Mobius hält den Konsumentenpreis-Index CPI für eine wenig brauchbare Messgrösse, um die Teuerung abzubilden. "CPI-Zahlen erzählen nur einen Teil der Geschichte", sagte Mobius in einem Interview mit Bloomberg. Sie zeigten nur einen Teil davon, was in der Wirtschaft vor sich gehe. Der 85-Jährige legt sein Augenmerk stattdessen auf das Geldmengenwachstum, welches 2021 in den USA 30 Prozent betragen habe: "Man muss erwarten, dass die Preise um so viel hochgehen können." 

Die Theorie, dass die Geldmenge die wichtigste Ursache für Inflation ist, ist unter Ökonomen seit Jahren umstritten. Mobius gesteht im Bloomberg-Interview auch zu, dass der technologische Wandel gleichzeitig weiter preisdämpfend wirke.

Mit Blick auf die Schätzungen für die US-Dezember-Inflation von 7 Prozent sagte der Börsenveteran aber auch: "Mit diesen 7 Prozent wird das, was noch auf uns zukommt, wahrscheinlich unterschätzt." Gleichzeitig würden aber auch die Löhne steigen, so Mobius. Steigen müssten allerdings auch die Renditen für US-Staatsanleihen: "Die Leute kaufen keine Anleihen mit 2 Prozent Rendite, wenn die Inflation sieben, acht, neun oder zehn Prozent beträgt. Diese Renditen müssen hochgehen."

China-Crackdown war «eine gute Sache» 

Mobius bekräftigte seine vor ein paar Tagen schon gefallene Aussage, dass diese Entwicklung vor allem für Tech-Firmen schlecht sei, die keinen Gewinn schrieben. Dafür macht der Investor seinem Ruf als Schwellenländer-Experte wieder einmal alle Ehre und empfiehlt Anlagen ausserhalb der USA und Europa. 

Für Mobius, der über drei Jahrzehnte bei der Anlagegesellschaft Franklin Templeton war und der dann Mobius Capital Partners gründete, ist Indien zum Investieren derzeit etwa so interessant wie Taiwan. Beim enormen Wertverlusts der türkischen Lira empfiehlt er auch den türkischen Aktienmarkt, weil es dort sehr gute Unternehmen gebe. Der Preisverfall der Landeswährung nütze Unternehmen, die Umsätze in Dollar erzielten. Investitionsgelegenheiten sieht er auch in Südafrika und Vietnam. 

Weiter äusserte sich Mobius zur weltweit zweitgrössten Volkswirtschaft China, wo 2021 das Regime in Peking seine Haltung vor allem gegenüber Tech-Unternehmen verschärft hat. "Der so genannte Crackdown des chinesischen Regulators war eine gute Sache", so Mobius. Davor habe es eine Art "Wildwest-Mentalität" in der chinesischen Wirtschaft gegeben, sagte Mobius mit einem versteckten Hinweis auf den überschuldeten Immobilienkonzern Evergrande. "Diese Liegenschaftenfirmen waren nicht nur in Liegenschaften, sondern überall tätig." Langfristig wird laut Mobius die repressive Gangart den Börsen helfen. "Kurzfristig trifft es natürlich den Index. 'Grosse Jungs' wie Alibaba und Tencent fallen natürlich dramatisch."  

(cash)