Die Rally der Technologiebörse Nasdaq 100 ist imposant: Seit März 2009 schnellte der Index von 1000 Punkten auf inzwischen 7500 Punkte empor. Wer damals, am Ende des letzten Bärenmarktes, 100'000 Dollar auf einen passiven Nasdaq-ETF setzte, konnte seinen Einsatz bis heute auf über 700'000 Dollar vermehren.
Auch andere Börsen haben in dieser Zeitspanne zwar ordentlich zugelegt, kommen aber meist nicht einmal ansatzweise an diese Traum-Performance heran. Der Swiss Performance Index etwa konnte seinen Wert seither knapp verdreifachen, der amerikanische Dow Jones immerhin fast vervierfachen. Im Tech-Bereich hält die Feierlaune noch immer an: Gerade Anfang Monat hat Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, beim Börsenwert die magische Grenze von 1 Billion Dollar überschritten. Danach folgen nach Börsenwert sortiert die Tech-Firmen Amazon, Alphabet, Microsoft, Facebook, Tencent und Alibaba.
Wie sieht es mit der Bewertung aus?
Dieser Tech-Hype hat aber den einen oder anderen Anleger stutzig werden lassen. Zu präsent ist noch die Erinnerung an das Jahr 2000, als die Dotcom-Blase platzte und zahlreiche Tech-Firmen auf einen Schlag massiv an Wert einbüssten. Doch gibt es im Vergleich von heute zu damals einen gewichtigen Unterschied: "Wir befinden uns nicht mehr in der 'Dotcom'-Ära, als es viele ungeprüfte Geschäftsmodelle gab und nur wenige Unternehmen wirklich profitabel waren", sagt Quirien Lemey, Portfoliomanager von Degroof Petercam AM.
Dass es sich aktuell um keine Blase handelt, unterstreicht auch ein Bewertungsvergleich: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Nasdaq-Index liegt heute bei ungefähr 25, für 2019 berechnet der US- Vermögensverwalter Birinyi Associates sogar ein KGV von 21. Im März 2000 stieg die Index-Bewertung gemäss Bloomberg auf unfassbar hohe 175. Will heissen: Die Aktien zeigen heute keine Anzeichen einer Blase, da die Unternehmensgewinne mit dem Kursanstieg mithalten können.
Facebook mit Kurseinbruch
Tech-Firmen geraten aber dann unter Druck, wenn die Geldmaschinerie ins Stottern gerät. Prominentes Beispiel ist Facebook. Das soziale Netzwerk kämpfte zunächst gegen Imageprobleme aufgrund eines Datenlecks. Ende Juli enttäuschten dann die Quartalszahlen und der trübe Ausblick. Innerhalb nur weniger Stunden stürzte die Aktie um fast 25 Prozent ab. Sie hat sich bis heute nicht davon erholt.
Kursentwicklung der Facebook-Aktie seit Jahresbeginn. (Quelle: cash.ch)
"Hohe Wachstumsraten lassen sich nicht unendlich fortschreiben, und hohe Bewertungen machen Unternehmen verwundbar", beurteilt Daniel White, Fondsmanager von M&G Investments, diese Entwicklung. Gerade Facebook habe wieder einmal gezeigt, wie riskant es sei, nur auf einige wenige grosse Markennamen zu setzen.
Und Facebook steht nicht alleine da. Die Enttäuschungen im Tech-Bereich häufen sich. Auch Netflix und Twitter sowie die an der SIX kotierten Halbleiterhersteller AMS und U-blox korrigierten jüngst stark, da ihre Ergebnisse mit den hohen Erwartungen nicht Schritt halten konnten bzw. im Falle von AMS (bisher unbestätigte) Gerüchte über den Verlust von Apple als Grosskunden die Runde machten.
Chinas Tech-Bärenmarkt
Sogar von einem veritablen Bärenmarkt im Tech-Bereich kann man in China sprechen: Die drei Aushängeschilder Baidu, Alibaba und Tencent (auch BAT-Aktien genannt) korrigierten in den letzten Wochen um über 10 Prozent. Andere China-Techs sanken in diesem Jahr sogar um 20 oder mehr Prozent. Hier das düstere Gesamtbild von Chinas Tech-Welt:
Performance der bekanntesten Tech-Aktien Chinas
"Die momentane Abwertungswelle der gesamten Internetwelt Chinas ist vor allem makrogetrieben", sagte David Dai, Senioranalyst bei Bernstein Research, vergangene Woche gegenüber der "Financial Times". Zwar befänden sich die Tech-Bewertungen nicht im Blasenbereich, doch seien sie hoch genug, um Investoren bei Negativ-News nervös zu machen.
Diese Verwundbarkeit zeigt, dass sich Tech-Aktien auf einem schmalen Pfad bewegen: Können die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden, kommt es zum Kurseinbruch. Und durch das momentane Umfeld mit dem sich weiter aufbauschenden Handelskrieg und dem kontinuierlichen Zinsanstieg in den USA - der die Wirtschaftsleistung nach und nach abklemmt - sind weitere Enttäuschungen quasi vorprogrammiert.
In diesem explosiven Umfeld ist es für sicherheitsbewusste Privatanleger schlicht zu riskant, auf einzelne Tech-Werte zu setzen. Denn es drohen Korrekturen im zweistelligen Prozentbereich. Wer in der laufenden Rally noch Luft nach oben sieht, sollte zumindest auf den breiten Tech-Markt anstatt auf Einzelaktien setzen. Das kann in Form von aktiven oder passiven Fonds geschehen, wie die Auflistung hier zeigt.
ETF und aktive Fonds für Tech-Firmen (Auswahl)
Produkt | Performance seit 1.1.18. | Total Expense Ratio (TER) | Beschrieb |
iShares Global Tech ETF | +14% | 0,47% | Der ETF deckt die globale Tech-Welt ab, wobei rund 80% der Titel aus den USA stammen. Top-Positionen: Apple, Microsoft, Facebook und Alphabet. |
Invesco China Technology ETF | -16% | 0,7% | ETF mit Fokus auf chinesische Tech-Firmen. Interessant für Investoren, welche die Korrektur in China für übertrieben halten. Top-Positionen: Tencent, Alibaba, Baidu und Netease. |
+10% | 1,79% | Aktiv gemanagter Fonds, der ausschliesslich auf europäische Tech-Aktien setzt. Top-Positionen: ASML, SAP, Capgemini und Amadeus IT. | |
+23% | 1,73% | Einer der bestperformenden aktiv gemanagten Tech-Fonds im laufenden Jahr. Neben den üblichen Namen befinden sich in den Top-10-Positionen auch etwas weniger geläufige Titel. Eine Auswahl: Avaya, Seagate Technology oder Siltronic. |
Quelle: cash.ch