Die Skandale um Greensill und Archegos haben den Aktienkurs der Credit Suisse (CS) absacken lassen. 27 Prozent hat die zweitgrösste Schweizer Bank seit Ende Februar von ihrem Aktienkurs ausradiert, der zuvor seit Jahresbeginn wie viele andere Finanztitel einen sehr guten Lauf gehabt hatte.

Die Börsenkapitalisierung der Credit Suisse beträgt derzeit noch 24 Milliarden Franken. Das ist weniger als etwa der deutsche Impfstoffhersteller Biontech, und auch weniger als der Marktwert von Schweizer Unternehmen wie zum Beispiel Partners Group, Swisscom, Schindler oder Kühne + Nagel

Das ist nicht alles. Besonders schmerzhaft muss sein, dass die CS jetzt nur noch gleich viel Marktwert aufweist wie die Deutsche Bank. Ausgerechnet das Institut, das jahrelang Verluste schrieb, für Skandale verantwortlich war und in Deutschland permanent Häme und verbaler Dresche ausgesetzt war.

Die Marktkapitalisierung der Deutschen Bank beträgt derzeit 21,4 Milliarden Euro, umgerechnet also fast gleich viel wie die Credit Suisse. Dabei war der Börsenwert der CS Ende 2019 noch doppelt so hoch wie diejenige des deutschen Konkurrenten.

Entwicklung der Börsenkapitalisierung der Credit Suisse (blau) und der Deutschen Bank (weiss) seit 2016 (Grafik: Bloomberg)

Beobachter reden gar von einem Rollentausch der beiden Institute. "Es mag Zufall sein, aber vor gar nicht so langer Zeit fand sich die Deutsche Bank nur allzu häufig in der unglücklichen Rolle, die derzeit die Schweizer Grossbank einnimmt", schreibt etwa das deutsche "Handelsblatt" süffisant. Der Rollentausch könne auch als Symbol für die Fortschritte der Deutschen Bank gelesen werden.

Die Deutsche Bank gehörte auch zu jenen Instituten, die sich vergleichsweise schnell von den Archegos-Wertpapieren trennen konnte - im Gegensatz zur Credit Suisse. Und: Die Deutsche Bank konnte für 2020 erstmals seit fünf Jahren wieder einen Gewinn erwirtschaften.

In bloss zwei Wochen ist die Börsenkapitalisierung der Credit Suisse auch um fast 6 Milliarden Franken geschrumpft. Das sei deutlich mehr als der Verlust von 4,4 Milliarden, den die CS wegen dem Zusammenbruch von Archegos vermelden musste, stellt Morgan Stanley-Analystin Magdalena Stoklosa fest. Den Bewertungsabschlag zur Konkurrentin UBS beziffert sie auf rund 30 Prozent. Auch wenn die CS-Titel nun billig aussähen, so dürfte eine Erholung aber noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Die Morgan Stanley-Analystin hat nach zahlreichen anderen Instituten ihr Rating und Kursziel für die CS-Titel ebenfalls deutlich nach unten angepasst. Allerdings liegt sie mit einem Kursziel von 11 Franken noch immer über dem derzeitigen Kursniveau.

(mit Material von Bloomberg und AWP)