Temenos gilt als DER Schweizer Börsenüberflieger. Wer sich vor acht Jahren Aktien des Genfer Bankensoftware-Herstellers anlachte, konnte seinen Einsatz beinahe verzehnfachen. In dieser Zeit wuchs Temenos vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan – oder besser gesagt zum erfolgreichen Wachstumsunternehmen – heran.
Doch nun werden erste Zweifel an eben diesen Wachstumsaussichten wach. Für J.P. Morgan ist die Temenos-Aktie nicht länger ein Kauf. Die bekannte US-Investmentbank senkt ihr Anlageurteil von "Overweight" auf "Neutral". Mit 140 Franken liegt das Kursziel sogar leicht unter dem Schlussstand vom gestrigen Donnerstag von 147 Franken.
Keine Jahresvorgaben mehr für die Lizenzeinnahmen
J.P. Morgan begründet diesen Einschnitt damit, dass die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise auch den Bankensoftware-Hersteller treffen werden. Das werde sich insbesondere bei den Software-Lizenzeinnahmen bemerkbar machen, so heisst es weiter. Und selbst wenn es die US-Investmentbank nicht explizit schreibt, lässt sie zumindest durchblicken, dass Temenos diesbezüglich im zweiten und dritten Quartal enttäuschen könnte. Zur Erinnerung: In den ersten drei Monaten dieses Jahres brachen die Lizenzeinnahmen gegenüber dem Vorjahr um fast die Hälfte ein (cash berichtete).
Seit der Veröffentlichung der Erstquartalszahlen von Mitte April gibt das Unternehmen für das laufende Jahr pandemiebedingt keine Vorgaben für den Gesamtumsatz und die Lizenzeinnahmen mehr ab.
Aktie hat zuletzt kräftig Boden gut gemacht
Auch Kepler Cheuvreux rechnet auf kurze Sicht mit einer eher schwachen Entwicklung bei den Lizenzeinnahmen, geht ab 2021 dann aber von einer kräftigen Belebung aus. Anders als J.P. Morgan empfiehlt Kepler Cheuvreux die Temenos-Aktie wie bis anhin mit einem Kursziel von 155 Franken zum Kauf.
Nach einem Vorstoss in die Nähe von 170 Franken geriet die Aktie des Bankensoftware-Herstellers ab Mitte Februar unter Verkaufsdruck. Dabei fiel ihr Kurs vorübergehend sogar in den zweistelligen Frankenbereich. Zuletzt konnte die Aktie jedoch deutlich Boden gutmachen. Gegenüber dem Stand von Ende Dezember bei 153,40 Franken errechnete sich zuletzt noch ein Minus von rund 4 Prozent.