Der Anleiheriese Pacific Investment Management Co. reiht sich in die Riege prominenter Kritiker an den Negativzinsen ein mit der Warnung, dass eines der wichtigsten Instrumente der Zentralbanken im wirtschaftlich angeschlagenen Europa und Japan mehr Schaden als Nutzen bringen könnte. Pimco verwies in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht auf drei Hauptnachteile von Zinsen unter Null: Sie beeinträchtigen die Rentabilität der Banken und können daher die Kreditvergabe tatsächlich verringern.

Sie drücken auf die Marktrenditen und stellen Pensionsfonds und Versicherer, die garantierte Auszahlungen anbieten, vor "erhebliche Herausforderungen". Und sie schaffen eine "Geldillusion", in der sich Sparer ärmer fühlen und daher den Konsum verringern. Während diese Kritik seit langem gegen Institutionen wie die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan vorgebracht wurde, kommt mit Pimco - mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Billionen Dollar - eine gewichtige Stimme hinzu. Der Chief Executive Officer von Goldman Sachs, David Solomon, hatte Negativzinsen zuvor als ein "fehlgeschlagenes Experiment" bezeichnet.

Kritik auch von Notenbankern

Und selbst Notenbanker äußerten Bedenken über die Nebenwirkungen. "Die unbeabsichtigten Folgen der Negativzinspolitik sind bereits erkennbar", schrieben die Portfoliomanager Nicola Mai und Peder Beck-Friis. Es gebe nicht mehr viel Spielraum, hieß es weiter. Die Wirtschaftstheorie legt nahe, dass Zinssenkungen unter die Null-Marke einen ähnlich expansiven Effekt haben sollten wie Zinssenkungen in einem Umfeld mit positiven Sätzen. Dadurch sollten Anreize geschaffen werden, weniger zu sparen und mehr auszugeben, um Wachstum und Inflation anzukurbeln.

In der Praxis stellten die Forscher fest, dass Zinssätze unter Null anfänglich zwar dazu beitrugen, die finanziellen Bedingungen zu lockern und die Kreditvergabe vor allem im Euro- Währungsgebiet zu fördern. Doch dann verlieren die Maßnahmen an Wirkung. Die EZB ist eine von nur fünf Zentralbanken mit einer solchen Politik, neben der Schweiz, Schweden, Dänemark und Japan. Es brodelt Pimco zufolge brodeln bei den Banken unter der Oberfläche "erhebliche Probleme". Finanzinstitute, die für ihre bei der Zentralbank geparkten Einlagen zahlen müssen, können diese Kosten nicht ohne Weiteres an die Kunden weitergeben.

Der Vizechef der Deutschen Bank AG, Karl von Rohr, sagte im vergangenen Monat, dass die Banken und Versicherer der Region dramatisch an Boden verloren hätten gegenüber Wettbewerbern. Nur noch eine von ihnen sei gemessen am Marktwert unter den globalen Top 20 zu finden, verglichen mit sechs vor der globalen Finanzkrise. In Japan, wo der Leitzins minus 0,1% beträgt, fällt es Notenbankchef Haruhiko Kuroda immer schwerer, Unterstützung von den regionalen "Shinkin"-Genossenschaftsbanken des Landes zu erhalten, die in hohem Maße auf Einlagen zur Finanzierung angewiesen sind.

Gerade Pensionsfonds unter Druck

Um ihre Rendite zu steigern, greifen Anleger bei risikoreicheren Vermögenswerten zu, deren Verkauf sich als schwieriger erweisen könnte. Dies ist besonders für Pensionsfonds eine Sorge, die häufig gesetzlich dazu verpflichtet sind, Rentnern ein bestimmtes Auszahlungsniveau zu garantieren. Pimco warnte vor Instabilität und potenziellen Kapitalspritzen, falls sie dem nicht nachkommen können. Erst letzte Woche schlugen die schwedischen Finanzwächter vor, die Eigenkapitalanforderungen der drei größten Banken des Landes um 1,6 Milliarden Dollar zu erhöhen. Zur Begründung wurde auf "neue Risiken" im Finanzsystem verwiesen, "an die wir vorher nicht wirklich gedacht haben".

Die Zentralbank des Landes, die Riksbank, hat genug von alledem und signalisierte die Absicht, den Leitzins in diesem Monat von minus 0,25% auf Null zu erhöhen. Es ist ein Schachzug, der von anderen Zentralbanken genau beobachtet werden dürfte, die Negativzinsen weiter als notwendiges Instrument zur Konjunkturbelebung verteidigen, während sie sich gleichzeitig Sorgen um die Finanzstabilität machen.

Überprüfung der Geldpolitik unter Lagarde

Die EZB, deren Maßnahmenpaket im September nicht von allen Ratsmitgliedern mit unterstützt wurde, wird unter ihrer neuen Präsidentin Christine Lagarde eine Überprüfung der eigenen Geldpolitik einleiten. Pimco zufolge gibt es für die Länder, die bereits unter Null gegangen sind, keinen einfachen Ausweg, und die globalen Zinsen werden verankert bleiben. Das heißt, die Anleger werden immer mehr Risiken eingehen. "Investoren sind gezwungen, nach Rendite zu greifen - auch wenn ein solcher Schritt mittel- oder langfristig schädlich sein könnte", heißt es in dem Bericht.

(Bloomberg)