Der Schritt ist im Rahmen laufender Überlegungen bei Fidelity zu sehen. Das Unternehmen, das ein Imperium mit dem Know-How seiner Stock Pickers aufgebaut hat, bewegt sich aggressiv. Fidelity will sich einer Welt anpassen, die zunehmend von preiswerten Indexprodukten und börsengehandelten Fonds (ETFs) dominiert wird. Das Fondshaus versucht eine Aufholjagd gegenüber Vanguard und Blackrock.
So hat Fidelity am Mittwoch zwei neue Indexfonds für Privatanleger mit einer Null-Kosten-Quote vorgestellt - ein Schritt, der andere Vermögensverwalter in Aufruhr versetzt hat. Fidelity nutzt die Fonds sowie die anderen Indexprodukte, auf die sie die Preise reduziert hat, um Investoren für profitablere Geschäfte wie Finanzberatung und höherpreisige aktive Instrumente zu gewinnen.
"Für eine Reihe von Unternehmen, nicht nur für Fidelity, sind diese passiven Anlagen ein Lockangebot", sagte Kevin McDevitt, Analyst bei Morningstar. "Es ist eine Möglichkeit, Vermögenswerte hereinzubekommen und andere Dienstleistungen, insbesondere Finanzberatung, zu verkaufen."
Grosse Anbieter bekämpfen sich
Fidelity hat sich in den letzten Jahren den Preiskriegen von Vanguard, Blackrock und Charles Schwab angeschlossen, die alle ihre Gebühren für Indexfonds und ETFs drastisch reduziert haben. Fidelitys Gebührensenkungen haben dazu beigetragen, dass die Gesellschaft im ersten Halbjahr dieses Jahres 36 Milliarden Dollar in seinen passiven Fonds einsammeln konnte, zeigen Daten von Morningstar. In diesem Zeitraum verzeichneten die aktiven Fonds von Fidelity jedoch Abflüsse von 27 Milliarden Dollar.
Fidelitys Ankündigung der kostenfreien Fonds hat die Aktien der Konkurrenten erschüttert. Blackrock fielen daraufhin um 4,6 Prozent. T. Rowe Price, Legg Mason und Franklin Resources gaben ebenfalls nach.
Fidelity-Überraschung
"Die Leute überraschte, dass gerade Fidelity war zuerst kostenlose Fonds anbietet", sagte Eric Balchunas, leitender ETF-Analyst bei Bloomberg. "Das ist das Schockierende." Der Schritt von Fidelity könnte Blackrock und Schwab dazu veranlassen, mit Änderungen ihrer Fondsgebühren zu reagieren, schrieben Analysten von Morgan Stanley um Michael Cyprys am Mittwoch in einer Research Note.
Blackrock könnte "den Vorstoss in eigene Index-Produkte beschleunigen, um Gebühren zu senken und mehr Vermögenswerte zu akquirieren", so die Analysten. Ed Sweeney, ein Sprecher von Blackrock, äusserte sich nicht zu den neuen Fonds von Fidelity. Er merkte in einer Mitteilung an, dass Blackrock eine separate Partnerschaft mit Fidelity habe, in deren Rahmen 240 provisionsfreie Blackrock iShares ETFs angeboten werden. Der Deal mache es "Investoren noch einfacher, auf iShares ETFs zuzugreifen", sagte er.
Vanguard-Sprecher Freddy Martino sagte, dass das Unternehmen die Veränderung als ein Beispiel für den "Vanguard-Effekt" betrachte, ein Begriff, mit dem Morningstar Wettbewerber beschrieb, die mit dem Vermögensverwalter bei den Kosten konkurrieren.
Vanguards Versprechen
"Vanguard wird weiter die Kosten für Investments in unsere Index- und unsere aktiven Fonds senken, wie wir es in den letzten 40 Jahren getan haben", erklärte Martino in einer Mitteilung. Fidelity, in Boston ansässig ist und Verwalter von 2,5 Billionen US-Dollar, will die Gebühren auf ihre bestehenden Index-Investmentfonds um durchschnittlich 35 Prozent senken. Investoren solle die Eröffnung von Konten ohne Mindestsaldo ermöglicht werden, hiess es in der Mitteilung.
Laut Kathleen Murphy, Präsidentin von Fidelitys Privatanlegergeschäft, sind die Indexfonds der Gesellschaft nun niedriger gepreist als die günstigste Anteilsklasse, die bei Vanguard - dem langjährigen Marktführer für kostengünstige Investments - verfügbar ist. "Wir nutzen unsere Grösse, um unseren Kunden mehr Vorteile zu bieten", sagte Murphy in einem Interview mit Bloomberg.
(Bloomberg)