Am Montag war es mal wieder soweit: Die Kryptomärkte gerieten wegen China gehörig unter Druck. Am Wochenende hatten die Behörden der chinesischen Provinz Sichuan die Schliessung von Serverfarmen von Bitcoin-Schürfern angeordnet und damit ein weiteres Mal die unmissverständliche Botschaft gesendet, Bitcoin und andere Kryptowährungen nicht dulden zu wollen.

Die chinesische Notenbank erklärte in einer Mitteilung vom Montag: "Der Handel mit virtuellen Währungen stört die ökonomische und finanzielle Ordnung." Zudem nähre es das Risiko für illegalen grenzüberschreitenden Handel von Vermögenswerten und Geldwäsche, so die People’s Bank of China. 

Der Bitcoin fiel im am Montag um 11 Prozent auf unter 32'000 Dollar. Ether sackte gar 13 Prozent ab auf unter 1900 Dollar. Die "Spasswährung" Dogecoin stürzte um ein Viertel ab auf unter 0,18 Dollar ab. Die starken Kursreaktionen der Cyberdevisen unterstreichen laut einigen Experten den Einfluss grosser staatlicher Institutionen, wie der chinesische Regierung oder auch der US-Regierung, auf diese Assetklasse. 

Auch der berühmte Finanzmathematiker und Autor Nassim Nicholas Taleb veröffentlichte jüngst ein Paper, in dem er sich kritisch mit "Bitcoin-Enthusiasten" auseinandersetzt. "Der Glaube, dass man sein Vermögen mit einer öffentlichen Blockchain vor der Regierung verstecken kann, zeigt einen gewissen Mangel an finanziellem und statistischem Verständnis - ja vielleicht sogar an schlichtem gesunden Menschenverstand", schreibt Taleb. 

Staatliche Institutionen setzen sich derweil zunehmend mit dem Thema Kryptowährungen auseinander. So signalisieren Regulierungsbehörden immer deutlicher, dass sie im Krypto-Bereich mehr Regeln erlassen wollten. Dabei geht es hauptsächlich um sogenannte Know-your-customer-Regeln, also vorgeschriebene Legitimationsprüfungen von bestimmten Neukunden insbesondere zur Verhinderung von Geldwäsche. Auch die US-Börsenaufsicht SEC hat zuletzt regelmässig die Notwendigkeit einer stärkeren Regulierung von Krypto-Börsen gefordert. 

«Rechtslage noch immer unklar»

Viele der Tausenden von gehandelten Kryptowährungen werden von der SEC als "unregistrierte Wertschriften" ("unregistered securities") betrachtet und sind Gegenstand von Massnahmen seitens der Aufsicht. Sarah Brennen, US-Anwältin bei Harter Secrest & Emery, glaubt, dass ein härteres Vorgehen gegen Krypto-Firmen, die unregistrierte Wertschriften verkaufen ein grosses Risiko darstellt, wie sie gegenüber dem US-Anlegerportal Marketwatch.com äussert. 

Am meisten störe sie dabei, dass die Rechtslage noch immer sehr unklar sei. So sei sie überrascht gewesen, dass die SEC keine Manssnahmen gegen Kryptounternehmen ergreifen würde, die Geld durch die Versteigerung ihrer Token gesammelt haben. Diese verstiessen oft gegen US-Bundesgesetze. "Die SEC hat sich sehr bedeckt gehalten, was ihre Prioritäten bei der Durchsetzung angeht", so Brennan.

Regulierung von Stablecoins  

Experten gehen davon aus, dass die Regulierung sogenannter Stablecoins die grösste Gefahr für den Kyptomarkt sein könnte. Stablecoins sind Kryptowährungen, die mit sicheren, weniger schwankungsanfälligen Vermögenswerten hinterlegt sind, meist dem Dollar. Kritiker sehen in Stablecoins wie Tether, USD Coin oder DAI ein erhebliches Risiko für die Finanzstabilität. Jüngst wurde publik, dass einige dieser an den Dollar gekoppelten Token nicht durch tatsächliche US-Dollars gedeckt sind, sondern durch eine Kombination von weit riskanteren Vermögenswerten.

Stablecoins stehen auch in der Kritik, weil die Unternehmen dahinter in den Augen der Kritiker ähnliche Dienstleistungen wie traditionelle Geschäftsbanken anböten, aber gleichzeitig ausserhalb der normalen Bankenregulierung arbeiteten. Dies könnte, so die allgemeine Kritik, möglicherweise die Finanzstabilität im Allgemeinen bedrohen, nämlich dann, wenn ein Run auf einen Stablecoin dazu führt, dass der Vermögenswert und andere Kryptowährungspreise zusammenbrechen. 

Laut dem Krypto-Dienstleistungsunternehmen FlowBank werden 75 Prozent des Bitcoin-Handels über den Stablecoin Tether getätigt. Ein Zusammenbruch dieses Stablecoins könnte daher auch den Markt für Bitcoin und andere beliebte Kryptowährungen stören, so die Kritik.