Seit dem Corona-Einbruch im März 2020 kennen die Aktien von Arbonia nur eine Richtung, aufwärts. Das Vor-Corona-Niveau wurde im letzten Frühjahr übertroffen. Wer den Titel im Corona-Kurssturz zu knapp 6 Franken gekauft hatte, erzielt zum gegenwärtigen Kurs von gut 22 Franken eine Rendite von über 280 Prozent. Allein in diesem Jahr geht es trotz des Januar-Einbruchs am breiten Aktienmarkt mit 7 Prozent weiter in die Höhe.

Der auf Europa ausgerichtete Gebäudezulieferer aus Arbon mit den Geschäftseinheiten Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik sowie Türen hat Produktionsstätten in neun Ländern. 2019 konnte ein langer und teilweise schmerzhafter Umbauprozess erfolgreich abgeschlossen werden – wobei der Verkauf des Fenstergeschäfts erst 2021 vollzogen wurde. In der Coronakrise überwogen die positiven Resultate der Restrukturierung bisher die Krisenfolgen.

Kursverlauf der Arbonia-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Arbonia, an dem Michael Pieper via Artemis Beteiligungen mit 22,1 Prozent beteiligt ist und dort auch im Verwaltungsrat sitzt, fährt eine doppelte Strategie. Einerseits strebt das Unternehmen eine Kostenführerschaft im Türgeschäft an, andererseits ist Arbonia Profiteur des Nachhaltigkeitstrends bei Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Dazu gehören Wärmepumpen, Ventilationssysteme. Und seit kurzem bietet Arbonia auch selbst entwickelte Batterien für Privathaushalte an. Diese kommen ohne Lithium aus und sollen den Strom aus Photovoltaikanlagen speichern. Der einstige Industrietitel mausert sich zu einer echten "Klima-Aktie".

Der Umsatzanteil in diesem Bereich, der auf Nachhaltigkeitstrends setzt, soll in der Zukunft deutlich steigen. Arbonia setzt unter dem Verwaltungsratspräsidenten und CEO Alexander von Witzleben bei ihren Investitionen und Akquisitionen daher bewusst den Fokus auf die Energiewende, die Digitalisierung und die Urbanisierung. Die Finanzierung stellt dabei kein Problem dar, da die Eigenkapitalquote und die Liquidität hoch sind. 

Dividende und KGV von Arbonia überzeugen

Trotz dieser guten Ausgangslage stellt sich die Frage, wieviel zukünftiges Wachstum im Aktienkurs schon eingepreist ist. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für das Geschäftsjahr 2021 steht mit 11,2 weiterhin einem Kauf nicht im Wege. Doch dieses beinhaltet den Buchgewinn aus dem Verkauf der Division Fenster. Dieser "Bonus" wird zukünftig nicht mehr anfallen. Das vorwärtsgewandte KGV, welches die prognostizierten Gewinne der nächsten zwölf Monate berücksichtigt, dürfte daher deutlich höher zu liegen kommen. 

Die geschätzte Dividendenrendite mit 1,2 Prozent ist für einen Industrietitel nur mittelmässig. Und eine Sonderausschüttung des Gewinns aus dem Fenster-Verkauf ist nicht geplant. Immerhin will die Gesellschaft die Dividende mit den im letzten Oktober gesetzten Mittelfristzielen kontinuierlich anheben: Konkret soll ab 2022 die Ausschüttung um jährlich 15 Prozent steigen, womit die bisherige Zielgrösse um 5 Prozentpunkte nach oben geschraubt wurde. Das kommt der Attraktivität des Titels zugute.

Das kurzfristige Aufwärtspotenzial bei der Aktie wird wohl limitiert sein. Steigende Rohstoffpreise, Engpässe in den Lieferketten und hohe Investitionen dürften trotz robuster Nachfrage in den Endmärkten auch die Profitabilität von Arbonia belasten. Wie stark der Gewinn darunter leidet, werden Anlegerinnen und Anleger am 1. März erfahren. Dann präsentiert Arbonia ihr Ergebnis für das vergangene Jahr.

Die Aktie eignet sich aus heutiger Sicht vor allem für Investoren mit einem langfristigen Zeithorizont. Den die Fokussierung auf Nachhaltigkeitstrends dürfte sich in der Zukunft als goldrichtig erweisen und die Attraktivität des Titels zusätzlich steigern. Werden doch die Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel in den kommenden Jahren intensiviert.

ManuelBoeck
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