In den letzten Tagen ist in den Medien rege gemutmasst worden, ob und wie viel die Greensill-Affäre die Credit Suisse (CS) kosten könnte. Ausserdem war von einem Angriff des berüchtigten Leerverkäufers Bronte Capital zu hören. Beides setzte der Aktie der Schweizer Grossbank sichtlich zu (cash berichtete).
Doch nun ergreift die CS die Flucht nach vorn. In einer Medienmitteilung versucht sie für klare Verhältnisse zu sorgen. Wie der Mitteilung entnommen werden kann, sind vom ursprünglichen Kredit in Höhe von 140 Millionen Dollar an Greensill Capital vorzeitig 50 Millionen Dollar zurückbezahlt worden. Das Kreditengagement liegt somit noch bei 90 Millionen Dollar.
Allerdings schliesst die Grossbank zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus, dass ihr im Zusammenhang mit der Schliessung von vier vom Greensill-Kollaps betroffenen Fonds möglicherweise Kosten entstehen könnten.
Börse atmet fürs Erste auf
Bei dieser Gelegenheit äussert sich die CS auch gleich noch zum Tagesgeschäft. Firmeneigenen Aussagen zufolge erzielte sie in den Monaten Januar und Februar die höchsten Erträge seit gut zehn Jahren. Dasselbe gilt für den Vorsteuergewinn. Gut läuft insbesondere das Kapitalmarktgeschäft, liegen die Erträge seit Jahresbeginn doch um 50 Prozent über jenen zur selben Zeit letzten Jahres.
Wie Beobachter festhalten, entfaltet die "Beruhigungspille" tatsächlich eine gewisse Wirkung. Nach einem frühen Vorstoss auf 12,24 Franken gewinnt die CS-Aktie zur Stunde noch 1,2 Prozent auf 12,10 Franken. Mit einem Plus von rund 7 Prozent hinkt die CS-Aktie jenen der beiden Rivalen UBS (+13,6 Prozent) und Julius Bär (+13,7 Prozent) seit Jahresbeginn dennoch ziemlich hinterher.
Vontobel sieht in den erfreulichen Aussagen zum Tagesgeschäft einen unumstösslichen Beweis dafür, dass die CS mit ihrem Geschäftsmodell überdurchschnittlich stark vom momentan sehr freundlichen Umfeld profitieren kann. Ihres Erachtens kann die Grossbank der Ungewissheit rund um mögliche finanzielle Folgen der Greensill-Affäre nicht entgegenwirken. Vontobel stuft die Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 12 Franken ein.
Jüngste Kursverluste übertrieben?
Auch die UBS zeigt sich erfreut über das starke Abschneiden im Investment Banking. Sie weist allerdings darauf hin, dass einmalige Faktoren den Vorsteuergewinn in diesem Geschäftszweig im Vorjahr um 444 Millionen Franken schmälerten. Dennoch würden die Aussagen der Grossbank auf einen besser als erwartet ausfallenden Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking schliessen, so die UBS weiter. Nicht zuletzt auch aufgrund möglicher Kosten im Zusammenhang mit der Greensill-Affäre hält sie sowohl am "Neutral" lautenden Anlageurteil als auch am 12-Monats-Kursziel von 12,10 Franken fest.
J.P. Morgan und Morgan Stanley gewinnen dem Zwischenbericht mehrheitlich positive Aspekte ab. Wie J.P. Morgan schreibt, steht der Verlust von 5 Milliarden Dollar an Börsenkapitalisierung in keinstem Verhältnis zu den möglichen Kosten im Zusammenhang mit Greensill. Die beiden US-Investmentbanken stufen die Aktie mit "Overweight und Kurszielen zwischen 14 (Morgan Stanley) und 15 (J.P. Morgan) Franken ein.