Die Edelmetallrally scheint derzeit kein Halten zu kennen. Der Goldpreis steigt am Donnerstag auf bis zu 1880 Dollar pro Unze und liegt damit nur noch einen Steinwurf von seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2011 entfernt. Allein seit Mitte März hat sich das Edelmetall um rund 28 Prozent verteuert.

Silber führte zuletzt eher ein Schattendasein gegenüber Gold. Doch seit einigen Wochen holt auch der kleine Bruder kräftig auf. Seit Mitte März verteuerte sich der Preis pro Unze um rund 80 Prozent und notiert derzeit bei rund 23 Dollar. Im Gesamtjahr 2020 ist Silber bisher der beste Performer im Bloomberg Commodity Index.

Silberpreis-Entwicklung in den letzten vier Monaten, Quelle: cash.ch.

Als Treiber der Edelmetallkurse werden oft die mit dem Coronavirus verbundenen Konjunktursorgen, die schwierigen Verhandlungen der EU-Länder um ein Hilfspaket sowie die wieder aufkeimenden politische Spannungen zwischen den USA und China ins Feld geführt. Wäre das der Fall, verwundert es allerdings, dass die Aktienmärkte ebenfalls seit Monaten nur eine Richtung kennen: nach oben.

Gerade bei der Einigung vom Dienstag über das historische Billionen-Paket der EU hat sich gezeigt, dass Gold und Silber als Reaktion nicht nachgaben, sondern unverändert weiter stiegen. Im Gegenteil: Gerade bei Silber erhöht sich die Nachfrage derzeit auch deswegen, weil das Edelmetall auch in der Industrie gebraucht wird und der Markt auf eine konjunkturelle Erholung setzt.

Geldflut als Treiber der Edelmetallrally

Die Edelmetallrally ist wohl vielmehr grösstenteils auf die massiv ausgeweitete Geld- und Fiskalpolitik der weltweiten Notenbanken und der Regierungen zurückzuführen. Die Europäische Zentralbank hat zuletzt ihre Anleihekäufe massiv ausgeweitet und die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen auf null gesenkt – andere Notenbanken weltweit folgten ihr. Das drückt die Renditen auf Anleihen und macht ein Investment in Edelmetalle noch interessanter.

Und: Für die expansive Geldpolitik der Währungshüter ist bis auf Weiteres kein Ende in Sicht. Die vielen Gelder, die Regierungen zur Bewältigung der Corona-Krise sowie für Konjunkturprogramme in die Hand nehmen müssen, dürften die Notenbanken noch lange dazu zwingen, die Zinsen tief zu halten.

Rekordzufluss in ETFs

Wie hoch die Nachfrage nach Gold und Silber ist, zeigt der massive Zufluss in Gold- und Silber ETF. Im ersten Halbjahr 2020 verzeichneten Gold-ETF Zuflüsse in Höhe von 734 Tonnen. Im (Gesamt-)Rekordjahr 2009 waren es lediglich 645 Tonnen. Silber holte diesbezüglich besonders im Juli massiv auf. Laut Bloomberg verzeichneten Silber-ETF allein im Juli bisher Zuflüsse in Höhe von 1440 Tonnen. Damit ist der Anstieg derzeit noch ausgeprägter als bei Gold-ETF.

Das alles wirkt sich auf die Nachfrage nach physischen Edelmetallen aus, da Gold- und Silber-ETF mit physischen Reserven hinterlegt werden müssen. Fondsgesellschaften müssen also physisches Gold respektive Silber kaufen, wenn Kunden in ETF investieren.

Geht die Rally weiter?

So beeindruckend die Rally bei Gold und Silber auch ist, Experten sehen noch immer kein Ende der Party. "Je mehr Gold sich seinem Allzeithoch nähert, desto stärker wird dessen magnetische Anziehungskraft", sagt Ole Hansen, Rohstoffexperte der Saxo Bank gegenüber Bloomberg. Solange Gold weiter steige, werde auch Silber seinen guten Lauf fortführen, so Hansen.

Ins gleiche Horn bläst Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Kurzfristig zeigt die Richtung bei Gold und Silber klar nach oben." Zwar könnten zwischenzeitliche Rücksetzer nicht ausgeschlossen werden, diese dürften dann aber nur von kurzer Dauer sein und eher Kaufgelegenheiten darstellen, so Fritsch.

Ein wenig auf die Euphoriebremse tritt Edelmetallhändler Alexander Zumpfe vom Handelshaus Heraeus. Für ihn hat zuletzt insbesondere die Silber-Rally ein Niveau erreicht, welches so nicht gehalten werden könne. "Trotzdem glauben wir, dass eine signifikante Korrektur im gegebenen Umfeld unwahrscheinlich ist", so der Rohstoffexperte.

Wie in Silber oder Gold investieren? Silber- und Gold-ETF/ETC (Auswahl)

FondsValoren-
nummer
WährungPerformance
(YTD)
Silber: UBS ETF (CH) – Silver (USD) A-dis11892904Dollar+ 24,48 Prozent
Silber: ZKB Silver ETF AA USD18313600Dollar+ 18,90 Prozent
Gold: UBS ETF (CH) - Gold (CHF) hedged (CHF) A-dis10602719Franken+ 20,75 Prozent
Gold: iShares ETF (CH) - iShares Gold ETF (CH)10413623 Dollar+ 23,62 Prozent