Als der Bauchemiespezialist Sika im Februar den Zahlenkranz für 2019 vorlegte, stellte er den Aktionären für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent in Aussicht. Allerdings warnte das Unternehmen schon damals, dass die Coronavirus-Pandemie Auswirkungen auf das Tagesgeschäft haben dürfte. Vor wenigen Wochen sah sich Sika dann sogar gezwungen, das Wachstumsziel auszusetzen.
Das hält Merrill Lynch nicht davon ab, eine Kaufempfehlung für die Sika-Aktie auszusprechen. Auf das 210 Franken lautende Kursziel abgestützt, macht die mächtige US-Bank ein Aufwärtspotenzial von rund 20 Prozent aus.
Wie Merrill Lynch schreibt, sind die mittelfristigen Wachstumsaussichten trotz Coronavirus-Pandemie intakt. Das Unternehmen profitiere von einer starken Marktstellung, sei höchst innovativ und gut aufgestellt, um bei der Branchenkonsolidierung auch weiterhin eine aktive Rolle übernehmen zu können. Das Unternehmen habe alleine zwischen 2005 und 2019 insgesamt 64 kleinere und mittelgrosse Firmenübernahmen getätigt. Weitere Übernahmen seien wahrscheinlich, so die US-Bank.
Ziemlich hoch gesteckte Mittelfristziele
Für Beobachter kommt zumindest der Zeitpunkt der Kaufempfehlung überraschend, hat sich der Kurs der Aktie zuletzt doch kräftig erholt. Seit den Mehrjahrestiefstkursen von Mitte März bei 125 Franken errechnet sich ein Plus von mehr als 40 Prozent. Und selbst auf den optimistischen Schätzungen von Merrill Lynch errechnet sich für das kommende Jahr ein eher hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 34. Das liegt am ganz oberen Ende der langjährigen Bewertungsbandbreite und weit über dem europäischen Branchendurchschnitt.
Nur wenn Sika die sich selbst gesteckten Mittelfristziele erreicht, rechtfertigt sich die hohe Bewertung. Der Bauchemiespezialist strebt bis Ende 2023 jährlich ein Umsatzwachstum zwischen 6 und 8 Prozent bei einer operativen Gewinnmarge (EBIT) in Höhe von 15 bis 18 Prozent an. Spätestens seit der Aufgabe des diesjährigen Wachstumsziels gelten diese Mittelfristziele in Expertenkreisen jedoch als ziemlich hoch gesteckt. Sprich: Das Unternehmen muss sich ganz schön ins Zeug legen, um diese Ziele erreichen zu können.
Mit ihrer Kaufempfehlung ist die US-Bank übrigens in guter Gesellschaft. Wie Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP zeigen, raten neun von 16 Banken zum Kauf der Aktie. Mit 177 Franken notiert ihr Kurs allerdings schon heute in unmittelbarer Nähe zum durchschnittlichen Kursziel von 176 Franken.