalige SNB-Senkung auf null in diesem Jahr gut möglich.»