Im falschen Moment verkaufen zu müssen, ist eine Urangst von Investoren. Denn es kann teuer werden. Wie teuer, hat Investorenlegende und Hedgefonds-Milliardär Carl Icahn erfahren müssen.
Icahn sagte laut der Nachrichtenagentur Bloomberg, er habe seine Aktienpositionen bei der Autovermietung Hertz am 26. Mai mit einem "beträchtlichen Verlust" abgestossen. Das amerikanische Unternehmen ist durch die Coronaviruskrise in starke Schieflage geraten und hat Insolvenz angemeldet. Der drastische Rückgang des Flugverkehrs traf Hertz, weil viele Autos an Flughäfen vermietet werden.
Das sechsjährige Engagement des 84-jährigen Financiers, der gerne in einem Atemzug mit anderen "Stars" wie Warren Buffett oder George Soros genannt wird, kostete laut Bloomberg 1,6 Milliarden Dollar. Icahn besass zuletzt fast 40 Prozent von Hertz. Er war 2014 bei Hertz eingestiegen, nachdem der Aktienkurs wegen Bilanzunregelmässigkeiten getaucht war.
"Hertz ist in grosse finanzielle Probleme geraten und ich unterstütze die Firmenleitung in ihren Bemühungen, Gläubigerschutz zu beantragen", sagte Icahn gemäss Unterlagen. Er habe trotz des hohen Verlusts bei der Aktienveräusserung weiterhin Vertrauen in die Zukunft von Hertz. In den USA kann sich ein Unternehmen dank Gläubigerschutz neu strukturieren und später wieder eine normale Geschäftstätigkeit aufnehmen. Nach den Anschlägen vom 11. September durchliefen beispielsweise US-Fluggesellschaften einen solchen Prozess.
"Ich glaube, dass Hertz auf der Grundlage eines Reorganisationsplans inklusive frischen Kapitals wieder eine grossartige Gesellschaft werden kann", sagte Icahn. Er werde diese genau verfolgen und er prüfe verschiedene Optionen, um Hertz in Zukunft zu unterstützen.
Icahn glaubt bis fast zuletzt an Hertz. Mitte März kaufte er laut US-Börsenaufsicht noch zusätzliche 11,4 Millionen Hertz-Aktien zu Preisen zwischen 7 und 8 Dollar dazu. Schon im Jahr 2014 war Icahn beim Autovermieter eingestiegen, nachdem die Aktie zuvor wegen Bilanz-Unregelmässigkeiten steil abgestürzt war. Laut Bloomberg-Daten kaufte Icahn all seine Hertz-Aktien zu einem Durchschnittpreis von 34,30 Dollar. Heute ist die Aktie noch etwas über 1 Dollar wert.
Ein Trostpflaster bleibt Icahn: Von der Hertz-Insolvenz unberührt ist ein Investment bei Herc Holdings, einer Abspaltung von Hertz. Icahns 15-Prozent-Anteil am Unternehmen, das Maschinen für die Baubranche vermietet, ist laut Bloomberg immerhin noch 135 Millionen Dollar wert.