Klar, es waren exzellente Zahlen, die Alphabet am Donnerstag nach Börsenschluss vorgelegt hat. Sprudelnde Werbeeinnahmen haben der Google-Mutter im Schlussquartal kräftig Rückenwind verliehen. Und auch das für das zukünftige Wachstum wichtige Cloud-Geschäft konnte überraschend stark zulegen. Trotzdem liegt die Vermutung nahe, dass ein nicht unerheblicher Teil des massiven Kursanstiegs im nachbörslichen Handel (+10 Prozent) dem angekündigten Aktiensplit zuzurechnen ist.
Alphabet kündigte einen Aktiensplit im Verhältnis 1:20 an, der im Juli durchgeführt werden soll. Dies bedeutet, dass jeder Anleger für eine Alphabet-Aktie nun deren 20 erhält. Dadurch reduziert sich der Preis pro Aktie von aktuell 2’752 Dollar (Schlusskurs vom Donnerstag) auf unter 150 Dollar. Die Motivation hinter diesem Schritt, der fundamental nichts ändert, ist klar: "Wir möchten mit diesen Split unsere Aktien zugänglicher machen", sagte Ruth Porat, Alphabets Chief Financial Officer, in einer Telefonkonferenz mit Fernsehmoderatoren.
Für institutionelle Investoren ist der Preis einer einzelnen Aktie kaum von Bedeutung. Doch für Privatanleger kann es ein Aktiensplit "erschwinglicher" machen, eine angemessene Zahl an Aktien zu kaufen. Bei einem Kurs von 3000 Dollar überlegen sich viele Kleinanleger zweimal, ob sie wirklich einsteigen wollen. Ein Aktiensplit kann also die Nachfrage nach dem Titel erhöhen und sich somit kursstützend auswirken. Dies, obwohl sich durch einen Aufteilung der Aktien fundamental absolut nichts ändert.
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Eine weitere Motivation eines Aktiensplits könnte eine Aufnahme in den berühmten US-Index Dow Jones Industrial sein. Da es sich um einen kursgewichteten Index handelt, bleibt Aktien mit vierstelligen Kursen wie Alphabet oder auch Amazon eine Aufnahme verwehrt. Auch eine Aufnahme in den Dow Jones könnte kursstützend für die Aktie sein. Denn dadurch würden Fonds und ETF, die den Index abbilden, die Aktie automatisch kaufen müssen.
Was macht Amazon?
Der Aktiensplit von Alphabet schürt Spekulationen, dass Amazon einen ähnlichen Schritt am Donnerstag verkünden könnte. Dann legt der Online-Riese seine Geschäftszahlen vor. Amazon ist nun der einzig verbliebene GAFAM-Titel (Google-Alphabet, Apple, Facebook-Meta, Amazon, Microsoft) mit einem vierstelligen Kurs: 3030 Dollar.
Beobachter fragen sich schon länger, warum sich Amazon bis heute gegen einen Aktiensplit sträubt. Der E-Commerce-Gigant ist eines von nur sieben Unternehmen im breiten S&P 500, das für mehr als 1000 Dollar pro Aktie gehandelt wird, und – abgesehen von Alphabet – das mit Abstand grösste. Das Unternehmen hat in seiner Firmengeschichte lediglich drei Mal einen Aktien-Split durchgeführt. Der letzte liegt ganze 23 Jahre zurück.
Marktbeobachter spekulierten, dass Gründer Jeff Bezos nach dem Vorbild von Warren Buffetts Berkshire Hathaway langfristig orientierte Investoren ansprechen will. Dieser hatte bekanntermassen die A-Aktien von Berkshire Hathaway (aktueller Kurs: 471’184 Dollar) nie gesplittet. Mit dem neuen CEO, dem ehemaligen Chef der Cloudsparte Andy Jassy, hoffen Anlegerinnen und Anleger, dass sich dies ändern könnte. Als Executive Chairman könnte Bezos aber immer noch sein Veto einlegen.
Sicher ist, dass ein Aktiensplit der Amazon-Aktie neuen Schwung verleihen würde, was bitter nötig wäre. Amazon ist sein über einem Jahr massiver Underperformer im Vergleich zu den anderen GAFAM-Mitgliedern.