Vier Handelswochen im Februar und März haben den SMI unter dem Eindruck der Coronavirus-Krise und der Angst von einem weitgehenden und längeren wirtschaftlichen Stillstand 27,5 Prozent an Wert einbüssen lassen. Seitdem hat sich der Schweizer Blue-Chip-Markt aber auch wieder um 17 Prozent erholt.
Wer also in einem günstigen Moment die richtigen Aktien oder Indexprodukte gekauft hat, kann sich schon heute – auch wenn die Coronavirus-Krise noch nicht überstanden ist – über satte Renditen freuen. Und doch: Vielleicht geschahen die Zukäufe zu früh.
Dies jedenfalls legt die Elliott-Wellen-Theorie nahe. Sie wurde vor rund neunzig Jahren vom amerikanischen Buchhalter Ralph Nelson Elliott entwickelt. Die Theorie basiert auf der Beobachtung, dass die Stimmung der Anleger zwischen Euphorie und Panik hin- und herschwankt.
Zwölf-Monats-Chart des S&P 500 zwischen Mai 2008 und Mai 2009.
Die Folge sind von Anlegermassen verursachte Wellen. Die Theorie besagt, dass mit einem Crash fünf Wellen entstehen, wovon zwei Korrekturen sind. Der Finanzdatendienst Bloomberg veranschaulicht dies anhand der Entwicklung des amerikanischen S&P 500 in der Phase der Finanzkrise 2007 bis 2009.
Erst wenn die Wellen durchgestanden sind, bewegt sich der Markt wieder. Gemäss den Charttechnikern Bloomberg zeigt die Entwicklung des S&P 500 seit Anfang 2020 erst vier Wellen.
Die Entwicklung des S&P 500 seit Anfang 2020 mit bislang vier Wellen.
Die erste Welle zeigt einen Kursrückgang um 13 Prozent, gefolgt von einer Erholung, die einen Kursgewinn von 6 Prozent ausmacht. Die dritte Welle stellt sich in Form eines Kursabsturzes um 29 Prozent dar, gefolgt von einem kräftigen Wiederanstieg um 23 Prozent. Eine fünfte Welle müsste gemäss Theorie also noch kommen. Diese würde wieder nach unten führen; Die Frage ist, um wieviel.
Die vom Elliott beschriebenen Muster gehören in die Sphäre der Charttechnik und sind daher grundlegend umstritten. Einige glauben daran, andere nicht. So verwendete der amerikanische Analyst und Charttechniker Robert Prechter die Theorie Ende der 1970er Jahre für Prognosen zum Aktienmarkt in den 1980er Jahre. Mit dem Crash von 1987 bekam Prechter recht.
Eine genaue Vorhersage von Kursentwicklungen erlaubt die Elliott-Wellen-Theorie dennoch nicht. Eine Hauptkritik an der Formel besteht darin, dass die Annahmen zu vage seien. An Elliotts Theorie unbestritten ist indessen die psychologische Dimension des Massenverhaltens von Anlegern. Massive Marktvolatilität prägt denn auch die jetzige Börsenlage in Folge der Coronavirus-Krise.
Mit Material der Nachrichtenagentur Bloomberg.