Auch die grössten Profis können danebengreifen. Das ist allen bewusst, die sich etwas näher mit den Finanzmärkten beschäftigen. So sind die Empfehlungen von Analysten, Fondsmanagern und anderen Experten immer mit Vorsicht zu geniessen. Denn das Prognostizieren der Finanzmärkte ist etwas vom Schwierigsten überhaupt. Zu viele Faktoren haben einen Einfluss auf den Verlauf der Aktienkurse.
Ersichtlich wurde das wieder einmal beim mässigen Abschneiden Schweizer Fondsmanager im laufenden Jahr. Auch wenn das für Privatanleger ein schwacher Trost sein dürfte: Bei den grossen Banken lagen die Analysten 2018 teils ebenfalls heftig daneben.
Ein Blick zurück zeigt zum Beispiel, dass die Experten von Baader-Helvea gleich bei mehreren ihrer Schlüsselkaufempfehlungen das Ziel bei weitem verfehlten. Vor rund einem Jahr empfahlen sie ihren Kunden etwa den Kauf der GAM-Aktie (cash berichtete). Hoffentlich hat niemand diesen Rat befolgt, kann man da nur sagen. War doch der Vermögensverwalter GAM eine der grossen Negativüberraschungen des Jahres.
Ein Fondsmanager, der gegen das Risikomanagement verstösst, massiver Abfluss von Kundengeldern, CEO-Wechsel, Milliardenabschreiber und Dividendenverzicht: Die GAM-Aktie hat im Jahresverlauf fast 80 Prozent des Wertes verloren. Ob nun beim Stand von etwa 3,40 Franken die Talsohle bereits erreicht ist, nicht einmal das ist sicher. Zu verworren ist die Situation rund um GAM, zu unsicher die Zukunft.
Wenige Gewinn mit Banken
Überhaupt sind viele Finanz-Wetten nicht aufgegangen. Die gut laufende globale Wirtschaft und das stabiler gewordene Finanzsystem sollten Banken Auftrieb geben. Der Finanzsektor stand Anfang 2018 denn auch vielerorts auf den Empfehlungslisten, so zum Beispiel bei den US-Investmentbanken Morgan Stanley, Goldman Sachs und J.P. Morgan, aber auch bei der Deutschen Bank und der UBS Investmentbank.
An der Börse ging es aber vor allem für die bekannten Bankaktien Julius Bär (-42 Prozent), Credit Suisse (-39 Prozent) oder UBS (-34 Prozent) bös bergab. Auch die Empfehlung von Partners Group (-11 Prozent) durch J.P. Morgan ging anders als 2017 nicht auf.
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Doch keine Regel ohne Ausnahme. So lag etwa Baader-Helvea goldrichtig mit dem Tipp, auf Swiss Life (+9 Prozent) zu setzen. Der Lebensversicherer hat dank defensivem Geschäftsmodell bei den Anlegern seit längerem einen guten Stand und ist im laufenden Jahr gar die beste Aktie im Swiss Market Index (SMI). Zudem bewies das Analysehaus Kepler Cheuvreux mit der Empfehlung von Helvetia (+4 Prozent) ein gutes Händchen.
Zwei mutlose, aber erfolgreiche Wetten
Dafür lag Kepler mit der Auswahl von ABB daneben. Einmal mehr müssen sich die Aktionäre des Industriekonzerns mit einem mageren Börsenjahr abfinden. Als sogenannt spätzyklisches Unternehmen sollte ABB eigentlich in der späten Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs zu den Profiteuren gehören.
Doch nicht nur für ABB, auch für andere Schweizer Spätzykliker ging es in diesem Jahr bergab. Der Textilmaschinenhersteller Rieter (-50 Prozent, empfohlen von Baader-Helvea) und der Sicherheitskonzern Dormakaba (-34 Prozent, empfohlen von Société Générale) konnten die Anleger ebenfalls nicht überzeugen.
Von mehreren Banken gleichzeitig genannt wurden vor einem Jahr etwa die SMI-Schwergewichte Nestlé (Baader-Helvea und J.P. Morgan) und Novartis (Kepler Cheuvreux und Société Générale). Zwei mutlose Wetten, die im turbulenten Börsenjahr 2018 wieder einigermassen aufgegangen sind. Investoren haben spätestens seit Jahresmitte vermehrt bei Titeln zugegriffen, denen ein konjunkturunabhängiges Geschäftsmodell zugrunde liegt, wie der folgende Chart zeigt.
Seit Jahresmitte deutlich begehrter: Die Aktien von Nestlé (rot) und Novartis (grün) in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)
Unterschiedliche Meinungen gab es hingegen zu Vifor Pharma (-12 Prozent). Aufgegangen ist die Empfehlung aber nur für Kepler Cheuvreux, die den Titel auf "Verkaufen" hatten, während Baader-Helvea zum Kauf riet. Anders bei Sonova (+5 Prozent): Hier lag Kepler daneben, die Analysten der Credit Suisse aber richtig.
Die gute Nachricht zwischen diesen vielen Fehlentscheidungen ist, dass eben nicht nur Privatanleger mit ihren Trades manchmal tüchtig danebenliegen. Und als Fazit lässt sich festhalten: Anlageentscheidungen von einer einzigen Bankmeinung abhängig zu machen, ist der falsche Ansatz.