In den Portfolios der Vermögenden hat sich in den letzten Jahren trotz verschiedener Krisen – falls überhaupt – nur kurzfristig etwas geändert. Das ist das Resultat des LGT Private Banking Reports zum Anlageverhalten in der Schweiz, Österreich und Deutschland. Der Fokus der Studie, die alle zwei Jahre durchgeführt wird, lag in diesem Jahr auf dem Anlageverhalten seit der Finanzkrise 2008 sowie aktuell während der Corona-Krise. Dazu wurden vermögende Anleger im Januar/Februar 2020 sowie für eine Spezialstudie im April 2020 (nur Schweiz) befragt.
80 Prozent der Befragten haben die Finanzkrise 2008 als Anleger miterlebt und rund die Hälfte von ihnen hat sie als einschneidendes Ereignis empfunden. Im Langzeitvergleich zeigt der Report, dass Krisen zwar durchaus Ängste wecken, der Anlagemix aber meist nur kurzfristig durch die Erhöhung der Cash- oder Goldquoten beeinflusst wird. "Effektive Verhaltensänderungen ergeben sich höchstens bei einer Minderheit. Die 'Suche' nach Rendite bleibt für viele der stärkste Treiber ihres Anlageverhaltens", schreibt LGT in einer Mitteilung.
63 Prozent der Befragten, die die Finanzkrise als Anleger miterlebt haben, sagen, dass sie seither Anlagen meiden würden, die sie nicht verstehen. Zudem würden sie ihre Anlageentscheidungen vermehrt auf Grundlage von Fakten treffen (60 Prozent), seien vorsichtiger geworden (60 Prozent) und hätten ihr Portfolio konservativer ausgerichtet, um weniger Risiken einzugehen (52 Prozent). "Es scheint also, dass vermögende Private-Banking-Kunden Anlageentscheidungen heute tendenziell eher rationaler treffen als noch vor zehn Jahren."
Auch die Corona-Krise stütze diese These, so LGT. Die befragten Schweizer Anleger hätten die Nerven behalten. Nur die Hälfte habe zwischen Mitte Februar und Ende April 2020 Veränderungen im eigenen Anlageportfolio vorgenommen und dabei mehrheitlich günstige Kurse für Aktienkäufe genutzt.
Kaum etwas an der Portfolio-Struktur geändert
Insgesamt kommt die Studie zum Schluss, dass sich an der Portfolio-Struktur der vermögenden Anleger in den letzten zehn Jahren nur wenig geändert hat. Die Aktienquote und der Cash-Anteil erhöhten sich von 2010 bis 2020 nur leicht (von 34 Prozent auf 36 Prozent bzw. von 28 Prozent auf 29 Prozent). Lediglich der Anteil von Anleihen hat kontinuierlich und bis 2020 signifikant abgenommen (von 14 Prozent auf 6 Prozent).
"Private-Banking-Kunden erlebten in den letzten zwölf Jahren mit der Finanzkrise 2008, der Schuldenkrise in der Eurozone, Ereignissen wie Fukushima oder dem Brexit sowie schwelenden Handelskonflikten turbulente Zeiten", wird Teodoro Cocca, Professor für Asset Management an der Johannes Kepler Universität Linz und leiter der Studie, in der Mitteilung zitiert. "Diese Turbulenzen scheinen, wenn, dann eher eine kurzfristige Wirkung auf die Anlage- und Entscheidungsmuster zu haben. Längerfristig ist es erstaunlich, wie gering ihr Einfluss bleibt."
Total wurden in der Studie 358 Personen befragt (in Deutschland 106, in Österreich 100 und in der Schweiz 152 Personen). Zentrales Kriterium für die Teilnahme an der Befragung war das frei verfügbare Anlagevermögen, nämlich in Deutschland und Österreich mehr als 500'000 Euro und in der Schweiz mehr als 900'000 Franken. Die LGT Group ist im Besitz des Fürstenhauses von Liechtenstein.
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