"Natürlich werden wir in der zweiten Jahreshälfte einen Aufschwung sehen. Nur wird es kein echter sein, sondern eine Sinnestäuschung", sagte Roubini dem Magazin "Spiegel". Die Wirtschaft sei so abgestürzt, dass es praktisch unausweichlich sei, dass sie irgendwann wieder zulege. "Aber das wird den Absturz in keiner Weise kompensieren. Selbst Ende 2021 wird die US-Konjunktur noch unter dem Niveau von Anfang 2020 liegen, zu viel ist kaputtgegangen."

Auch die lang anhaltende Euphorie an den Aktienmärkten nach dem Absturz der Wirtschaft sieht der New Yorker Nationalökonom skeptisch. "Die Börse macht sich etwas vor", meinte Roubini. "Die reichsten zehn Prozent der Amerikaner halten 90 Prozent des Aktienkapitals, 75 Prozent besitzen dagegen überhaupt keine Aktien." Das System sei krank, "und deswegen gehen die Leute auf die Strasse". Die Unruhen nach dem gewaltsamen Tod des Schwarzen George Floyd in Minneapolis hätten auch einen sozialen Hintergrund. "Viele der nicht regulär Vollzeitbeschäftigten erhalten nach drei Monaten keine staatlichen Transfers mehr. Die können dann ihre Miete und ihre Telefonrechnungen nicht mehr bezahlen, Strom und Wasser werden abgestellt."

(AWP)