"Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?" – mit diesem etwas altmodischen Bonmot könnte man den so genannten "Home Bias" von Schweizer Anlegerinnen und Anlegern umschreiben, vor allem jenen, die ihr Geld als Privatpersonen in Aktien anlegen. Die Fokussierung auf den eigenen Markt, oder gar den SMI allein, ist sehr stark.

Aber wenn Schweizer Börsianer im Ausland investieren, stehen vor allem amerikanische Tech-Aktien hoch im Kurs. Dies lässt sich in Kommentarforen genauso beobachten wie in Statistiken. Laut dem Finanzdienstleister SIX, der auch die Schweizer Börse betreibt, ist die Top-Aktie ein Titel, der vielleicht bald nicht mehr gehandelt werden kann. Tesla toppt in der Auswertung die Liste der 2018 am meisten an der Schweizer Börse gehandelten Auslandstitel (siehe Tabelle).

Innovationen locken Geld an

Sollte die etwas wirre Ankündigung von Elon Musk von vergangener Woche dazu führen, dass die Aktie von der Börse genommen wird, dürfte es noch zu einem Kursanstieg kommen. Zukunftsprodukte, Konsumelektronik und Internetdienste sind generell beliebt. Die viel beschriebenen FAANG-Aktien, darunter versteht man Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google beziehungsweise Alphabet, sind in den Top-25 enthalten. Auch wenn in der Schweiz zahlreiche Tech-Unternehmen existieren - Giganten vom Zuschnitt der FAANG-Unternehmen gibt es hier nicht.

Dies dürfte die Popularität dieser Konzerne, die einen nachhaltigen Einfluss auf den Alltag der Weltbevölkerung haben, mithin erklären. Die Aura des chinesischen Unternehmers Jack Ma wiederum prägt Alibaba. Die Handelsplattform ist 2014 an die Börse gegangen und lässt seine Aktien schwerpunktmässig in New York handeln. Nach einem enttäuschenden Start zeigt der Kurs seit Anfang 2016 vor allem nach oben. Aktionäre fühlen sich mit dieser Aktie offensichtlich wohl - sei es, dass sie zukaufen, oder sei es, dass sie Gewinne realisieren.

Auch Nvidia wird in der Schweiz gerne gehandelt – dies zeigen wie bei den meisten hier diskutierten Titeln nicht nur die Statistiken der SIX, sondern beispielsweise auch die Handelsvolumen bei cash.ch. Die Aktie des kalifornischen Herstellers von Grafikprozessoren und Chips für Computer und Spielkonsolen kennt seit Jahren so gut wie nur die Aufwärtsrichtung. So hat sich der Kurs in den vergangenen drei Jahren verzehnfacht, was sich bis in die Schweiz herumgesprochen hat.

Wie immer bei solchen Aktien besteht der Druck auf das Unternehmen, dauernd neue Erfolge vorzulegen, wie das beispielsweise auch beim erfolgreichen Schweizer Zubehörhersteller Logitech der Fall ist. Dazu kommt eine hohe Bewertung. Laut Bloomberg zeigt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Nvidia-Aktie einen Wert von 45.

An der SIX gehandelte ausländische Aktien Januar bis Juli 2018 (Top 25)

AktieAnzahl
Trades
Volumen (in 1000)LandBranche
Tesla243584USAElektroautos
Alibaba2153122China/USAOnlinehandel
Volkswagen¹18163'254DeutschlandAutos
Pandora1696152DänemarkSchmuck
General Electric (GE)16152'457USAAntriebe/Technologie/
Finanzdienstleistungen
Netflix1590553USAOnlinefernsehen
Amazon1499191USAOnlineversand
Steinhoff132510'642NiederlandeMöbel
Facebook1133602USASoziale Netzwerke
Gold Fields10441'400SüdafrikaGoldminen
Bitcoin Group92058DeutschlandKryptowährungshandel
Apple8911'387USAGeräte/Software
Nvidia796137USAChipherstellung
Deutsche Bank71957DeutschlandBanken
Royal Dutch Shell6706'605GB/NLÖl
Alphabet (Google)646108USATechnologie
Siemens61313'863DeutschlandAntriebe/Technologie
BASF53715'931DeutschlandChemie
Microsoft5251'451USASoftware
Daimler48211'780DeutschlandAutos
Commerzbank47230'524DeutschlandBanken
Spotify45012SchwedenMusikstreaming
Barrick Gold4163807KanadaGoldminen
Intel40392USAHalbleiter
Wirecard39343DeutschlandZahlungsverkehr

¹Stamm- sowie Vorzugsaktie / Daten: SIX Group

Zur traditionelleren Technologiewelt gehört General Electric oder GE. Seit einem Mehrjahres-Hoch Anfang 2017 ist der Kurs um 60 Prozent gefallen. GE bekommt dadurch den Touch des Value- oder Contrarian-Investments. Wer also glaubt, dass GE mit Flugzeugtriebwerken, Generatoren und zahlreichen anderen Anlagen hohe Renditeaussichten hat, kauft dort zu.

Aber wie bei den brachenverwandten Konzernen ABB oder Siemens – auch eine der beliebten Auslandaktien in der Schweiz – handelt es sich bei GE um ein verzweigtes Konglomerat mit intensiver Zu- und Verkaufsgeschichte von Firmenteilen und Geschäftsfeldern. Wie das Beispiel ABB zeigt, beklagen gewisse Investoren bei diesen Konstrukten mangelnde Profitabilität (cash berichtete). Eine solche Achillesferse zeigt sich auch bei GE.

Zocken gehört dazu

Wie bei den beliebten Schweizer Aktien zeigt sich auch bei Auslandtiteln, dass gerne gezockt wird. Ein Investment in die deutsche Bitcoin Group, die Engagements in Kryptowährungen ermöglicht, spiegelt eine starke Lust an der Volatilität. Der Ein-Jahres-Chart dieses Unternehmens mit einem aufsehenerregenden Namen zeigt heftige Auf- und Abwärtsbewegungen, wobei der Kurs heute um 130 Prozent höher liegt als im August 2017.

Auch die beliebte Aktie des dänischen Schmuckunternehmens Pandora fällt letztlich in diese Kategorie. Nach dem Börsengang Ende 2014 verdoppelte sich der Kurs innerhalb von gut zwei Jahren nahezu, seitdem ist er unter das Niveau des IPOs gefallen. Zuletzt setzten rückläufige Verkäufe dem Unternehmen zu. Der niederländische Möbelkonzern Steinhoff, dessen Aktie auch fleissig getradet wird, ist ein stark verschuldeter Krisenkonzern. Seit dem IPO vor einem Jahr ist der Kurs um 96 Prozent gefallen, wobei wegen eines nervösen Nachrichtenflusses schnell einmal kurze Kursanstiege möglich sind.

Kurs der dänischen Pandora-Aktie seit dem Börsengang in Kopenhagen (Chart: cash.ch)

Der südafrikanische Minenbetreiber Gold Fields wiederum dürfte von Interesse sein, weil Goldminen zum Teil zu den bestperformenden Anlageklassen überhaupt zählen. Derzeit sind sie es aber nicht – seit Anfang Jahr zeigt die Kategorie eine Minusperformance von 14 Prozent. Die Gold-Fields-Aktie hat 10 Prozent weniger Wert als vor einem Jahr. Aktien des Kriseninstituts Deutsche Bank erwirbt man, weil man auf schnelle Gewinne hofft oder als Optimist, weil man bald den Turnaround erwartet. Mit ähnlichen Motiven weren auch die Aktien der Credit Suisse ge- und verkauft.

Ein durchaus solides Investment ist dagegen der deutsche Chemiekonzern BASF. Der Kurs ist seit dem Januar-Knick um etwa 17 Prozent zurückgefallen, aber die Aktie wird von zahlreichen Analysten zum Kauf empfohlen. Auch die Shell-Aktie, mit einer 12-Monate-Performance von 17 Prozent, steht in der Gunst der Analysten, vor allem dank des unerwartet hohen Anstiegs der Preise für Rohöl.