Zum zweiten Mal in Folge legen die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse ihre Quartalsergebnisse am selben Tag vor. Diese geballte Ladung an Zahlenfakten bietet sich geradezu an, um direkte Vergleiche zwischen den beiden Erzrivalen zu ziehen. Interessant ist auch, wie UBS und Credit Suisse gegenüber Julius Bär abgeschnitten haben. Letztere gilt als die "heimliche dritte Schweizer Grossbank".

Nachstehend die Gegenüberstellung der Resultate für das zurückliegende zweite Quartal, aufgeschlüsselt nach den branchenüblichen Kennzahlen:

Ertragssituation

Der Geschäftsertrag der UBS übertrifft die Analystenerwartungen zwar leicht auf 7,27 Milliarden Franken. Im Jahresvergleich resultiert dennoch ein leichter Ertragsrückgang.

Anders die Credit Suisse: Die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken steigert den Geschäftsertrag im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht auf 5,2 Milliarden Franken, schrammt damit aber knapp an den Prognosen vorbei.

Mit rund 1,6 Milliarden Franken in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mutet der Geschäftsertrag von Julius Bär vergleichsweise bescheiden an.

Gewinnentwicklung

Bei der UBS verbessert sich der Reingewinn gegenüber dem zweiten Quartal letzten Jahres um gut 13 Prozent auf 1,17 Milliarden Franken. Analysten hatten mit einem Quartalsgewinn von 938 Millionen Franken gerechnet.

Die CS-Aktie (rot) im 12-Monats-Vergleich mit jenen von Julius Bär (grün) und UBS (violett) (Quelle: www.cash.ch)

Etwas tiefer als erwartet fällt der Quartalsgewinn bei der Credit Suisse aus. Mit 303 Millionen Franken verdoppelt er sich im Jahresvergleich allerdings nahezu.

Wie seit Montag bekannt ist, lag der Reingewinn bei Julius Bär im ersten Halbjahr bei im Jahresvergleich stabilen 404 Millionen Franken. Damit übertraf die Zürcher Bank die Markterwartungen ziemlich deutlich.

Wealth Management

Die Bruttomarge im Wealth Management der UBS lag im zurückliegenden Quartal bei 73 Basispunkten und verfehlte die von Experten erwarteten 74 Basispunkte leicht. Punkten kann die Grossbank hingegen bei der Nettoneugeldentwicklung. Trotz Abflüssen im Wealth Management Americas beträgt der Zufluss neuer Kundenvermögen 7,5 Milliarden Franken.

Zum Vergleich: Bei Julius Bär verbesserte sich die Bruttomarge alleine zwischen Ende April und Ende Juni um 2 auf 92 Basispunkte. Der Nettoneugeldzufluss lag sogar bei über 10 Milliarden Franken, was einem Wachstum von gut 6 Prozent entspricht.

Spitzenreiter bei der Bruttomarge ist hingegen die Credit Suisse mit 110 Basispunkten im Internationalen Wealth Management sowie satten 126 Basispunkten in der Region Asien/Pazifik. In beiden Geschäftsbereichen übertrifft die Grossbank die bei 105 respektive 124 Basispunkten liegenden Prognosen. Dem Unternehmen flossen im zweiten Quartal im Kerngeschäft 12 Milliarden Franken an neuen Kundenvermögen zu.

An dieser Stelle sei gesagt, dass ein Vergleich bei der Bruttomarge aufgrund unterschiedlicher Ansätze bei der Rechnungslegung nicht sehr aussagekräftig ist.

Investment Banking

Auf den ersten Blick übertrifft der Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking bei der UBS mit gut 450 Millionen Franken die Erwartungen. Dennoch zeigen sich Experten insbesondere vom schwachen Abschneiden im Handel mit Festverzinslichen, Rohstoffen und Devisen, kurz FICC, enttäuscht.

Mit gerademal 78 Millionen Franken fällt das Ergebnis der Credit Suisse im Investment Banking eher mager aus. Allerdings machen Analysten unter anderem einmalige Faktoren für das enttäuschende Abschneiden in diesem Bereich verantwortlich.

Eigenkapitalsituation

Für Gesprächsstoff sorgt in Expertenkreisen der überraschend starke Rückgang der Kernkapitalquote (CET1) bei der UBS auf 13,5 Prozent. Erwartet wurden war ein Rückgang auf 14 Prozent. Vor Jahresfrist lag die Quote noch bei 14,2 Prozent. Der Grund: Im Zusammenhang mit strengeren regulatorischen Auflagen sind die risikogewichteten Aktiven der Grossbank im vergangenen Quartal um 15 auf 237 Milliarden Franken gestiegen.

Die Credit Suisse meldet deutliche Verbesserungen bei den Eigenkapitalkennzahlen. Dank der milliardenschweren Kapitalerhöhung über eine Bezugsrechtsemission steigt die Kernkapitalquote im Jahresvergleich von 11,8 auf immerhin 13,3 Prozent. Das Leverage Ratio verbessert sich hingegen von 3,3 auf 3,8 Prozent. In beiderlei Hinsicht werden die Analystenerwartungen vollumfänglich erfüllt. Die Grossbank lässt allerdings durchblicken, dass ihre risikogewichteten Aktiven im weiteren Jahresverlauf aufgrund strengerer regulatorischer Auflagen ebenfalls steigen könnten.

Die Kernkapitalquote von Julius Bär liegt hingegen bei komfortablen 14,9 Prozent und damit weiterhin klar über den regulatorischen Mindestanforderungen. Die Quote wäre sogar noch um einiges höher, hätte die Zürcher Bank in den letzten Jahren nicht mehrere grössere Firmenübernahmen getätigt.

Aktienkursentwicklung seit Jahresbeginn

Die Aktie von Julius Bär hat seit Jahresbeginn ganz klar die Nase vorn. Nach dem jüngsten Höhenflug errechnet sich ein Plus von gut 20 Prozent. Dem steht eine um 9 Prozent höhere UBS-Aktie gegenüber. Das Schlusslicht bleibt jene der Credit Suisse. Nicht zuletzt aufgrund der im zweiten Quartal vollzogenen Kapitalerhöhung notiert sie nur geringfügig über dem Stand von Anfang Januar.

Abschliessendes Urteil der Analysten

Der Zahlenkranz der Credit Suisse kommt am Freitag früh insgesamt besser als jener der UBS an. Ihm gefalle der Zahlenkranz der Credit Suisse auf Anhieb besser, so lässt der für die Zürcher Kantonalbank tätige Analyst durchblicken. Seines Erachtens kann die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken vor allem mit tieferen Kosten punkten. Auch daran, dass alle Einheiten zur Gewinnentwicklung beitragen konnten, findet er sichtlich Gefallen.

Seine Berufskollegin von RBC Capital Markets schlägt in dieselbe Kerbe. Wie sie in einer ersten Stellungnahme schreibt, kann sich das Quartalsergebnis der Credit Suisse sehen lassen. Den Zahlenkranz der UBS beurteilt sie hingegen etwas kritischer. Für die Börse gibt es am Freitag denn auch einen klaren Gewinner: Während die UBS-Aktie um 3,3 Prozent auf 16,83 Franken zurückfällt, gewinnt jene der Credit Suisse zur Stunde ganze 3 Prozent auf 15,20 Franken.

Am meisten Beifall erntete am Montag jedoch Julius Bär für das Halbjahresergebnis. Die Zürcher Kantonalbank stufte die Aktie auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes kurzum sogar von "Marktgewichten" auf "Übergewichten" herauf.

Gemäss Erhebungen von AWP empfehlen 8 von 18 Analysten die Aktie von Julius Bär zum Kauf und nur einer zum Verkauf. Bei der UBS raten 10 von 23 Experten zum Kauf und 2 zum Verkauf der Aktie und bei der Credit Suisse stehen 11 Kauf- immerhin 4 Verkaufsempfehlungen gegenüber.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von Julius Bär ist für das nächste Jahr bei 13,8, verglichen mit 13,2 für die UBS und 12,4 für die Credit Suisse.