"Wer macht den besten Job als Top-Manager einer Schweizer Bank?“ Diese Frage stellte cash seiner Leserschaft am 12. Dezember in einer Online-Umfrage. Zur Auswahl standen zehn Bankmanager, die möglichst alle Facetten des Bankenplatzes Schweiz abdecken – vom arrivierten Grossbank-CEO bis zum Gründer eines zukunftsträchtigen Zwei-Mann-Betriebes.
Nach eineinhalb Wochen und über 2208 abgegebenen Stimmen steht der Sieger fest: Es ist Martin Rohner, CEO der Alternativen Bank Schweiz (ABS). Auf ihn fielen 36 Prozent der Stimmen. Auch der zweite Platz ist eine grosse Überraschung: Hanspeter Rhyner, Chef der Glarner Kantonalbank. Erst auf dem dritten Platz folgt mit Sergio Ermotti ein bekannterer Name. Der UBS-Chef rettet sich allerdings nur relativ knapp vor Felix Niederer, CEO und Mitgründer des Online-Vermögensverwalters True Wealth aufs Podest. Auch Niederer erreicht eine unerwartete Platzierung.
Vertrautere Namen aus der Schweizer Bankenbranche finden sich mehrheitlich am unteren Ende der Rangliste. Vontobel-Verwaltungsratspräsident Herbert Scheidt, seit Mitte September auch Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung, liegt abgeschlagen auf dem letzten Platz, und Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam schafft es lediglich auf die zweitletzte Position, knapp vor Johann Gevers, Bitcoin-Promoter und Gründer der Transaktionsplattform Monetas.
Rangliste cash-Online-Umfrage "Banker des Jahres 2016" (total 2208 Stimmen)
Name und Funktion | Anzahl Stimmen | Stimmenzahl in % |
Martin Rohner, CEO Alternative Bank Schweiz | 803 | 36 |
Hanspeter Rhyner, CEO Glarner Kantonalbank | 410 | 19 |
Sergio Ermotti, CEO UBS | 296 | 13 |
Felix Niederer, CEO Online-Vermögensverwalter True Wealth | 236 | 11 |
Patrik Gisel, CEO Raiffeisen Gruppe | 142 | 7 |
Alfred Gantner, Gründer Partners Group | 114 | 5 |
Tidjane Thiam, CEO Credit Suisse | 76 | 3 |
Johann Gevers, CEO Transaktionsplattform Monetas | 66 | 3 |
David Arnott, CEO Temenos | 39 | 2 |
Herbert Scheidt, VR-Präsident Vontobel Gruppe | 26 | 1 |
Quelle: cash.ch und classic.cash.ch (die Stimmen der alten und neuen Version der Websites wurden zusammengezählt), Stand: 20.12.16
Die Wahl der cash-Leserschaft von Martin Rohner von der Alternativen Bank Schweiz zum Bank-Manager des Jahres ist erstaunlich - und auf den ersten Blick auch schwer nachvollziehbar. Denn die Bank traf Anfang Jahr einen für Bankkunden unangenehmen Entscheid. Als erste (und in diesem Ausmass bislang auch einzige) Schweizer Bank übertrug sie die Negativzinsen der Nationalbank auf die Bankkunden. Das brachte der Oltener Bank mit 93 Angestellten weltweite Medienpräsenz.
Doch offenbar ist es genau diese Ehrlichkeit, die den Zeitgeist bei Bankkunden trifft. "Das gesellschaftliche Bedürfnis nach einer Bank, die fair und transparent arbeitet, hat in den letzten Jahren klar zugenommen", versucht ABS-CEO Rohner gegenüber cash seine Wahl zu erklären. Dass die Sympathien im Schweizer Bankwesen heute den kleinen, skandalfreien und "gschaffigen", aber dennoch innovativen Banken gehören, beweist auch der zweite Rang von Hanspeter Rhyner, CEO der Glarner Kantonalbank, die eine Vorreiterrolle bei der Digitalisierung des Bankwesens hat.
Der Siegeszug der kleinen und relativ unbekannten Bankmanager ist auch mit der Identifikation der Bankkunden und cash-Leser mit den betreffenden Instituten erklärbar. So rief ein Mann aus dem Kanton Glarus die cash-Redaktion an und fragte, er wolle unbedingt noch an der Umfrage teilnehmen und wie man das mache. Auch die Institute selber bemühten sich um eine gute Platzierung. Auf den sozialen Medien wurde auf die cash-Umfrage hingewiesen, ebenso wie in Newslettern an Kunden mit der Bitte, man möge doch seine Stimme abgeben. Auf ein funktionierendes Netzwerk konnte offenbar auch Rohner von der ABS zurückgreifen. "Leute von Peru bis Kanada haben für mich gestimmt, wie ich im Laufe der Wahl erfuhr", sagt er zu cash.
Eine solche Identifikation mit der (eigenen) Bank und den Chefs fehlt bei den grösseren Banken weitgehend. Während die CEO von ABS, Glarner KB und True Wealth (in der Umfrage auf den Plätzen 1, 2 und 4) zwei Drittel aller Stimmen auf sich ziehen konnten, waren es bei den Chefs von Credit Suisse, Raiffeisen und UBS – notabene die drei grössten Banken der Schweiz - bloss knapp 25 Prozent. Und dies bei deutlich grösserer cash-Leserschaft unter den grossen Banken als bei den kleineren Firmen. Vor diesem Hintergrund ist der Stimmenanteil gerade für Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam (rund 3 Prozent) fast schon bedenklich. Auch Proteststimmen gegen die grossen und für die kleinen Banken wird es viele gegeben haben - speziell auch von den Angestellten der Grossbanken.