Das Börsenjahr 2016 brachte für Schweizer Anleger nicht viel Erfreuliches. Der Swiss Market Index (SMI) verzeichnet - wenn in den letzten Handelstagen nichts Aussergewöhnliches mehr passiert - das zweite Jahr in Folge eine negative Performance. Mit minus 7 Prozent liegt der SMI auch weit hinten im europäischen Vergleich, nur Portugal und Dänemark (je minus 13 Prozent) waren von den grösseren Aktienmärkten noch schlechter.

Der Hauptgrund für die Baisse ist das schlechte Abschneiden der Aktien von Roche und Novartis (je minus 12 Prozent), und auch das dritte Schwergewicht im Index, Nestlé, konnte mit einer Jahresperformance von gerade mal 1 Prozent kaum viel Positives beitragen. Spätestens seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten sind defensive Qualitätsaktien, welche jahrelang gestiegen waren, nicht mehr gefragt. Anleger setzen in Erwartung eines höheren Wirtschaftswachstums jetzt mehr auf konjunkturabhängigere Aktien.

cash-Guru Alfred Herbert warnt aber davor, die diesjährigen Verlierertitel abzuschreiben. "Die defensiven Qualitätsaktien finden auf jeden Fall wieder aus dem Loch heraus, alleine schon wegen ihrer Grösse und Innovationskraft", sagt Herbert im cash-Börsen-Talk. Die Titel sollten weiterhin fester Bestandteil eines Anlegerportefeuilles sein. Bei Nestlé hofft Herbert zusätzlich auf den neuen CEO Ulf Mark Schneider, der im neuen Jahr seine Arbeit beginnt.

Vorsicht walten sollten Anleger aber weiterhin bei den Schweizer Grossbanken-Aktien, trotz des deutlichen Kursanstiegs von Credit Suisse und UBS seit den US-Wahlen, so Herbert. Er verweist auf die latente Gefahr von weiteren Bussen, aber auch auf die nach wie vor ungelösten Probleme im italienischen Bankensektor. Diese könnten, falls sich die Lage verschlimmert, Schockwellen für den ganzen Bankensektor auslösen. In Italien zeichnet sich immer deutlicher ab, dass der Staat die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena, das drittgrösste Finanzinstitut des Landes, retten muss.

Viele Ereignisse an den Börsen

Mit dem EU-Austrittsvotum der Briten im Juni, der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten im November und dem Scheitern des italienischen Verfassungsreferendums im Dezember passierten 2016 drei Ereignisse, welche die Finanzmärkte teils mehr, teils weniger durchschüttelten. Ob das Jahr 2017 für die Börsen in dieser hinsicht besser wird, darf bezweifelt werden.

Denn es ist noch überhaupt nicht klar, welche Wirtschaftspolitik der neue US-Präsident betreiben wird. Es könnten aber durchaus Handelskonflikte entstehen zwischen den USA und China. Auch die Eurozone könnte durch die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland weiter destabilisiert werden.

Alfred Herbert will deshalb im cash-Börsen-Talk auch keine Prognose abgeben, wo der SMI Ende 2017 stehen wird. Aber er verweist auf die US-Bank Goldman Sachs, welche den US-Leitindex Dow Jones bis Mitte 2017 bei 21'000 Punkten sieht, also etwa 5 Prozent höher als heute. Auch Experten von Kepler Cheuvreux sehen die europäischen Börsen bis Mitte nächstes Jahr weiter steigen, dann sehen die Analysten die Zinsentwicklung zu einer Belastung für die Aktienkurse werden. Kritisch soll es für die Börsen indes werden, wenn die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren 3 Prozent erreicht.

Die US-Notenbank Fed hatte letzte Woche wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben und signalisiert, dass sie die Zügel im kommenden Jahr drei Mal anziehen könnte. Viele Marktteilnehmer hatten lediglich mit zwei Schritten gerechnet.

Versicherungstitel ins Portfolio

Bei der Zinserhöhung sieht Alfred Herbert auch eine Chance für Aktienanleger. Er sieht gerade die Titel von Versicherern weiter steigen. Die Kurse von reinen Lebensversicherern wie Swiss Life steigen seit August stark an. Herberts persönlicher Favorit ist aber Zurich Insurance, die sowohl ein Lebens- wie Schadenversicherungsgeschäft betreibt. Die Aktie ist mit einem Zuwachs von 12 Prozent die fünftbeste Aktie im SMI in diesem Jahr.

Die Aussicht auf schneller steigende US-Zinsen hat auch den Goldpreis in den letzten Tagen auf den tiefsten Stand seit Februar gedrückt. Der Preis liegt derzeit bei etwa 1130 Dollar pro Feinunze. Weil Gold keine Zinsen oder Dividenden generiert, machen steigende Zinsen diese Anlagemöglichkeit weniger attraktiv. Auch der stärker werdende Dollar schwächt die Nachfrage für das Edelmetall.

Herbert sieht beim Goldpreis aber eine Bodenbildung, weil allein "die Produktionskosten von Gold weltweit bei etwa 1200 und 1300 Dollar liegen". Herbert setzt aber traditionell auf ein anderes Edelmetall. "Ich bin und bleibe ein Silber-Fan. Ich fange wieder an, bei 16 Dollar pro Unze zu kaufen." Der Silber-Preis ist diese Woche zum ersten Mal seit Juni wieder unter diese Marke gefallen.

Im cash-Börsen-Talk äussert sich Alfred Herbert auch zur Leistung der Schweizerischen Nationalbank in diesem Jahr und zum Verlauf des Dow Jones im 2017.