Die gute Nachricht vorab: Für die Société Générale zählt der Schweizer Aktienmarkt im kommenden Jahr zu den attraktivsten Börsenplätzen in ganz Europa. Sie traut dem Swiss Market Index (SMI) bis in den Frühsommer hinein eine Erholung um knapp 5 Prozent auf 9200 Punkte zu.
Die schlechte Nachricht: Die französische Grossbank sieht das renommierte Börsenbarometer in der zweiten Jahreshälfte 2019 auf 8000 Punkte zurückfallen. Das entspräche aus heutiger Sicht einem Abwärtspotenzial in Höhe von rund 10 Prozent.
Rückblickend waren die Anlagestrategen der Société Générale vor einem Jahr eher vorsichtig für die europäischen Aktienmärkte. Damit lagen sie goldrichtig, wie ein Blick auf den Stoxx Europe 600 Index verrät. Das Börsenbarometer mit den 600 grössten europäischen Unternehmen notierte zuletzt um gut 9 Prozent unter dem Stand von anfangs Jahr. Dem gegenüber hat sich die Schweizer Börse in den letzten Monaten robust gezeigt.
Der um Dividendenabgänge bereinigte SMIC (rot) im 12-Monats-Vergleich mit dem Stoxx Europe 600 Index (grün) (Quelle: www.cash.ch)
In Erwartung einer Verlangsamung bei den Unternehmensgewinnen und im Hinblick auf eine milde Rezession in den USA ab Mitte 2020 sehen die Strategen den Stoxx Europe 600 Index bis Ende nächsten Jahres gar um 15 Prozent auf 300 Punkte tauchen.
Neben der Prognose einer milden Rezession in den USA wartet man bei Société Générale mit fünf weiteren, für Anleger ziemlich wichtigen Vorhersagen auf:
1. Führende Zentralbanken schöpfen Liquidität ab
Die Strategen rechnen bis Mitte 2019 mit drei weiteren Zinsschritten seitens der US-Notenbank sowie mit einer ersten Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Positiv für: europäische Pharmaaktien, Öl- und Gasaktien
Negativ für: Aktien kleiner Unternehmen
2. Verhaltenere Entwicklung bei den Unternehmensgewinnen
Die Gewinnentwicklung bei europäischen Unternehmen werde im Jahresverlauf eine Verschlechterung erfahren und rückläufige Erwartungen nach sich ziehen, so die Vorhersage. Die Strategen raten deshalb zu Aktien von günstig bewerteten Firmen mit vergleichsweise robusten Gewinnaussichten.
Positiv für: den SMI, europäische Nahrungsmittel- und Pharmaaktien
3. Lösung im Handelskonflikt zwischen den USA und China?
Die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und anderen führenden Wirtschaftsnationen forderten an der Börse erste Opfer. Wie die Strategen schreiben, scheint bei einigen Aktien mittlerweile gar ein Handelskrieg eingepreist. Ihres Erachtens sollten schon nur Anhaltspunkte für eine friedliche Lösung bei diesen Aktien zu einer kräftigen Kurserholung führen.
Positiv für: den DAX, europäische Halbleiter- und Automobilaktien
4. Einigung rund um den EU-Austritt Grossbritanniens noch möglich
Société Générale rechnet mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent, dass sich die Europäische Union (EU) und Grossbritannien über den Austritt der Briten einig werden. Das wiederum spräche für ein festeres Pfund, gleichzeitig aber für tiefere Aktienkurse an der Börse in London.
Positiv für: den EuroStoxx 50 Index, das Pfund
Negativ für: den FTSE 100 Index
5. Politisches Geplänkel
Nach den US-Kongresswahlen dürfte es den Strategen zufolge häufiger zu politischen Grabenkämpfen mit US-Präsident Trump kommen. In Europa dürften hingegen der europafeindliche Kurs Italiens sowie der Austritt Grossbritanniens aus der EU immer wieder für Schlagzeilen und an den Börsen für grössere Kursausschläge sorgen.
Positiv für: den französischen CAC 40 Index
Negativ für: den italienischen FTSE MIB Index, den amerikanischen Russell 2000 Index