Das Problem ist nur, dass diese Rally in der Vergangenheit liegt. Der Höhenflug der Aktie stoppte schon im August 2020 bei etwas unter 600 Franken. Nach zwei Ausreissern auf Rekordstände über 600 Franken im November und im Februar ist der Titel unter Druck geraten. Der Kurs der SMI-Star-Aktie von 2020 hat seit Anfang 2021 sogar um 6,5 Prozent an Kurswert eingebüsst. Derzeit bezahlt man etwa 540 Franken für das Lonza-Papier.
Lonza entwickelt und fertigt für Pharmakonzerne Wirkstoffe und Medikamente. Die Lonza-Aktie verdankte vergangenes Jahr viel von ihrer Attraktivität der Zusammenarbeit mit Moderna. Früh in der Pandemiekrise war bekannt, dass Lonza Impfstoffe für Moderna herstellen würde. Das US-Unternehmen war der zweite Entwickler, der im vergangenen November einen Forschungsdurchbruch melden konnte. Den Anfang machten Pfizer und Biontech mit ihrer hochwirksamen Covid-Impfung.
Für eine Aktie wie Lonza hiess dies aber, dass Good News irgendwann eingepreist waren. Im zweiten Drittel 2020 kam es immer wieder zu Gewinnmitnahmen. Die jetzige Kursschwäche hingegen liegt allerdings auch an den steigenden Zinsen für Anleihen, besonders bei den 10-jährigen Treasury Bills der USA.
«Rückgang operativ nicht begründet»
Analysten bleiben für den Moment trotz allem positiv für Lonza: 14 Unternehmensexperten, die Bloomberg erfasst, raten zum Kauf, 9 zum Halten der Aktie. Nur eine Verkaufsempfehlung ist aufgelistet.
Der Kurs der Lonza-Aktie seit Anfang 2019: Enormer Lauf nach dem Corona-Knick, mässige Entwicklung seit Spätsommer 2020 (Grafik: cash.ch).
Analyst Daniel Buchta von der Zürcher Kantonalbank (ZKB), der die Aktie Anfang Jahr von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" heraufgestuft hat, erklärt: "Unter den steigenden Zinsen haben in den vergangenen zwei bis drei Wochen zahlreiche Healthcare- und Medtech-Aktien gelitten. Rein operativ ist der Rückgang bei Lonza nicht begründet."
Seit dem Höchststand im laufenden Jahr bei 612 Franken habe der Titel über 10 Prozent korrigiert, ohne, dass wirklich etwas passiert sei, sagt Buchta. Aus fundamentaler Sicht bleibe er bei seinem Kursziel, das auf 670 Franken lautet, sagt der Analyst im Gespräch mit cash.ch.
Damit bliebt aber eine Sorge. Buchta betrachet, wie er betont, den "bottom up"-Ansatz, also den Blick auf die Fundamentaldaten des Unternehmens. Das grosse Bild allerdings sorgt noch für Unsicherheit. Denn behält der Markt bei der Einschätzung, dass die Zinsen weiter steigen, wird es auch die Aktie nicht gut aussehen.
Mehr als nur Moderna-Partner
Dennoch: Der Rückgang des Kurses in den vergangenen Wochen ist prinzipiell eine gute Gelegenheit zum Einsteigen oder Nachkaufen.
Lonza steht für mehr als nur die Moderna-Zusammenarbeit. Dies zeigt schon der langjährige Kursverlauf. Seit 2012 hat sich der Kurs um das 13-fache erhöht. Zu verdanken ist dies in nicht wenigen Punkten dem früheren CEO Richard Ridinger, der das das einstige Krisenunternehmen neu ausrichtete, neu zusammensetzte und so zu einer sehr erfolgreichen Grösse im Medizin- und Pharmamarkt machte.
Der Kern des Unternehmens bildet künftig die Sparte Pharma, Biotech and Nutrition. Als CMDO – Contract Manufacturing and Development Orgianisation, kurz : Auftragsfertiger – hat Lonza eine starke Stellung. Lonza kann eine breite Palette von Produkten herstellen. Wachstumsmöglichkeiten sind also da.
In Zahlen: JPMorgan erwartet für 2021 ein Wachstum von 13 Prozent. Die EBITDA-Marge dürfte gemäss der US-Bank um 60 Basispunkte auf 31,8 Prozent ansteigen. Angetrieben werden dürfte dieses durch die Biotech-Sparte. "Die positive mittelfristige Wachstumsstory scheint beim heutigen Kurslevel vom Markt noch nicht entsprechend bewertet zu sein", schrieben die Analysten von JPMorgan.
Der Tipp daher: Wer Lonza hält, sollte am Investment festhalten. Wer einsteigen oder zukaufen will, sollte die Märkte und den Einfluss der Anleihenzinsen noch einen Moment lang beobachten. Der Kursrückgang dieses Jahr wird aber mit der Zeit gute Einstiegsgelegenheiten bieten.