Die Aktienmärkte sind seit Wochen im Anstieg. Der Schweizer Leitindex hat seit Jahresbeginn um 4,5 Prozent zugelegt: "Die Entwicklung des SMI gefällt mir sehr gut", bekundet cash-Guru Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk. Der Index mit den 20 grössten Titeln habe sich auf über 8500 Punkte "nach oben geschmuggelt" und habe Aussicht auf weitere Gewinne: "Wenn die Fundamentaldaten weiter gut sind, dann schaut er sich die 9000 Punkte an."
Am neuen US-Präsidenten Donald Trump liegt dies laut Herbert aber eher nicht: "Es ist keine Trump-Hausse, sondern eine Hausse trotz Trump", sagt der langjährige Börsenhändler und Anleger. Die Märkte haben seiner Meinung nach gar nicht so stark auf den umstrittenen Amtsträger im Weissen Haus reagiert, wie dies mancherorts den Anschein hat. Der "Marktschreier" Trump werde nach seinen publizitätsträchtigen Äusserungen jeweils nur für einen kurzen Moment ernst genommen.
Politik ist aus der Sicht des cash-Gurus sowieso kein guter Treiber für die Aktienmärkte: "Diejenigen, welche die Politik bestimmen, verstehen wenig von der Börse." Viel lieber ist ihm, wenn die Konjuktur die Märkte beflügelt, und dort stünden die Zeichen gar nicht so schlecht: "Der Aufschwung nimmt Tempo, er schaltet weltweit vom ersten in den zweiten Gang." Herbert begrüsst es auch, wenn die Unternehmen mit ihren Resultaten und Bilanzen die Kurse befeuern. Die bisherige Schweizer Bilanzsaison habe gezeigt, dass es vielen Unternehmen erstaunlich gut gehe.
«Da kommt Kies zurück»
Nach dem Flirt mit den 9000 Punkten prognostiziert der cash-Guru dem SMI wieder schwierigere Zeiten: "Eine Ernüchterung ist dann schon fällig." Die Börse habe schon viel an guten Nachrichten vorweggenommen, weswegen der Sommer eher wieder von fallenden Kursen geprägt sein könnte, sagt Herbert. Bis dahin komme es darauf an, Aktien zum richtigen Zeitpunkt zu verkaufen.
Die Dividenden, die gehäuft in den Monaten April und Mai ausbezahlt werden, solle man wieder anlegen: In der Dividendensaison würden bei den 20 SMI-Titeln nicht weniger als 40 Milliarden ausgeschüttet, sagt Herbert: "Da kommt Kies zurück." Um noch vom steigenden Markt zu profitieren, könnten Anleger seiner Ansicht nach aber getrost den Schwergewichten Nestlé (+1,7 Prozent seit Jahresanfang), Roche (+5,9 Prozent) oder Novartis (+5 Prozent) vertrauen, den massgeblichen Treibern im SMI. Die US-Politik spiele da weniger hinein als zunächst befürchtet: "Trump kann die Pharmabranche ja nur beschränkt plagen, wie wir gesehen haben."
Auch Lonza könne laut dem cash-Guru noch eine Weile weiter laufen, nach dem der Titel des Life-Science-Konzerns nach einer Schwächephase über weite Strecken des vergangenen Jahres wieder aufrappelt. Im Vergleich zu Mitte Dezember steht der Kurs aktuell um 12,5 Prozent höher: "Die sollen noch etwas Luft holen, denn die Luft oben ist dünn. Ich sehe aber auch keinen Crash."
Auch die Versicherer glänzten durch eine gute Ertrags- und Dividendenkraft und überzeugen Herbert auch von den Fundamentaldaten her: "Sie sind, wie ich immer sage, den Bankaktien um zwei Jahre voraus und sie haben das Haus in Ordnung gebracht." Erklärter Liebling des cash-Gurus ist die Zurich-Aktie, die innert Jahresfrist ein Drittel an Wert gewonnen hat. "Da kann man aber auch jetzt noch kaufen", sagt Herbert.
Basilea - das neue Actelion?
Jenseits der grosskapitalisierten Werte sieht Herbert eine Chance beim Pharmaentwickler Basilea (zum separaten Artikel von cash dazu). Die Aktie hat allein innerhalb der vergangenen vier Wochen 21 Prozent an Wert gewonnen. Der cash-Guru weiss für diesen Anstieg eine eindeutige Erklärung. Die Übernahme des Entwicklers Lungenhochdruckmedikamenten Actelion durch Johnson & Johnson. Die Amerikaner bieten 280 Dollar für eine Aktie, mit Angebotsfrist vom 3. bis 30. März. Im Moment liegt der Kurs bei 269 Franken. Auch wenn einige Anleger noch auf einen Kursgewinn warten, die Actelion-Titel gehen langsam vom Markt.
Der Aufkauf von Actelion-Aktien spüle Geld in den Markt. "Da kommen Milliarden. Die Leute legen das wieder an, und was ist das nächste? Basilea wäre etwas, allerdings spekulativ." Das Spekulative gefällt Herbert, er nennt es "Salz und Pfeffer" im Markt. Zur Absicherung empfiehlt er auch Optionen auf Basiliea. Doch fundamental sei das Pharmaunternehmen auf gutem Weg. Die Produkte und die Entwicklungs-Pipeline überzeugten, und das Unternehmen sei durch eine gute Finanzierung auf Durststrecken vorbereitet: "Ich jedenfalls habe alles von Actelion in Basilea umgelegt."
Im cash-Börsen-Talk erklärt Alfred Herbert auch, weswegen er gerade angesichts unsicherer Aussichten einen Einstieg bei Gold und Silber empfehlen kann. Er sagt auch, welches von beiden Edelmetallen für ihn mehr Flexibilität ermöglicht.