Investoren am Geldmarkt halten wegen des sich ausbreitenden Coronavirus eine Zinssenkung der EZB in diesem Jahr inzwischen für eine ausgemachte Sache. Wie aus den Kursen am Mittwoch hervorging, rechnen Anleger inzwischen zu 100 Prozent damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bis Dezember ihre Strafzinsen für Banken weiter verschärft. Erwartet wird, dass die Währungshüter bis dahin ihren Einlagenzins von derzeit minus 0,5 Prozent auf minus 0,6 Prozent weiter herabsetzt. Ein negativer Satz bedeutet, dass Geschäftsbanken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken.
Am Montag wurde die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt bis Dezember noch mit rund 75 Prozent taxiert. Die Wahrscheinlichkeiten lassen sich aus der Kursentwicklung von Geldmarkt-Futures ablesen. In diesem Fall ist der Kurs des Future auf den Interbanken-Zins Eonia maßgebend, der auf den 10. Dezember datiert ist. Das sind Wetten auf den Stand des Eonia-Zinses zum Tag der EZB-Zinssitzung. Der Zins spiegelt wider, zu welchem Satz sich Banken untereinander über Nacht Geld ausleihen. Aus der Differenz zwischen dem aktuellen Satz und den Futures errechnen Geldmarktexperten Wahrscheinlichkeiten für Zinssschritte der EZB.
Auch die Wetten auf eine Zinssenkung im Juli haben kräftig zugenommen. Inzwischen wird die Wahrscheinlichkeit auf 70 Prozent taxiert, dass die EZB dann ihren Einlagensatz senkt. Am Montag waren es noch 50 Prozent.
(Reuters)