Ray Dalio war Bitcoin gegenüber lange kritisch eingestellt. Noch im November letzten Jahres äusserte er sich in einem Interview mit Yahoo Finance verhalten über die weltweit grösste Kryptowährung. Sein damaliges Urteil: Bitcoin sei zu volatil, um als sicherer Wertspeicher dienen zu können. Doch nur einige Wochen später war zu lesen, dass Dalio die Seiten gewechselt habe. So hat er sich in einer Fragerunde in der Online-Community Reddit Bitcoin gegenüber plötzlich offen gezeigt und die Kryptowährung sogar als "Gold-ähnliches Investment" bezeichnet.

Dalio wurde zuletzt immer wieder sowohl von Bitcoin-Skeptikern als auch von dessen Befürwortern instrumentalisiert. Dem Gründer und CEO des weltgrössten Hedgefonds Bridgewater Associates wurde dies jetzt offenbar zu bunt. Auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn äusserte sich Dalio nun ausführlich in einem Memo, um Stellung zu beziehen und mit Missverständnissen aufzuräumen.

In seinem Memo benennt er die Vorteile von Bitcoin, geht aber auch auf die klaren Risiken ein, die er bei einem Investment in diese Anlageklasse sieht. Gleich zu Beginn stellt Dalio klar, kein Bitcoin-Experte zu sein. Er fühle sich aber dazu angehalten, seinen Standpunkt klarzumachen, so Dalio. Grund: In den Medien würden seine Auffassungen über Bitcoin stets verzerrt dargestellt.

«Bitcoin one hell of an invention»

In seinem Aufsatz bezeichnet Dalio Bitcoin zunächst mal als "eine Wahnsinnserfindung" ("one hell of an invention"). Wieso? Es sei, so Dalio, ein völlig neuer Typ Geld geschaffen worden, der zehn Jahre nach seiner Erfindung noch immer bestehe und sogar an Popularität zunehme. Zudem habe es Bitcoin geschafft, als Werterhaltung zu dienen - für Dalio eine "grossartige Leistung". Er spricht hier das Bedürfnis vieler Anleger nach validen Wertaufbewahrungsmitteln an. Gerade in Zeiten von Milliarden-Neuverschuldungen, wo es den Anschein hat, dass (Fiat-)Geld beliebig vermehrt wird, steigt das Bedürfnis nach Wertaufbewahrung. 

Ray Dalio nennt in diesem Zusammenhang zwar auch seine Top-Assetklasse Gold als Mittel zur Wertaufbewahrung. Doch er anerkennt auch, dass sich Bitcoin zu einer alternativen gold-ähnlichen Anlageklasse entwickelt habe. Beides könne nicht beliebig vermehrt werden, so Dalio. Hintergrund: Bis zum Jahr 2140 werden rund 21 Millionen Bitcoin geschürft – und kein einziger mehr. Momentan stehen wir bereits bei etwa 18 Millionen Coins. Für Dalio ist Bitcoin ein begrenztes Gut, welches daher an Wert gewinnen kann.

Risiken: Angebot knapp, aber…

Die grösste potenzielle Gefahr für Bitcoin sieht Dalio in der Entwicklung der Nachfrage. Zwar wisse man ziemlich genau, wie sich das Angebot von Bitcoin entwickeln werde, unterstreicht auch Dalio. Gleiches gelte allerdings nicht für die Nachfrage. Dalio wirft jene Frage auf, die Bitcoin-Fans nicht gerne hören: Wer sagt uns, dass nicht morgen eine andere Kryptowährung programmiert wird, die Bitcoin ähnelt, aber von Anlegern noch besser aufgenommen wird? Dalio sieht hier das grösste Risiko für Bitcoin. Er glaubt sogar, dass bessere Alternativen kommen werden und Bitcoin gefährlich werden könnten.

Dalio zeigt die Gefahr exemplarisch am Beispiel der Blackberry-Handys auf. Diese wurden lange gefeiert, mit der Einführung des iPhones aber gnadenlos aus dem Markt gespült. Selbst wenn diese Blackberry-Handys limitiert gewesen wären, so Dalio, hätten sie sich nicht mehr durchgesetzt. Es seien nun mal bessere Alternativen auf den Markt gekommen.

Ein weiteres Risiko sieht Dalio durch mögliche Cyber-Attacken. Ihm ist dabei allerdings durchaus klar, dass Bitcoin in sogenannten Cold Storages offline gehalten werden können. Doch dies sei nicht einfach und würde daher von zu wenigen Bitcoin-Investoren genutzt, so Dalio. Daher sieht er Bitcoin zu wenig vor Cyber-Attacken geschützt.

«Das grösste Risiko für Bitcoin ist sein Erfolg»

Schlussendlich kommt Dalio auf die Risiken durch Regierungen und Regulatoren zu sprechen. "Das grösste Risiko für Bitcoin ist es, erfolgreich zu sein. Dann wird die Politik versuchen, Bitcoin zu töten ('kill)", sagt Dalio. Um dem nachzugehen, habe die Politik eine Menge "power". Dalio spricht hier einen Risikofaktor an, der viele Anleger beschäftigt. Was, wenn die Nutzung von Bitcoin verboten wird?

Dazu muss man sagen: Bitcoin an sich kann de facto kaum verboten werden, da es sich um ein dezentrales System handelt. Dennoch ist es natürlich möglich, Bitcoin etwa als Zahlungsmittel zu verbieten. Allerdings bemisst sich der Wert der Kryptowährung heute zum grössten Teil an seiner Funktion als Wertanlage und nicht als Zahlungsmittel, wie ursprünglich mal geplant.

Dalio schliesst sein Memo schliesslich mit dem Hinweis, dass er sich auf Kritik freue und willens sei, noch mehr über die Kryptowährung zu lernen.