Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen beträgt 4,2 Prozent, zwanzigjährige Papiere werfen gar eine von 4,57 Prozent ab. Zum Vergleich: zehnjährige Bundesobligationen geben 0,59 Prozent her und eine zehnjährige Kassenobligation bis zu 1,2 Prozent. Diese hohen US-Renditen gilt es allerdings mit Vorbehalt zu betrachten. 

Auf den ersten Blick scheint das Angebot verlockend, zumal in den USA mit weiter sinkenden Zinsen und somit steigenden Kursen für festverzinsliche Wertpapiere gerechnet wird. Allerdings untergräbt die Politik von Donald Trump das Vertrauen in die USA als verlässlicher Vertragspartner, so Thomas Stucki, Anlagechef bei der St. Galler Kantonalbank. Das werde dazu führen, dass vor allem öffentliche Halter von US-Staatsanleihen sich nach Alternativen umsehen.

«Sollte sich, wie im Strategiepapier von Trumps wirtschaftlichem Berater Stephen Miram angedroht, dieses Misstrauen bestätigen, wird der US-Dollar deutlich an Wert verlieren.» Die mögliche Mehrrendite von US-Dollar-Anleihen dreht sich dann schnell ins Negative, meint Stucki weiter und ergänzt: «US-Dollar-Anleihen sind aktuell einem hohen Risiko ausgesetzt.»

Strategen schichten in US-Obligationen um

Gerade angelsächsische Experten empfehlen eine Umschichtung von Aktien in Anleihen angesichts der politischen Unsicherheiten und der Zollpläne von US-Präsident Donald Trump. Sowohl Aktien als auch Anleihen haben in den ersten drei Monaten des Jahres als Reaktion auf die von Präsident Donald Trump verhängten Zölle eine wilde Berg- und Talfahrt hingelegt.

US-Staatsanleihen haben sich im abgelaufenen ersten Quartal gesamthaft besser entwickelt als Aktien und sind um mehr als 2,5 Prozent gestiegen, während der Aktienbenchmark S&P 500 um etwa 5 Prozent gefallen ist. Es ist das erste Mal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020, dass innerhalb eines Dreimonatszeitraums Aktien im Preis fielen und Anleihen stiegen. 

Die Strategen der englischen Investmentbank Barclays änderten in der vergangenen Woche erstmals seit mehreren Quartalen ihre Einschätzung bei der Vermögensallokation zugunsten von Anleihen gegenüber globalen Aktien und erklärten, dass politische Unsicherheiten Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum darstellen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete. 

Seit Ende Februar sind mehr als fünf Billionen Dollar aus der Bewertung des US-Aktienmarktes verschwunden. «Wenn der Aktienmarkt nach unten korrigiert, verschärft das die finanziellen Bedingungen», sagte Jack McIntyre, Portfoliomanager bei Brandywine Global Investment Management, gegenüber Bloomberg. «Und das ist gut für Anleihen. Bei Schwäche sollte man besser ein Käufer sein.»

Thomas Daniel Marti
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