In den Spitälern sind antibiotikaresistente Keime auf dem Vormarsch. Dementsprechend gross ist der medizinische Bedarf an neuartigen Antibiotika. Mit Murepavadin hat die in Allschwil beheimatete Polyphor einen vielversprechenden Wirkstoff dieser Art in der fortgeschrittenen Entwicklungsphase.

Als das Baselbieter Pharmaunternehmen Mitte Mai den Gang an die Schweizer Börse SIX wagte, sah es denn auch nach einem erfolgreichen Debüt aus.

Hoher medizinischer Bedarf und Milliardenmarkt

Doch es sollte alles anders kommen: Mit 38 Franken am oberen Ende der Preisspanne von 30 bis 40 Franken ausgegeben, ging die Polyphor-Aktie gleich am ersten Tag nur knapp über dem Ausgabepreis aus dem Handel. Mittlerweile werden gar Kurse von unter 30 Franken für die Aktie bezahlt. Auf den Ausgabepreis bezogen errechnet sich nur sechs Wochen nach dem Börsendebüt ein sattes Minus von gut 20 Prozent.

Nun eilt mit der UBS eine der beiden hauptverantwortlichen Banken der Aktie zu Hilfe. In einer 80-seitigen Unternehmensstudie nimmt die Schweizer Grossbank die Erstabdeckung mit einer Kaufempfehlung und einem 12-Monats-Kursziel von 43 Franken auf.

Ernüchternder Kursverlauf der Polyphor-Aktie seit dem Börsengang von Mitte Mai (Quelle: www.cash.ch)

Dabei stützt sich der Studienautor eigenen Angaben zufolge auf eher konservative und wahrscheinlichkeitsgewichtete Annahmen für das Schlüsselmedikament Murepavadin ab. Polyphor selbst schätzt das Marktpotenzial des Antibiotikums auf dem Gebiet von im Krankenhaus erworbenen Lungenentzündungen auf 2 bis 3 Milliarden Dollar jährlich. Darauf abgestützt geht die UBS von einem Spitzenumsatz von 300 Millionen Franken bei einer Zulassungswahrscheinlichkeit von 75 Prozent aus.

Überraschend schwaches Börsendebüt

Der Studienautor rechnet bei Polyphor über die nächsten 12 bis 18 Monate mit positiven Nachrichten rund um Murepavadin sowie um den Krebswirkstoff Balixafortide. Und er wähnt das Unternehmen auf der Suche nach einem grossen Vertriebspartner für Balixafortide.

Über die Gründe für die enttäuschende Kursentwicklung seit dem ersten Handelstag lässt sich bloss spekulieren. Als mögliche Erklärung führen Händler den Umstand an, dass einige grosse Investoren in Erwartung nur geringer Zuteilungen mehr Aktien zeichneten als gewollt. Dieses im Fachjargon auch "Überzeichnen" genannte Vorgehen ist bei Börsengängen nicht unüblich. Wenn die Zuteilungen dann aber höher als gedacht ausfallen, müssen sich diese Investoren von den zu viel erhaltenen Titeln trennen.

Vermutlich wurde genau das der Polyphor-Aktie in den ersten Handelstagen zum Verhängnis. Zuletzt drückten hingegen angebliche Verleiderverkäufe auf die Kurse.

Neben der UBS waren auch die Deutsche Bank als Lead Manager sowie die Zürcher Kantonalbank und Cantor Fitzgerald als Co-Lead Manager in den Börsengang involviert. Es dürfte deshalb spannend zu sehen sein, ob und wie die übrigen Banken die Polyphor-Aktie einschätzen.