Was haben Autodiebe und die Rohstoffmärkte gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Auf den zweiten Blick jede Menge. Denn Palladium ist das Edelmetall der Stunde. In den letzten 52 Wochen hat sich sein Preis pro Unze um 40 Prozent verteuert. Allein in diesem Jahr beträgt die Performance mehr als 10 Prozent, das Allzeithoch bei 1437 Dollar wurde am 17. Januar erreicht.

Somit ist Palladium wertvoller als Gold, das in den letzten Monaten ebenfalls von erhöhter Nachfrage profitiert hat und aktuell bei 1311 Dollar pro Unze steht. Das wiederum bringt uns zurück zu den Autodieben. Weil Palladium zur Herstellung von Katalysatoren in Automobilen verwendet wird, werden nun offenbar vermehrt Auspuffanlagen gestohlen. Wie das "Wall Street Journal" schreibt, bekommt man auf dem US-Schwarzmarkt für eine Auspuffanlage zwischen 150 und 450 Dollar - je nach Modell.

Hinter dem Palladium-Boom steckt die grosse Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Als Folge der Diesel-Krise nimmt die Beliebtheit von Benzinmotoren und alternativen Antrieben laufend zu. Palladium – wie auch Rhodium und Platin – kommt gerade bei Benzin-Katalysatoren zum Einsatz. Und auch Hybrid-Elektroautos benötigen zur Senkung des Schadstoffausstosses diese wertvollen Metalle.

Gleichzeitig herrscht auf dem Palladiummarkt seit Jahren Knappheit. Produzenten aus Russland und Südafrika scheinen nur sogar ihre Palladium-Bestände zu horten, in der Hoffnung auf noch höhere Preise. Zuletzt sorgten auch die zunehmenden politischen Spannungen zwischen Russland und den USA für Preisanstiege.

Preise bald an der Decke?

Diese Knappheit dürfte sich laut Beobachtern auch 2019 fortsetzen. Die Rohstoffexperten der UBS rechnen mit einem Defizit von rund 5 Prozent der globalen Nachfrage. "Trotz eines grösseren Altmetallangebots dürfte das vorhandene Angebot beschränkt bleiben. Gleichzeitig dürfte das Minenangebot nur begrenzt wachsen", schreiben sie in einer Analyse.

Auch auf der Nachfrageseite gibt es indes Risiken. So zeichnen sich in zwei der grössten Märkte, China und Europa, rückläufige Autoverkäufe ab. Zumal die Verwendung in Katalysatoren rund 80 Prozent der gesamten Palladiumnachfrage ausmacht.

Und noch etwas könnte den Palladiumpreis unter Druck setzen: Die mittlerweile hohen Kosten für Palladium könnten Autohersteller zum Umdenken zwingen. Es ist durchaus vorstellbar, dass das viel günstigere Platin – wie schon früher – wieder in Benzin-Katalysatoren verbaut wird, auch wenn diese Umrüstung Zeit bräuchte. Deshalb ein Tipp an die Auspuff-Diebe: Verkaufen Sie Ihre Beute lieber heute als morgen.

Preisveränderungen von Edelmetallen

Metall*Performance 2019, in %Perf. 52 Wochen, in %
Palladium+11,3+40,7
Gold+2,6-2,8
Silber+1,4-7,6
Platin-0,7-20,7

*Angaben in Dollar und Unze (Quelle: cash.ch)