Nach einem guten Jahr für den Swiss Market Index (SMI) – das Kursplus beträgt derzeit 14 Prozent – gibt es auch Befürchtungen einer Korrektur. Die Märkte sind unberechenbarer als früher, heisst es von manchen Beobachtern; eine Zunahme der Volatilität sei wahrscheinlich, warnen einige. Das Eis, auf dem Aktienanleger gehen, scheint dünner zu werden.
Alfred Herbert hält aber wenig von Schwarzmalerei und Krisenstimmung: "Ich sehe für den Markt nicht schlecht", sagt der cash-Guru im Börsen-Talk. Nach schwierigen Zeiten wegen des starken Frankens habe die Wirtschaft den Negativtrend "mit Bravour" umgekehrt und ihre gute Position gefestigt.
Der Kursansteig des SMI, der nach mageren zwei Jahren wieder kräftig zugelegt hat, sei die logische Folge und eine "angenehme Überraschung". Sein Rat für die Anlegerinnen und Anleger ist eindeutig: "Ich würde dabeibleiben!"
UBS und Credit Suisse - warum nicht?
Herbert hat in den vergangenen Monaten sogar wieder Gefallen an einem Sektor gefunden, den er lange sehr kritisch sah: den Banken. Die Finanzbranche habe die ärgsten Schwierigkeiten hinter sich. Die Margen würden sich dank steigender Zinsen verbessern. Die Aktie der Credit Suisse ist mit 32 Prozent Kursanstieg viertbeste im SMI dieses Jahr, die UBS liegt mit 14 Prozent Plus im Mittelfeld. Das Potenzial beider Grossbanken-Titel sei aber intakt, sagt Herbert: "Es ist nicht spektakulär, aber eine gute Wette."
Ein Favorit ist für Herbert indessen nach wie vor Lonza. Die Aktie des Life-Science-Konzerns ist mit 61 Prozent Kurssteigerung seit Anfang Jahr die performancestärkste SMI-Aktie. Die Tendenz zur Auslagerung bei den Pharma- und Biotech-Unternehmen beflügelt das Unternehmen, aber auch die Übernahme des Kapselherstellers Capsugel sieht der Markt als richtigen Schritt.
Der cash-Guru fasst zusammen: "Die Ertragskraft ist gut, Lonza ist hier und in den USA gut positioniert." Da spreche nichts dagegen, dass sich der Kurs weiter steigere. Auch bei Sika, der zweitbesten SMI-Aktie, sieht er aufgrund einer exzellenten operativen Leistung und eines sorgfältigen, global agierenden Managements weiteres Potenzial. Stünden die langwierigen Rechtsstreitigkeiten mit Saint-Gobain über die Eigentümerstruktur nicht im Weg, wäre der Kurs der Aktie laut Herbert noch "wesentlich höher". Die baldige Beilegung des Rechtsstreits werde der Aktie neuen Schub verleihen.
Pharma-Titel bleiben zentral
Nicht ungetrübt ist die Lage weiterhin bei den beiden Pharma-Giganten Novartis und Roche. Schon 2016 war schwierig: Die Diskussion um reglementierte Medikamentenpreise in den USA setzte den beiden Unternehmen zu. Herbert sagte Ende 2016 eine Erholung dieser Titel voraus - diese ist aber nur teilweise eingetroffen.
Die Novartis-Aktie konnte im Lauf des Jahres um bis zu 15 Prozent zulegen, auch wenn sich der geplante Verkauf der operativ schwierigen Augenpflege-Sparte Alcon dahinzieht und den Kursverlauf bremst. Der Roche-Genussschein liegt hingegen mit nur gut 5 Prozent Jahres-Performance weit zurück. Ein Anlass zur Sorge bestehe aber nicht, sagt Herbert. Eine volle Pipeline mit neuen Produkten und Entwicklungen werde Roche an der Börse weitertragen.
Insgesamt würden Investoren sowohl mit Roche als auch mit Novartis gut fahren: "Beide sind es wert, sie zu kaufen und sie sollten Pfeiler in jedem Portefeuille sein." Auch für den Rest des Marktes schaut der cash-Guru positiv ins neue Jahr und erwartet bei keiner der 20 SMI-Aktien böse Überraschungen. Aber einen Rat gibt der cash-Guru seinen Zuschauern auf jeden Fall auch noch mit: "Wach bleiben!"
Im cash-Börsen-Talk nennt Alfred Herbert eine Reihe von Aktien aus dem breiten Markt SPI, die ihn interessieren: Er hebt dabei besonders den Biotech-Entwickler Bachem hervor. Ausserdem beantwortet er die Frage nach dem künftigen Euro-Franken-Kurs mit einer simplen, aber einprägsamen Geste.