Nach dem Scheitern von DSV bei Ceva Logistics gibt das dänische Transportunternehmen ein nichtbindendes Übernahmeangebot für den Luftfrachtspezialisten Panalpina ab. Die Offerte in Höhe von 170 Franken je Aktie setzt sich aus Bargeld und DSV-Aktien zusammen und entspricht einem Aufpreis von rund 24 Prozent gegenüber dem Schlussstand vom Vorabend.

Beobachter zeigen sich überrascht darüber, dass die dänische DSV und nicht Kühne+Nagel ein Übernahmeangebot abgibt. Erst im November signalisierte Konzernchef Detlef Trefzger Interesse an Panalpina. Eine feindliche Übernahme schloss er damals aus (cash berichtete).

Ankeraktionärin hat das letzte Wort

Ob DSV mit der vorliegenden Offerte auf offene Ohren stösst, bleibt abzuwarten. Das letzte Wort dürfte wohl die Ernst Göhner Stiftung (EGS) haben. Mit knapp 46 Prozent der Stimmen stellt sie bei Panalpina die mit Abstand grösste Macht im Aktionariat. Die EGS unterstützte in der Vergangenheit stets ein Alleingang des Luftfrachtspezialisten.

Die letzten fünf Jahre waren unter dem Strich ein Nullsummenspiel für die Aktionäre von Panalpina (Quelle: www.cash.ch)

Wie es im hiesigen Berufshandel heisst, könnten dem Ankeraktionär die gebotenen 170 Franken zu wenig sein. Das nicht zuletzt auch deshalb, weil DSV einen Teil davon doch in eigenen Aktien berappen will. Händler glauben deshalb, dass sich Kühne+Nagel einschalten und eine attraktivere Gegenofferte für Panalpina unterbreiten könnte.

Schon im Mai letzten Jahres rechnete die Berenberg Bank vor, dass Kühne+Nagel problemlos einen Aufschlag von 30 Prozent für die Panalpina-Aktie bezahlen könnte und dennoch in den Genuss einer prozentual zweistelligen Gewinnverdichtung käme. Dabei ging der für die Berenberg Bank tätige Analyst von Kostensynergien von bis zu 300 Millionen Franken zwischen den beiden Unternehmen aus (der cash Insider berichtete).

Tritt Kühne+Nagel als «weisser Ritter» auf?

Dass die Panalpina-Aktie an der Schweizer Börse SIX über den gebotenen 170 Franken notiert, zeigt, dass Anleger der Möglichkeit einer Gegenofferte bereits Rechnung tragen. Denn angesichts der in der Vergangenheit zurückweisenden Haltung der Ankeraktionärin sowie der Aktien-Komponente der Offerte wäre eigentlich ein grösserer Abschlag zu erwarten. Stattdessen gewinnt die Aktie zur Stunde noch 28,5 Prozent auf 176 Franken. Die Tageshöchstkurse liegen gar bei 179,30 Franken.

Mit einer weiteren Erklärung für dieses Phänomen wartet der für Baader-Helvea tätige Analyst auf. Er glaubt nicht, dass sich grosse Panalpina-Aktionäre wie Cevian Capital, Artisan Partners oder die Ernst Göhner Stiftung mit der vorliegenden Offerte zufrieden geben und deshalb auf eine Nachbesserung dieser pochen könnten. Der Analyst empfiehlt die Panalpina-Aktie seit dem letzten Juli mit "Buy" und einem Kursziel von 160 Franken zum Kauf.

Auch sein Berufskollege bei der Zürcher Kantonalbank schreibt, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Widerstand sieht er insbesondere seitens der Ernst Göhner Stiftung, war diese in der Vergangenheit doch nicht offen für einen Verkauf des Unternehmens. Die Panalpina-Aktie wird bei der Zürcher Kantonalbank mit "Marktgewichten" eingestuft.

Die Bank Vontobel hält das Angebot hingegen für angemessen und erhöht das Kursziel auf 170 (zuvor 130) Franken. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Hold". Kepler Cheuvreux will sich hingegen noch nicht in die Karten blicken lassen, nimmt das 125 Frnaken lautende Kursziel aber zumindest schon mal in positive Revision.

Egal ob Gegenofferte oder nachträgliche Nachbesserung: Die Leerverkäufer sehen sich vermehrt in der Defensive und dürften ihre Wetten gegen den Luftfrachtspezialisten schliessen, was Beobachtern zufolge für höhere Kurse spräche.