Die Bank J. Safra Sarasin hat eine Vereinbarung über den Erwerb des Schweizer Private Banking-Bereichs der US-amerikanischen Bank Morgan Stanley geschlossen, wie J. Safra Sarasin am Mittwochmorgen mitteilt. Der Bereich firmierte bislang unter "Bank Morgan Stanley AG" und unterhält Niederlassungen in Zürich und Genf.
Die Vereinbarung umfasse die Übernahme qualifizierter Kunden und der Kundenberater-Teams mit dem Fokus auf sehr vermögende Kunden ("Ultra High Net Worth") in der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) sowie in Lateinamerika. Die finanziellen Details der Transaktion wurden nicht bekannt gegeben.
In diesen Regionen blicke die Bank J. Safra Sarasin bereits auf eine langjährige Erfolgsbilanz zurück und könne ihre Positionierung dort konsequent weiter ausbauen. Die Übernahme bedeute zudem die Stärkung der weltweiten Wealth-Management-Aktivitäten der J. Safra Sarasin Gruppe, heisst es in der Mitteilung.
In "Topf" 2
Der Verkauf von der Bank Morgan Stanley war erwartet worden. Bereits vor zwei Monaten kursierten Spekulationen, wonach Morgan Stanley die Veräusserung ihrer Vermögensverwaltungstochter in der Schweiz prüfe. Die 1973 gegründete Privatbank verwaltet rund zehn Milliarden Franken an Kundenvermögen und beschäftigt etwa 130 Personen.
Eine konkrete Zahl zu den verwalteten Vermögen, die von Morgan Stanley übernommen würden, könne jedoch derzeit noch nicht genannt werden, sagte die Safra Sarasin-Sprecherin. Dieses hänge davon ab, wie viele Kundenberater und deren Kunden nach Abschluss der Transaktion auch tatsächlich mitkommen werden. Man sei aber "zuversichtlich, dass sich die Mehrheit der Kundenberater der Bank J. Safra Sarasin anschliessen werden".
Mit dem Kauf des Schweizer Ablegers von Morgan Stanley wurde auch bekannt, dass sich die Bank in die Gruppe 2 des US-Bankenprogramms zur Bereinigung des Steuerstreits mit der Schweiz eingereiht hat. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Dow Jones am Dienstag. Banken der Gruppe 2 gehen davon aus, dass sie Kunden in den USA bei der Steuerhinterziehung geholfen haben und müssen mit einer Busse rechnen.
Konsolidierung schreiet voran
Die Konsolidierung im Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft mit Privatkunden ist mit der Safra-Transaktion eine Runde weiter. Und sie wird sich fortsetzen.
Auch die britische Bank Standard Chartered prüft den Verkauf seiner Schweizer Privatbank. Das auf Asien, Afrika und den Nahen Osten ausgerichtete Institut hatte bereits im November angekündigt, sich von kleineren Randgeschäften außerhalb der Kernmärkte trennen zu wollen.
J. Safra Sarasin lässt durchblicken, dass die Bank nach Übernahme der "Bank Morgan Stanley AG" im Schweizer Markt noch weiter aktiv bleiben könnte. "Nach der erfolgreichen Integration der Geschäftsaktivitäten von Safra und Sarasin sind wir nun in der Position, eine führende Rolle auf dem sich konsolidierenden Schweizer Private Banking-Markt zu spielen", wird Jacob J. Safra, Vizepräsident des Verwaltungsrats von J. Safra Sarasin, im Communiqué zitiert. "Als kapitalstarke Bank im Familienbesitz verfügen wir über die Flexibilität, um solche Transaktionen durchzuführen."
Die Bank J. Safra Sarasin verwaltete im vergangenen Jahr Vermögen in Höhe von 131,4 Milliarden Franken. Die Bank beschäftigte im per Ende 2013 1'990 Mitarbeitende.
100 Banken weg?
Wegen des Übergangs des Finanzplatzes in eine Welt mit ausschliesslich deklarierten Kundenvermögen und wegen neuer Regulierung sind viele Unternehmen in Schwierigkeiten. Die verwalteten Vermögen in der Schweiz liegen 20 Prozent unter Vorkrisenniveau. Und die Gewinne der Schweizer Vermögensverwalter sind um 50 Prozent eingebrochen.
Das Umfeld der Vermögensverwaltungs-Branche wird trotz weltweit steigender Vermögen anspruchsvoll bleiben. In den kommenden Jahren wird sich "die Spreu vom Weizen trennen", wie das Beratungsunternehmen Booz & Company in einer Studie Anfang Jahr prophezeite. Grund seien neue Regeln, reduzierte Ertragsmöglichkeiten, neue Konkurrenz und gestiegene Kundenansprüche.
Als Gewinner sehen die Verfasser vor allem globale Player, unabhängige Vermögensverwalter und Online-Plattformen. Der Schweizer Finanzplatz werde weiterhin eine führende Rolle spielen, allerdings "konzentriert auf wenige grosse Anbieter".
Nach Einschätzung von Zeno Staub, CEO von Vontobel, werden bis zu 100 Schweizer Banken von der Bildfläche verschwinden. In den nächsten fünf Jahren werde jede dritte Bank ganz verschwinden oder mit anderen Instituten fusionieren, sagte Staub im August 2012.
(mit Material von AWP)