2020 ist bisher das Jahr des Goldes. Seit Anfang Jahr konnte das Edelmetall über 30 Prozent zulegen. Vorletzte Woche knackte Gold sein neun Jahre altes Rekordhoch von 1721 Dollar aus dem Jahr 2011 (in Dollar, je Unze). Am Dienstag knackte der Dollarpreis schliesslich erstmals die 2000-Dollar-Marke.  

Die weltweiten Aktienindizes können da nicht einmal ansatzweise mithalten. Der Swiss Market Index konnte zwar den Corona-Schock erstaunlich gut wegstecken. Er notiert auf Jahressicht allerdings noch immer fast 5 Prozent im Minus - der US-Leitindex Dow Jones sogar rund 7 Prozent. Die Goldnotierung zieht dagegen vor allem in den letzten Wochen deutlich an.

Kursentwicklung (angeglichen) von Gold (rot) und SMI (grün) seit Anfang Jahr, Quelle: cash.ch

Wie hoch die Nachfrage nach Gold ist, zeigt der massive Zufluss in Gold-ETF (Exchange Traded Funds). Im ersten Halbjahr 2020 verzeichneten diese ETF laut einem Bericht des World Gold Council Zuflüsse in Höhe von 734 Tonnen. Im (Gesamt-)Rekordjahr 2009 waren es lediglich 645 Tonnen. Laut dem Bericht stammt die grosse Nachfrage nach Gold-ETF überwiegend von institutionellen Investoren, weniger von Privatanlegern.

Gold-ETF-Bestand höher als Deutschlands Reserven

Am Dienstag berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass die ETF-basierten Goldbestände in diesem Jahr (bis Anfang August) um rund 30,5 Prozent gestiegen sind auf nun insgesamt 3365,6 Tonnen. Damit ist der weltweite Gold-ETF-Bestand volumenmässig erstmals grösser als die Gold-Reserven von Deutschland – das Land mit den zweitgrössten Goldreserven der Welt. Nur die USA, deren Goldbestand dieses Jahr auf über 8000 Tonnen anwuchs, sind diesbezüglich noch uneinholbar.

Das alles wirkt sich auf die Nachfrage nach physischen Edelmetallen aus, da Gold- und auch Silber-ETF mit tatsächlichen Reserven hinterlegt werden müssen. Fondsgesellschaften müssen also das entsprechende physische Edelmetall kaufen, wenn Kunden in Gold- oder Silber-ETF investieren. Wegen der Lagerung haben Edelmetall-ETF im Vergleich zu anderen ETF-Produkten wie etwa Aktien höhere Gebühren (siehe Tabelle unten).

Platznot beim letzten Boom

2011 beim letzten Dollar-Gold-Allzeithoch klagten einzelne Banken aufgrund des erhöhten Bedarfs an physischem Gold und Silber über Platznot.

Aus Platzmangel wurde damals etwa bei der Zürcher Kantonalbank ein Teil des Silberbestands in einen externen Tresor in der Schweiz ausgelagert, wie eine Sprecherin damals sagte. Heute scheint die Bank besser vorbereitet zu sein. "Platznot ist heute überhaupt kein Thema bei uns", sagt ein Sprecher gegenüber cash.

Auch Raiffeisen Schweiz sieht sich diesbezüglich auf der sicheren Seite. Man verfüge trotz steigender Gold-ETF-Bestände über genügend Lager-Kapazitäten, wie ein Sprecher mitteilt. "Das Anmieten von zusätzlichen Lagerplätzen war bisher nicht notwendig. Auch bei der UBS sei noch genügend Platz in den Tresoren vorhanden, wie eine Sprecherin gegenüber cash sagt.

ETF-Kunden können Gold physisch ausliefern lassen

Was viele dabei nicht wissen: Da die Banken Gold-ETF mit physischen Beständen hinterlegen, ist es für Kunden möglich, sich ihre ETF-Anteile in physischem Gold auszahlen zu lassen. Allerdings gelten dafür bei den Banken teils sehr unterschiedliche Bedingungen.

So wird bei der ZKB etwa Gold nur in Barren von 12,5 Kilogramm gelagert, weswegen das Edelmetall auch nur in dieser Grössenordnung an Kunden ausgeliefert werden kann. Ein Barren entspricht derzeit etwa einem Wert von knapp 800'000 Dollar. Daher dürfte eine Auslieferung bei der ZKB nur für Grossinvestoren interessant sein. Für die Auszahlung wird eine Auslieferungsgebühr von maximal 0,2 Prozent des Goldwerts erhoben.  

Anders verhält es sich bei Raiffeisen. Hier ist es möglich, sich Goldbarren ab einem Gewicht von einer Unze ausliefern zu lassen. Dafür muss man allerdings den richtigen ETF auswählen. Der "Raiffeisen ETF – Solid Gold Ounces" etwa lässt die Option zu. Allerdings müssen hier die Kosten beachtet werden. Die physische Auslieferung kostet bei 1-10 Stück Unzen-Goldbarren 200 Franken. Je mehr Unzen man sich auszahlen lässt, desto günstiger kommt man also weg.

UBS: Auslieferung schon ab einem Gramm

Bei Gold-ETF der UBS kann die physische Auslieferung des Edelmetalls sogar noch weiter gestückelt werden. Bei der Grossbank können Kunden die physische Auslieferung in Barren aller Standartgrössen beantragen – und zwar schon ab einem Gramm. Allerdings können hier laut UBS definierte Herstellungskosten anfallen, falls die jeweilige Goldeinheit nicht in den Tresoren der UBS verfügbar ist.

Aber aufgepasst: Viele Banken halten im Kleingedruckten fest, dass sie unter bestimmten Bedingungen rechtlich nicht zur Auslieferung von physischen Goldbeständen verpflichtet werden können. So werden beispielsweise grössere Krisen, in der überdurchschnittlich viele Anleger ihr Gold auszahlen lassen wollen, als Beispiel genannt, in der die Bank das Gold nicht ausliefern muss. 

In der Schweiz vertriebene Gold-ETF/ETC (Auswahl)

FondsValoren-
nummer
WährungTotal Expense Ratio
(TER)
Performance, YTD
UBS ETF (CH) - Gold (CHF) hedged (CHF) A-dis10602719Franken0,23 Prozent+27.58 Prozent
iShares ETF (CH) - iShares Gold ETF (CH)10413623 Dollar0,3 Prozent+31.27 Prozent
ZKB Gold ETF A (CHF)13910159Franken0,4 Prozent+22.74 Prozent
Raiffeisen ETF - Solid Gold Ounces A CHF13403484Franken0,46 Prozent+22.31 Prozent
Raiffeisen ETF - Solid Gold A USD13403493Dollar0,51 Prozent+28.30 Prozent

Daten: cash-Fondsguide/justetf.com / Performanceunterschiede ergeben sich unter anderem durch die Form der Replikation oder die Fondswährung.