Fast täglich hört und liest man von Bedenken altgedienter Börsianer, die von einer Überbewertung und einer bevorstehenden Korrektur der Aktienmärkte warnen. Bei einem Börsenanstieg, der nun schon acht Jahre andauert, ist dies nachvollziehbar. Der Anstieg des US-Leitindex Dow Jones beträgt seit Frühjahr 2009 rund 220 Prozent.
Auch cash-Guru Alfred Herbert ist skeptisch geworden mit Blick auf die Börsen. "Ich bin vorsichtiger als auch schon, und manchmal ist es mir auch ein wenig unwohl. Und wenns einem an der Börse unwohl ist, muss man sich von Aktien trennen", sagt Herbert im cash-Börsen-Talk. Er prophezeit bis Jahresende zwar keine grössere Korrektur, doch "als täglicher Trader" hat auch er schon mal ein paar Scherflein ins Trockene gebracht, wie er verrät. "Ich hatte auch schon mehr Aktien."
Allen Unkenrufen zum Trotz bewegten sich die Kurse im Sommer vor allem in den USA nordwärts. Der Dow Jones konnte in den letzten drei Monaten 4 Prozent zulegen, der europäische Index Euro Stoxx 50 verlor dagegen 4,5 Prozent. Die US-Börsen steigen also nach wie vor, obwohl die weiter schwelende Nordkorea-Krise die Anleger dann und wann verunsichtert und obwohl an den Märkten bereits ausgemacht scheint, dass US-Präsident Donald Trump seine zahlreichen wirtschaftsfreundlichen Wahlversprechen nicht einhalten kann.
Herbert führt die anhaltende US-Hausse auf den Anlagenotstand zurück. "Die Anleger in den USA haben Geld zum Versauen, und das wird halt angelegt auf Vorrat." Er würde allerdings "nicht blindlings Aktien in den USA kaufen, sondern vermehrt Europa und vor allem auch Japan berücksichtigen."
SMI-Verlauf zehrt an den Nerven
Die Börsensituation in der Schweiz, wo der Swiss Market Index (SMI) in diesem Jahr 9 Prozent zugelegt hat, beurteilt Herbert verhalten positiv. Die Bewegungen des SMI in den letzten vier Monaten - ständig um die Marke von 9000 Punkten - zehrt allerdings auch bei ihm an den Nerven.
Die Halbjahresergebnisse der Schweizer Unternehmen hinterliessen Herbert bislang einen guten Eindruck. Es sei positiv zu sehen, wie die Unternehmen die Dividenden halten könnten, sagt er. "Das ist ein guter Massstab für die Zukunft."
Allerdings führten die Resultate einiger Unternehmen auch zu Enttäuschungen unter Anlegern. So verlor die Aktie des Sanitärherstellers und Anlegerlieblings Geberit letzte Woche am Tage der Veröffentlichung der Erstsemesterzahlen rund 6 Prozent. Schlimmer erwischte es diese Woche den Milchverarbeiter Emmi, dessen Aktie an einem Tag 10 Prozent einbüsste. Beide Titel waren Monate und Jahre zuvor stark angestiegen.
Für Herbert sind solche Reaktionen der Anleger nichts Überraschendes: "Je höher die Börse steht, desto höher ist auch der Erwartungsdruck an die Unternehmen." Aktionären rät Herbert, bei gut gelaufenen Titeln durchaus Gewinne mitzunehmen und sie abzustossen. "Auch dafür muss man an der Börse Charakter zeigen."
Im cash-Börsen-Talk äussert sich Alfred Herbert ausführlicher zu Geberit, Roche und Swisscom.