Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Epidemie und der Ölpreis-Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland schüttelt die Märkte derzeit voll durch. Die Turbulenzen ereignen sich am Aktien-, aber auch am Anleihenmarkt.
"Am letzten Montag passierte am Unternehmensanleihemarkt etwas, was man seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr sah." Das sagt Olivier Hildbrand, Senior Investment Manager Pictet Asset Management, auf Anfrage von cash. Grund: Es fand kaum noch Handel statt. Die grossen Banken hätten die ganze Liquidität vom Markt genommen. Der Markt sist gelähmt gewesen, beschreibt Hildbrand die Situation. Auch am Donnerstag sei es nun ähnlich wie am Montag.
Der durchschnittliche Zinsdifferenz auf dem Schweizer Anleihenmarkt ist in einem normalen Monat unter 50 Basispunkten. Am Montag sei dieser teilweise sechsmal grösser gewesen, so Hildbrand. Eine Obligation der Cembra Money Bank mit der Laufzeit 2023 wurde zu einem Zinssatz von 1,5 Prozent angeboten, aber es wurde nichts gehandelt zum korrespondierenden Anleihepreis.
Kreuzfahrtgesellschaften werden auch am Anleihenmarkt abgestraft
Ein weiteres Beispiel: Die Kreuzfahrtgesellschaft MSC Cruise hat zwei Obligationen in Schweizer Franken. Die dreiprozentige Anleihe mit einer Laufzeit 30. November 2021 wurde zu einem Zinssatz von 20 Prozent gehandelt. Die dreiprozentige Anleihe mit einer Laufzeit 30. Juli 2023 wurde ebenfalls zu einem Zinssatz von 20 Prozent gehandelt. Beide Anleihen haben damit seit Mitte Februar mehr als 30 Prozent ihres Wertes verloren.
Am Dienstag hatten sich die Preise teilweise normalisiert. Es böten sich jetzt Gelegenheiten, einige Namen zu kaufen, sagt Olivier Hildbrand. Die Krise sei aber nicht fertig. Es seien immer noch wenig Käufer und Verkäufer im Markt.