«Wir prüfen Möglichkeiten in allen Regionen, in denen wir tätig sind», erklärte Konzernchef Miljan Gutovic am Freitag im Vorfeld eines Investorentages. Von den zwischen 2025 und 2030 voraussichtlich erarbeiteten 18 Milliarden bis 22 Milliarden Franken will Holcim drei bis vier Milliarden Franken in kleinere Zukäufe sowie bis zu sechs Milliarden Franken in grössere Akquisitionen und Aktienrückkäufe stecken. Rund ein Drittel des Wachstums solle von Übernahmen kommen und zwei Drittel aus eigener Kraft erarbeitet werden.
Bezüglich der Übernahmeziele hat der Heidelberg-Materials-Rivale, der von Peru bis Australien rund um den Globus tätig ist, je nach Region unterschiedliche Prioritäten. «In Europa wird der Schwerpunkt eher auf dem Recycling von Bau- und Abbruchmaterialien liegen, wo wir enorme Wachstumschancen sehen», erklärte Gutovic. In Lateinamerika setze der Konzern auf Abdichtungen, Bedachungen, Trockenmörtel und Bauchemie.
Bis 2030 hat sich Holcim in Lokalwährungen und ohne grössere Zukäufe jährlich ein Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent sowie einen Anstieg des Betriebsergebnisses (Ebit) um sechs bis zehn Prozent vorgenommen. Im Jahr 2024 erzielte das Unternehmen ohne das Nordamerikageschäft einen Umsatz von 16,3 Milliarden Franken und eine Ebit-Marge von 17,4 Prozent. Das Amrize getaufte Geschäft, das im vergangenen Jahr 11,7 Milliarden Dollar umsetzte, soll bis zur Jahresmitte an der New York Stock Exchange (NYSE) und an der Schweizer Börse SIX gelistet werden. Die Holcim-Eigner müssen auf der Aktionärsversammlung vom 14. Mai grünes Licht für eine der grössten Transaktionen der Baustoffbranche der vergangenen Jahre geben.
«Die Abspaltung ist nicht nur für das nordamerikanische Geschäft eine gute Nachricht, sondern auch für den verbleibenden Teil von Holcim», erklärte Marco Estermann, Analyst der Luzerner Kantonalbank. Die Wachstumserwartungen für Amrize seien zwar höher, was auch der Grund der Abspaltung gewesen sei. Aber auch die Wachstumsziele von Holcim könnten sich sehen lassen. Der «Green Deal» der EU sei für die verbleibende Holcim, die auf vergleichsweise klimaschonende und margenstarke Produkte wie kohlenstoffarmen Beton setzt, vorteilhaft. Nachhaltigkeit sei bei Amrize kein Thema und sei in Nordamerika eher hinderlich, so der Analyst. An der Börse zogen Holcim im Morgenhandel 0,8 Prozent an.
«Der Grund, warum wir Nordamerika ausgliedern, ist die Grösse des Geschäfts dort und die unterschiedlichen strategischen Prioritäten», erklärte Gutovic. In Australien, Europa und sogar Lateinamerika sei das Unternehmen auf Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft ausgerichtet. Pläne, weitere grössere Bereiche abzustossen, habe Holcim nicht. Seit 2018 habe der Konzern 20 Geschäfte veräussert. Damit sei die Straffung des Portfolios praktisch abgeschlossen. «Es könnte in den nächsten Jahren noch einige kleinere Veräusserungen geben, aber das wird kaum mehr einen spürbaren Einfluss haben.»
(Reuters)