Es ist nicht das Jahr von Gold: Der Preis für eine Unze des Edelmetalls hat sich von 1320 Dollar zu Jahresbeginn auf inzwischen 1226 Dollar vergünstigt – das sind 6 Prozent weniger. Im Vergleich zum Jahreshöchststand im April sind es sogar 10 Prozent weniger. Hier die Goldpreis-Entwicklung der letzten 12 Monate:
Goldpreis in den letzten 12 Monaten (in USD pro Unze), Quelle: cash.ch
Auf den Preis drückt vor allem die Zinsentwicklung in den USA: Zehnjährige Treasuries (Staatsanleihen) rentieren inzwischen mit 3,11 Prozent, der Leitzins der US-Fed ist seit September im Korridor von 2,0 bis 2,25 Prozent angelangt. Steigende Zinsen rauben dem Gold an Attraktivität, da dieses keine Zinsen abwirft und sichere Anlagen wie Staatsanleihen mehr Einnahmen versprechen.
Höhere Zinsen stärken auch den Dollar, da dieser dadurch als Investitionswährung an Beliebtheit gewinnt. Seit Jahresbeginn hat sich der Greenback zum Franken um 2 Prozent und zum Euro gar um 5 Prozent gestärkt. Auch das sind schlechte News für Goldinvestoren. Denn steigt der Dollar, fällt der Goldpreis. Das kommt daher, da Gold in Dollar gehandelt wird. Eine ansteigende US-Währung macht den Golderwerb in anderen Währungen teurer und unattraktiver.
Dem nicht genug, prügeln auch noch die Spekulanten auf das Gold ein: Im August 2018 erreichten gemäss WisdomTree die Short-Positionen ein neues Allzeithoch. Noch nie wetteten so viele auf einen fallenden Goldpreis.
Leichte Erholung erkennbar
Doch inzwischen scheint der Tiefpunkt überwunden: Vor allem die Oktober-Turbulenzen in den Aktienmärkten machten Gold wieder begehrter und führten gemäss Nitesh Shah, Director Research bei WisdomTree, zu einer durch Short-Eindeckungen ausgelösten Gold-Rally.
Und der (sehr verhaltene) Aufwärtsgang könnte anhalten: Shah geht davon aus, dass Gold von einer baldigen Abwertung des US-Dollars Unterstützung bekommen könnte. Die US-Notenbank ginge dem Zenit im Straffungszyklus entgegen, während die Zentralbanken weltweit ihre Zinssätze anheben würden. So könnten 2019 etwa die Europäische Zentralbank und vielleicht sogar die Schweizerische Nationalbank ihren ersten Zinsschritt nach oben wagen.
Ebenfalls dem Gold in die Hände spielen würde eine neue Wirtschaftskrise. Potenzielle Auslöser existieren durchaus: Etwa eine Eskalation im Handelskonflikt der USA mit China oder eine neue Euro-Krise, ausgelöst durch den Brexit oder durch die aufmüpfigen Italiener.
Auch eine stärkere Inflation hätte Auswirkungen auf den Goldpreis. In den USA betrug die Teuerung im Oktober 2,5 Prozent. Und Schätzungen gehen teilweise von einer Zunahme auf bis zu 3,5 Prozent im nächsten Jahr aus – das würde Gold, das als Inflationsschutz gilt, einen Zufluss bescheren.
Steht die Rezession vor der Tür?
Solange die Dollaraufwertung aber anhält, die Notenbanken die Inflation im Griff haben und eine Rezession ausbleibt, wird der Goldpreis nur beschränktes Aufwärtspotenzial haben. Die St. Galler Kantonalbank sieht den Goldpreis denn auch die nächsten Monaten in einer Seitwärtsbwegung zwischen 1'200 und 1'300 Dollar.
Bullisher die Research-Abteilung von J.P.Morgan: Bis 2020 soll der Gold-Preis auf 1'460 Dollar ansteigen. Der grosse Wendepunkt könnte dabei Mitte 2019 kommen, dann wird gemäss Prognose der US-Bank die Zinskurve in den USA invers werden, sprich die Rendite der kurzlaufenden Anleihen diejenigen der Langlaufenden übertreffen – was als Vorbote einer Rezession gilt.