Der mysteriöse Käufer von Leonteq-Aktien hat endlich einen Namen: Der ehemalige UBS-Verwaltungsrat und Hedgefonds-Pionier Rainer-Marc Frey hat sich beim kriselnden Anbieter strukturierter Produkte ein Beteiligungspaket geschnürt. Mit einem Stimmenanteil von 7,46 Prozent steigt er zum zweitgrössten Aktionär hinter der Raiffeisen Gruppe auf. Ursprünglich wurde dem Financier Martin Ebner ein Einstieg nachgesagt.
Wie die am Donnerstag früh von Leonteq versendete Medienmitteilung vermuten lässt, trat Frey zwischen dem 10. und dem 15. März selber als aggressiver Käufer am Markt auf. Knapp 1,2 Millionen der 1,6 Millionen in dieser kurzen Zeitspanne gehandelten Aktien gingen in den Besitz des neuen Grossaktionärs über. Dieser aggressive Vorstoss erklärt auch den kräftigen Kursanstieg von 28 Prozent seit dem 10. März.
Wie geht es nun weiter?
Mit einem Grossteil der übrigen Titel dürften ausländische Leerverkäufer ihre Wetten gegen die Leonteq-Aktie geschlossen haben. Dem Beratungsunternehmen Markit zufolge wurde Ende Februar mit nicht weniger als 13 Prozent der ausstehenden Titel gegen den Anbieter strukturierter Produkte spekuliert. Nur gegen Burckhardt Compression, Swatch Group und Basilea Pharmaceuticals liefen an der Schweizer Börse SIX noch umfangreichere Wetten.
Der Einstieg Freys wird im hiesigen Berufshandel begrüsst und dem Vorstoss auch eine gewisse Signalwirkung nachgesagt. Noch seien die Absichten des neuen Grossaktionärs allerdings unklar, so lautet der Tenor. Auch dass der Hedgefonds-Pionier sein Aktienpaket weiter ausbaut, wird als möglich erachtet. Meldepflichtig würde er allerdings erst mit einem Überschreiten der 10-Prozent-Hürde.
Schon seit Tagen geht es für die Leonteq-Aktie kräftig nach oben (Quelle: www.cash.ch)
Was eine rasche Verbesserung der Ertragslage bei Leonteq anbetrifft, so geben sich Beobachter keinen falschen Illusionen hin. Im vergangenen Dezember sah sich das Unternehmen zu einer einschneidenden Gewinnwarnung gezwungen, nachdem es sich nur wenige Wochen zuvor anlässlich des Investorentags noch zuversichtlich zeigte.
Wie im Februar dann im Rahmen der damaligen Jahresergebnispräsentation bekannt wurde, brach der Konzerngewinn bei Leonteq im vergangenen Jahr um 75 Prozent auf gerademal 17,2 Millionen Franken ein. Gleichzeitig liessen die Firmenvertreter durchblicken, dass 2017 zu einem Übergangsjahr werden könnte.
Neuer Grossaktionär ein Kenner der Finanzindustrie
Vorsichtig äussert sich der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst. Seines Erachtens ändert der prominente Neuzugang im Aktionariat erst einmal nichts an der Tatsache, dass Leonteq das operative Geschäft wieder flottbekommen muss. Die Meldung könnte allenfalls dazu führen, dass andere Marktakteure ihre Leerverkaufspositionen überdenken müssen, so ergänzt er. In Erwartung eines Verlusts in der ersten Jahreshälfte stuft der Experte die Leonteq-Aktie weiterhin nur mit "Untergewichten" ein.
Rainer-Marc Frey ist kein Unbekannter. Als Gründer des Hedgefonds Horizon21 gilt er als Pionier auf diesem Gebiet und als ein Kenner der hiesigen Finanzindustrie. Zwischen Oktober 2008 und April 2014 sass Frey sogar im Verwaltungsrat der Schweizerischen Grossbank UBS. Gemäss Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX hält Frey zur Zeit Beteiligungen am Dienstleistungsunternehmen DKSH (3,9 Prozent), am Chemiehersteller Siegfried (9,46 Prozent) sowie am Privatkreditvermittler Cembra Money Bank (2,97 Prozent).
Zeitweise war der neue Leonteq-Aktionär auch mit mehr als 5 Prozent am Catering-Unternehmen Gategroup beteiligt. Erst im Frühjahr wurde dieses an den chinesischen Mischkonzern HNA verkauft. Händler vermuten denn auch, dass Frey mit einem Teil des bei Gategroup erzielten Verkaufserlöses bei Leonteq eingestiegen ist.
An der Schweizer Börse SIX wird die Leonteq-Aktie nach dem Einstieg von Rainer-Marc Frey von Anschlusskäufen erfasst. Zur Stunde gewinnt sie 3,8 Prozent auf 35,50 Franken. Kurz nach Handelsbeginn wurden sogar Kurse von bis zu 35,95 Franken bezahlt, worauf vorübergehend von der Warrants-Seite ausgehende Gewinnmitnahmen einsetzten.