Immerhin drei SMI-Aktien stehen nach den schweren Einbruch des Aktienmarktes vom 20. Februar bis zum 23. März aus heutiger Sicht besser da als vor der Krise: Lonza (+13 Prozent), Givaudan (+2 Prozent) und der Roche-Genussschein (+0,3 Prozent). Während sich das Plus von letzteren zwei innerhalb der Schwankungsbreite eines Tagesgewinns oder -verlusts liegt, kann sich zumindest Lonza als klarer Sieger feieren lassen.
Als unbestrittener Qualitätstitel stieg der Kurs des Life-Science-Unternehmens allein in den drei Tagen nach dem Beginn der Erholung am 23. März von 323 auf 392 Franken. Einen Push gab dem Aktienkurs auch die Zusammenarbeit mit der US-Biotechfirma Moderna, die an einem erfolgversprechenden Mittel gegen das Coronavirus forscht (auch wenn zuletzt wieder Zweifel an der Wirksamkeit aufgetaucht sind).
Die Kurse der 20 SMI-Titel seit dem 20. Februar 2020 (Grafik: Bloomberg).
Am breiten Markt zeigt sich noch deutlicher, dass die Coronakrise einer begrenzten Zahl von Aktien viel Rückenwind gegeben hat. Klar ist dies beim absoluten Kursgewinner Relief Therapeutics, wo sich der Börsenwert mehr als versechsfacht hat. Grund waren grosse Hoffnungen, die Ende März in den Wirkstoff Aviptadil als Gegenmittel für das Virus gesetzt wurden.
Damals lag der Kurs allerdings noch viel höher. Relief ist ein "penny stock" und der Kursverlauf bleibt trotz kurzem Corona-Hype schwer einschätzbar.
Zur Rose wie der Computerperipherieausrüster Logitech (+30 Prozent) und der IT-Büroausrüster Also (+22 Prozent) leben auch als typische "Stay-at-Home"-Aktien auf: Home Offices werden wegen der Ausgangsbeschränkungen technisch aufgerüstet und bestellt wird im Lockdown-Alltag mehr und mehr im Internet. Die riesigen Börsenschwankungen wiederum haben Online-Banken wie beispielsweise Swissquote (+10 Prozent) zusätzliches Geschäft gebracht.
Top und Flop der SPI-Titel seit dem 20. Februar 2020 (Grafik: Bloomberg).
Als erfolgreicher Finanztitel ist Swissquote eher eine Ausnahme. Vor allem gross kapitalisierte Finanzaktien haben böse unter der Krise gelitten. Lange Zeit erfolgreiche Papiere wie jenes der Versicherer Swiss Life (-40 Prozent) und Zurich (-36 Prozent) befinden sich fast am Schluss der SMI-Tabelle, während der auf der Welt zweitgrösste Rückversicherer Swiss Re (-48 Prozent) das effektive Schlusslicht bildet.
Das miese Bild bei den Versicherern wird ergänzt durch die heftige Minusperformance der Banken. Dabei galten UBS (-26 Prozent) und Credit Suisse (-41 Prozent) beim Beginn der Krise noch als relativ krisenfest. Doch bei Banken und Versicherern scheinen die Zweifel an der künftigen Ertragskraft im sich zu greifen. Bei den Versicherern könnten noch Sorgen um die Obligationenmärkte eine Rolle spielen, in die jene Unternehmen breit investiert sind.
Klassische Krisenverlierer sind natürlich auch die Luxusgüterkonzerne Swatch (-28 Prozent) und Richemont (-26 Prozent). Ans Prinzip "die Hoffnung stirbt zuletzt" dürften sich Anleger von Dufry (-69 Prozent) und LM Group ("lastminute.com", -65 Prozent) klammern, die als Teil der Reisebranche wohl noch eine Zeit lang unter den Folgen der Coronakrise leiden werden. Allerdings: Ein Ende der Krise könnte solche Aktien auch schnell wieder ans obere Ende der Tabelle spülen.
Anleger dürften sich jetzt aber bei jenen Aktien wohler fühlen, die eine weniger schlechte Kursbilanz aufweisen. Womit man schnell wieder bei defensiven Evergreens wie Roche, Novartis (-13 Prozent) und Nestlé (-3 Prozent) oder einer Qualitätsaktie wie Sika (-8 Prozent) und Swisscom (-15 Prozent) landet, die realistischerweise noch Aufholpotential haben.
Boeing fällt ins Bodenlose
Zu einer Art "Ehrenrettung" des SMI schliesslich kann man schliesslich auch sagen: Auch im amerikanischen Top-Index Dow Jones stehen fast alle Kurse im Minus. Dem Negativtrend eindrücklich entziehen konnte sich nur die Handelskette Walmart. Sie hat im ersten Quartal dank dem Onlinehandel mehr verdient als erwartet.
Ähnlich wie im SMI stehen auch zwei US-Grossbanken in der Drei-Monate-Bilanz schlecht da: Goldman Sachs (-25 Prozent) und J.P. Morgan (-36 Prozent). Die schwere Krise der Ölindustrie zeigt sich Exxon Mobil (-27 Prozent).
Am schwersten getroffen ist allerdings Boeing (-61 Prozent). Nicht nur die allgegenwärtige Krise der Luftfahrt belasten den Flugzeugbauer, sondern auch die seit über einem Jahr bestehenden Probleme mit dem Pannenjet 737 Max. Dazu kommen grössere Anlaufprobleme mit dem Hoffnungsträger 777X, der künftig die Langstrecke beherrschen soll - ein Geschäft, das zu allem Elend möglicherweise auch noch schrumpfen wird.
Top und Flop der Dow-Jones-Titel seit dem 20. Februar 2020 (Grafik: Bloomberg).
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